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Landkreis Günzburg: Wie die Stadtwerke das Wasser für die Günzburger filtern

Landkreis Günzburg

Wie die Stadtwerke das Wasser für die Günzburger filtern

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    Am höchsten Punkt Günzburgs, oberhalb des Statteils Birket, wird das Wasser in Hochbehältern gelagert. Von dort gelangt es mit dem natürlichen Druck in die Stadtteile. Für die hochgelegenen Stadtteile und für den Versorgungsbereich Offingen wird der Druck zusätzlich mit Pumpen erhöht.
    Am höchsten Punkt Günzburgs, oberhalb des Statteils Birket, wird das Wasser in Hochbehältern gelagert. Von dort gelangt es mit dem natürlichen Druck in die Stadtteile. Für die hochgelegenen Stadtteile und für den Versorgungsbereich Offingen wird der Druck zusätzlich mit Pumpen erhöht. Foto: Bernhard Weizenegger

    Der Landkreis Günzburg ist nahe am Wasser gebaut – nicht nur dank seiner Flüsse wie Günz, Mindel, Kammel und Donau. Auch bei der Förderung von Trinkwasser ist der Landkreis spitze. In unserer Serie „Unser Wasser“ schauen wir diesen Sommer, wo das Wasser im

    So richtig lecker schmeckt es ja erst mal nicht, das bräunliche Wasser, dass im Untergeschoss der Günzburger Stadtwerke aus einem der Hähne fließt, die hintereinander in der Wasseraufbereitung aufgereiht sind. Eisen färbt nicht nur das aus großer Tiefe geförderte Nass, es verleiht ihm auch einen metallischen Geschmack. Beides ist jedoch gänzlich verschwunden, wenn die Günzburger bei sich zuhause den Wasserhahn aufdrehen: Sauber, geschmacklich rein und von hoher Qualität kommt das Trinkwasser bei den Verbrauchern in

    Werner Spannagel, der als Wassermeister jahrzehntelang die Günzburger Wasserversorgung im Blick hatte, hat seinen Kollegen bei der Stadtwerken einen kleinen Schatz hinterlassen: Akribisch hat er aus alten Akten, Gesprächen und der eigenen Erinnerung zusammengetragen und aufgeschrieben, wie die Günzburger

    Seine erste Wasserleitung hat Günzburg vor über 100 Jahren erhalten

    Über 100 Jahre ist es her, dass Günzburg seine erste echte Wasserleitung erhalten hat: Die Quellen des Klingelbachs wurden gefasst und in die Stadt geleitet, um die Unterstadt zu versorgen. Doch das damit geförderte Wasser reichte damals bei Weitem nicht aus, um alle Haushalte zu versorgen, diese mussten auf Hausbrunnen zurückgreifen.

    Das Führungsteam der Stadtwerke: Vorstand Johann Stelzle (rechts) wird im Sommer 2020 seinen Posten an seinen derzeitigen Stellvertreter Lothar Böck übergeben.
    Das Führungsteam der Stadtwerke: Vorstand Johann Stelzle (rechts) wird im Sommer 2020 seinen Posten an seinen derzeitigen Stellvertreter Lothar Böck übergeben. Foto: Bernhard Weizenegger

    So richtig los ging es mit der professionellen Günzburger Wasserversorgung um das Jahr 1900. Das Areal auf der Hagenweide wurde als Quellgebiet erschlossen, das dortige Wasserwerk steht noch immer. Von rund elf Kilometern wuchs das Leitungsnetz auf 38 Kilometer, die Saugbehälter wurden im Laufe der Jahre immer größer und die zunächst verlegten Tonrohre wurden durch Modelle aus Gusseisen ersetzt. Die Wurzeln der Bäume, die zum Schutz des Quellgebiets gepflanzt worden waren, waren nämlich in die Tonrohre hineingewuchert. Die zunächst mit Dampf betriebenen Pumpen wurden auf elektrische Stromversorgung umgestellt.

    Das sind die Stadtwerke Günzburg

    Vor gut 20 Jahren, am 1. Januar 1999, gründete die Stadt Günzburg den Eigenbetrieb Stadtwerke – schon damals gehörten zu den Aufgaben neben Wasser und Abwasser für die Stadt Günzburg der Betrieb der Tiefgarage in der Altstadt und des Waldbades mit seinem Wohnmobilstellplatz. 2011 kam dann noch der Bereich Energie mit dazu: Über Fotovoltaikanlagen wird Strom erzeugt, außerdem kümmern sich die Stadtwerke heute um die Bereitstellung von Energienetzen.

    Im Dezember 2012 beschloss der Stadtrat die Gründung des selbstständigen Kommunalunternehmens Stadtwerke Günzburg. Seit 2013 sind die Stadtwerke mehrheitlich (je 51 Prozent) am Strom- und Gasnetz in Günzburg beteiligt. Die übrigen jeweils 49 Prozent der Netzgesellschaften besitzen jeweils die LEW AG und die Erdgas Schwaben GmbH. Die drei Gasmotoren der Kläranlage (insgesamt 200 kW Leistung) erzeugen 600 000 Kilowattstunden pro Jahr, die Fotovoltaikanlagen (500 kWp) 450 000 Kilowattstunden.

    Pro Jahr geben die Stadtwerke Günzburg rund zwei Millionen Kubikmeter oder zwei Milliarden Liter Wasser ab, das aus elf Brunnenanlagen im Stadtgebiet gefördert wird. Versorgt werden damit Haushalte und Unternehmen in Günzburg, Limbach, Offingen und Rettenbach. Von allen Günzburger Stadtteilen wird nur Riedhausen von einem anderen Anbieter beliefert: Hier kommt das Trinkwasser von der Landeswasserversorgung Stuttgart.

    In der Kläranlage an der Dillinger Straße werden jährlich etwa 3,5 Millionen Kubikmeter oder 3,5 Milliarden Liter Abwasser gereinigt. 160 Kilometer Kanalnetz liegen im Boden unter Günzburg.

    Mittlerweile kommt das Wasser für Günzburg, Limbach, Offingen und Rettenbach aus insgesamt elf Brunnen, zwei davon sind Tiefbrunnen. „Diese beiden sind leistungsstark genug, um im Falle eines Hochwassers zeitweise auch allein die Wasserversorgung vorzunehmen“, erklärt Stelzle. 1993 war der zweite

    Wasser aus der Tiefe enthält wenig Sauerstoff

    Das Wasser, das dort aus der Tiefe kommt, enthält wenig Sauerstoff – dafür aber Eisen und Mangan. Während letztes mithilfe von Kaolin-Kieseln, durch die das Wasser sickert, gefiltert wird und das Wasser damit auch seine ursprünglich braun-rötliche Färbung verliert, wird Sauerstoff zugeführt. „Das machen die Lockenwickler, wie wir das Bauteil wegen ihres Aussehens nennen“, erklärt Johann Stelzle in der Wasseraufbereitungsanlage. Über Pumpen geht es dann für das gefilterte Wasser in den Hochbehälter und von dort aus zu 5500 Hausanschlüssen.

    Die Qualität des Wassers wird über Proben an der Entnahmestelle in der Wasseraufbereitungsanlage am Waldbad kontrolliert.
    Die Qualität des Wassers wird über Proben an der Entnahmestelle in der Wasseraufbereitungsanlage am Waldbad kontrolliert. Foto: Bernhard Weizenegger

    Für die Entnahme des Wassers aus den Tiefbrunnen müssen die Stadtwerke genaue Regeln einhalten, 75 Liter pro Sekunde aus jedem der beiden Tiefbrunnen. „Das allein reicht momentan für Günzburg absolut aus“, versichert Stelzle. Drei Millionen Kubikmeter pro Jahr sind den Stadtwerken als Entnahme genehmigt, mit im Schnitt 2,5 Millionen gibt es noch eine Reserve. Bei geschätzten 50 Kubikmetern Verbrauch pro Kopf macht der derzeitige kontinuierliche Zuwachs von Einwohnern in Günzburg um 300 bis 400 Menschen keine Sorge – sollten allerdings noch größere, wasserintensive Industrien dazu kommen, müssen die Stadtwerke neu kalkulieren. Lothar Böck, der seit Kurzem als Nachfolger von Johann Stelzle feststeht und ab dem 1. Juli 2020 den Vorstandsposten übernehmen wird, blickt in die Zukunft: „Natürlich müssen wir Überlegungen anstellen, wie wir die Wasserversorgung für die kommenden 20, 30 Jahre sichern.“

    Knapp 160 Kilometer Leitungen müssen immer wieder geprüft werden

    Für die Stadtwerke bedeutet das neben der Förderung von Wasser auch den Ausbau der Infrastruktur – die knapp 160 Kilometer Leitungsnetz unter dem Boden Günzburgs müssen immer wieder überprüft und erneuert werden. Wobei Johann Stelze sagt: „Die alten Leitungen sind nicht unbedingt die schlechtesten.“ Graugussleitungen aus der Anfangszeit um 1900, wie sie zum Beispiel im Markgrafenweg liegen, seien oft noch richtig gut. Böck: „Wir müssten etwa zwei Kilometer Leitungen pro Jahr erneuern, um im Soll zu bleiben. Das schaffen wir nicht immer, wollen uns aber steigern.“ Häuften sich in einer Straße beispielsweise die Rohrbrüche, ist das für die Günzburger Stadtwerke ein sicheres Zeichen, dass dort an den Leitungen gearbeitet werden muss.

    Für die beiden jahrzehntelangen Stadtwerke-Mitarbeiter ist wichtig, dass diese Aufgabe auch weiterhin ein Kommunalunternehmen hat – und die Wasserversorgung in Deutschland keinesfalls in private Hände fallen darf. „Das Zusammenspiel zwischen Kommune und Stadtwerken klappt bedeutend besser, als sie das mit der Privatwirtschaft könnte“, sagt Lothar Böck. Blicke man in andere Gegenden der Welt werde schnell klar, wie wichtig es ist, dass die Günzburger und ihre Nachbarn nicht auf dem Trockenen sitzen.

    Lesen Sie dazu auch den ersten Teil unserer Wasser-Serie:

    Wasserversorgung im Landkreis - Gemeinsam stark

    Am höchsten Punkt der Stadt, oberhalb des Birket, wird das Wasser in Hochbehältern gelagert. Von dort gelangt es mit dem natürlichen Druck in die Stadtteile. Für die hochgelegenen Stadtteile und für den Versorgungsbereich Offingen wird der Druck zusätzlich mit Pumpen erhöht.
    Am höchsten Punkt der Stadt, oberhalb des Birket, wird das Wasser in Hochbehältern gelagert. Von dort gelangt es mit dem natürlichen Druck in die Stadtteile. Für die hochgelegenen Stadtteile und für den Versorgungsbereich Offingen wird der Druck zusätzlich mit Pumpen erhöht. Foto: Bernhard Weizenegger
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