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Landkreis Günzburg: Wettenhauser Schülerfirma räumt reihenweise Preise ab

Landkreis Günzburg

Wettenhauser Schülerfirma räumt reihenweise Preise ab

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    Schüler des St.-Thomas-Gymnasiums Wettenhausen haben vor eineinhalb Jahren die Schülerfirma Thosta gegründet. Entwickelt wurde eine Fotobox (rechts), die für Veranstaltungen verliehen wird, und ein sogenannter Ad-Eater. Das ist ein kleines Gerät, das von Webseiten elektronisch die Werbung wegfischt. Drei Preise hat das junge Unternehmen gewonnen, das nun außerhalb der Schule als Mini-GmbH weitergeführt werden soll. Demnächst folgt der Gang zum Notar.
    Schüler des St.-Thomas-Gymnasiums Wettenhausen haben vor eineinhalb Jahren die Schülerfirma Thosta gegründet. Entwickelt wurde eine Fotobox (rechts), die für Veranstaltungen verliehen wird, und ein sogenannter Ad-Eater. Das ist ein kleines Gerät, das von Webseiten elektronisch die Werbung wegfischt. Drei Preise hat das junge Unternehmen gewonnen, das nun außerhalb der Schule als Mini-GmbH weitergeführt werden soll. Demnächst folgt der Gang zum Notar. Foto: Till Hofmann

    Das sieht man selten bei einem Finanzchef: Eine gute Miene, obwohl die Geschäfte eigentlich gar nicht laufen. Moritz Fischer aus Jettingen-Scheppach gehört zu dieser seltenen Spezies. Denn der 18-Jährige kalkuliert die Vorschusslorbeeren der beiden Produkte mit, die die Schülerfirma Thosta Group anbietet. Die sechs Buchstaben „Thosta“ stehen für „Thomasgymnasium Start up“. Das Unternehmen wurde vor rund eineinhalb Jahren gegründet – und ist das Ergebnis eines P-Seminars, an dem 14 Gymnasiasten des St.-Thomas-Gymnasiums Wettenhausen beteiligt sind. Besser gesagt: beteiligt waren. Denn vergangenen Dezember ist das Projekt der Abiturienten ausgelaufen.

    Moritz Fischer ist der Herr der Zahlen – verantwortlich für die Finanzen.
    Moritz Fischer ist der Herr der Zahlen – verantwortlich für die Finanzen. Foto: Till Hofmann

    Das bedeutet nicht das Ende dieser Idee und der Firma selbst. Denn zwölf der 14 Schülerinnen und Schüler wollen die Thosta Group als Mini-GmbH weiterführen. Zum Start reicht ein Stammkapital von einem Euro. Das ist dann möglich, wenn in jedem Jahr jenes Stammkapital mit mindestens 25 Prozent des Gewinns vermehrt wird. „Diese Voraussetzung haben wir“, sagt der Vorstandsvorsitzende Paul Winkler, ebenfalls 18 Jahre alt. „In den nächsten Wochen gründen wir die Gesellschaft und gehen zum Notar“, erklärt der redegewandte junge Mann aus Günzburg, dessen Abiturprüfungen in gut zwei Monaten beginnen.

    700 Euro Preisgeld

    Auf schwäbischer Ebene ist das P-Seminar bereits ausgezeichnet worden – und 200 Euro flossen in die Kasse der Thosta Group. Weitere 500 Euro kommen hinzu, weil auch das Kultusministerium der Ansicht war, was die Gymnasiasten aus Wettenhausen hinbekommen haben, gehört in diesem Jahr zu den besten Projekt-Seminaren im Freistaat. Die virtuelle Preisverleihung ist am 23. März. Mit diesen 700 Euro kann aber jetzt schon geplant werden – daher das leichte Grinsen im Gesicht des Zahlen-Mannes dieses Jungunternehmens.

    Paul Winkler, der Vorstandsvorsitzende der Thosta Group.
    Paul Winkler, der Vorstandsvorsitzende der Thosta Group. Foto: Till Hofmann

    Schließlich hat auch das Institut der Wirtschaft aus Köln – von dort aus werden die Juniorfirmen in Zusammenarbeit mit den teilnehmenden Schulen koordiniert und unterstützt – den jungen Frauen und Männern aus dem Gymnasium im Kammeltal einen ersten Preis auf bayerischer Ebene zuerkannt. Mit einem Geldbetrag war das nicht verbunden. Dafür gab es einen schmucken Bleikristallpokal.

    Die Thosta-Produkte

    Fotobox Zwischen 90 und 110 Euro nimmt die Schülerfirma für einen Event-Einsatz der selbst gebauten Fotobox. Neben Digital-Fotos kann auf Wunsch den Interessenten im Anschluss auch ein zusammengeschnittenes Video angeboten werden. Denn auch das, was vor, während und nach der Aufnahme vor der Fotobox geschieht, kann lustig sein. Zu den Aufnahmen gelangen Berechtigte mithilfe eines QR-Codes. Auf einen Fotodrucker, der die Ergebnisse sofort vor Ort liefert, wurde verzichtet.

    Ad-Eater Er deckt das gesamte Heimnetzwerk inklusive WLAN ab und blockiert dabei fast die gesamte Werbung auf allen Geräten. Auch Webseiten, die Ad-Blocker erkennen und ihrerseits blockieren, sind nach Auskunft der Juniorfirma kein Problem. Der Ad-Eater wird einfach an den Router angeschlossen. Nach einem Set-up könne entspannt gesurft werden. Bei Portalen wie Instagram oder Facebook hält das Produkt (Herstellungskosten 32 Euro, Verkaufspreis 45 Euro) aus technischen Gründen die Werbung allerdings nicht fern.

    Homepage Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Schülerfirma. Die Adresse lautet www.thosta-group.com (ioa)

    Zwei Produkte sind bislang erdacht und gebaut worden. Das ist zum einen eine Fotobox, die für Events wie Geburtstage, Partys, Firmenfeiern und Ähnliches mehr ausgeliehen werden kann. Und zum anderen ein sogenannter Ad-Eater; ein kleines Gerät, das auf das Internetprotokoll zugreifen kann und Digitalwerbung, wie sie auf üblichen Webseiten zu sehen ist, quasi „wegisst“. Wer kostenfrei beispielsweise ein Spiel hochgeladen hat, muss dies dann nicht mehr mit permanenter Werbeunterbrechung „bezahlen“.

    Valentin Scheppach, Marketing und Leitung des Fotobox-Projekts.
    Valentin Scheppach, Marketing und Leitung des Fotobox-Projekts. Foto: Till Hofmann

    Eine große Resonanz hat es bisher nicht auf die Produkte und den Service der Thosta Group gegeben – was allerdings weder an mangelnder Kreativität noch an fehlender Qualität liegt. Der Gegner ist mächtig und heißt Corona. „Gerade als wir mit unserer Fotobox anfangen wollten, ist die Pandemie gekommen“, sagt der 19 Jahre Valentin Scheppach, der dieses Teil-Projekt geleitet hat und für den Bau verantwortlich war. Als natürliches Werkmaterial wurde Holz für den Korpus verwendet, nachdem zunächst Zeichnungen angefertigt worden waren und sich die Belegschaft der Juniorfirma die Box noch besser anhand zweier Modelle (Maßstab 1:10) aus dem 3D-Drucker vorstellen konnte.

    Benjamin, der Programmierer vom Dienst

    Das Verleihgeschäft lief gut an. Die Fotobox stand – natürlich neben dem jeweiligen Brautpaar – auf zwei Hochzeiten im Mittelpunkt. Schulveranstaltungen sind dazu gekommen. Ungefähr 500 Fotos sind in wenigen Wochen entstanden, bis Corona Einzug hielt und den Schulalltag bis heute nicht mehr losgelassen hat. Ähnlich ist es mit dem Ad-Eater. Der wurde – wie auch die Fotobox – von Benjamin Meyer, 17 Jahre alt aus Günzburg – mitprogrammiert. Wie viele Stunden er dafür verwendet hat, kann er nicht sagen. Denn wenn Technik so viel Spaß macht, schaut man nicht unbedingt auf die Uhr. Sieben Geräte sind inzwischen vorbestellt worden.

    Benjamin Meyer, Programmierer der Fotobox und Projektleitung Ad-Eater.
    Benjamin Meyer, Programmierer der Fotobox und Projektleitung Ad-Eater. Foto: Till Hofmann

    Bernd Hihler, der am St.-Thomas-Gymnasium Mathematik sowie Wirtschaft und Recht lehrt, freut sich als verantwortlicher Betreuer nicht nur über den Erfolg der Thosta Group. Ihm gefällt vor allem die Eigenmotivation der Teilnehmer. „Da muss niemand zu irgendetwas bewegt werden. Was Besseres kann einem nicht passieren“, sagt der stellvertretende Schulleiter.

    Lara Weisensee übt die Funktion der Verwaltungsleiterin in der Firma aus.
    Lara Weisensee übt die Funktion der Verwaltungsleiterin in der Firma aus. Foto: Till Hofmann

    Seit 13 Jahren bereits nimmt die Schule das Angebot des privaten Wirtschaftsforschungsinstituts mit Sitz in Köln an – und gründet seither Jahr um Jahr eine Schülerfirma. „Wir wollen ja, dass im Unterricht nicht nur in der Theorie etwas durchgenommen wird. Gelerntes kann erfolgreich in der Praxis angewendet werden. Das soll dieses Projekt zeigen“, sagt Hihler.

    Jeder hat seine Aufgabe. Und gemeinsam wird was draus

    Den Rücken frei hält den Tüftlern, Handwerkern, Programmierern, Marketing- und Finanzchefs Lara Weisensee. Sie ist die Verwaltungsleiterin der Thosta Group. Und bei der Erstellung eines Flyers war die 18 Jahre alte Offingerin auch dabei. Arbeitsteilig und zugleich im Teamwork – so soll das auch in Zukunft laufen.

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