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Landkreis Günzburg: Wenn im Internet aus Sorge Hetze wird

Landkreis Günzburg

Wenn im Internet aus Sorge Hetze wird

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    Das Internet bietet viele Vorteile, auch für die Polizei. Doch oft kursieren falsche Gerüchte auf den sozialen Plattformen wie Facebook.
    Das Internet bietet viele Vorteile, auch für die Polizei. Doch oft kursieren falsche Gerüchte auf den sozialen Plattformen wie Facebook.

    Ein Mann spricht auf einer Straße fremde Kinder an: Über derartige Fälle hat unsere Zeitung in den vergangenen Wochen häufiger berichtet. Einmal spielte sich das so in Offingen ab, einmal in Münsterhausen und erst am vergangenem Freitag wurde ein ähnlicher Vorfall aus Hochwang bekannt. Doch wie sich bei einem Zwölfjährigen in

    Welche Folgen falsche Meldungen haben können

    Der Pressesprecher des Präsidiums Schwaben Süd/West, Christian Eckel, sagt deshalb: „Generell rate ich davon ab, eigene Warnmeldungen zu veröffentlichen beziehungsweise weiter zu verbreiten, vor allem wenn die Quelle unbekannt ist. Wenn Kinder in verdächtiger Art angesprochen werden, soll dies unverzüglich der Polizei gemeldet werden.“ Eckel sieht zwar Vorteile in den sozialen Netzwerken: Schüler tauschen sich vorwiegend darüber aus und erfahren dort auch von Verdachtsfällen. Eigene Beobachtungen teilen sie dann eventuell ihren Eltern mit, die sich an die

    So wie Ende September im Fall Offingen: Der Junge stieg freiwillig ins Auto eines ihm nicht bekannten Mannes ein, mit dem er dann einen Ausflug unternahm. Ein anderer Bub erfand eine ähnliche Geschichte und meldete diese falsche Nachricht der Polizei. „Das war eine Lüge“, sagt Eckel heute, doch die Nachricht des Jungen war bereits in den sozialen Netzwerken verbreitet. Im schlimmsten Fall könne eine falsche Aussage zur Stigmatisierung oder sozialen Ächtung des angeblichen Täters führen. Eckel spricht auch von „Rufmord im Internet“. Menschen, die absichtlich falsche Botschaften veröffentlichen, liefen Gefahr, unter anderem strafrechtlich verfolgt zu werden.

    Elf Fälle von angesprochenen Kindern

    Im Landkreis Günzburg gab es im vergangenem Jahr 14 Fälle von angesprochenen Kindern, die der Polizei gemeldet wurden. Heuer zählt sie bislang elf. In einigen Fällen gelang den Beamten die Ermittlung der gesuchten Person. Manche Aussagen entsprachen aber nicht der Wahrheit oder blieben ungeklärt. Die Polizei tue sich sehr schwer, eine Trennlinie zu ziehen, erklärt der Pressesprecher. Vor allem bei Kindern, die einen gewissen Druck durch ihre Eltern erfahren. „Sie fragen nach. Die Kinder spüren dann eine Erwartungshaltung“ – sie sollen sich äußern. Auch durch das Lesen von bereits veröffentlichten Beiträgen im Internet vermischten die Kinder manchmal Geschehenes mit Gelesenem oder suchten Ausreden, weil sie zu spät nach Hause gekommen sind. Für die Beamten sei es nahezu unmöglich, einen Vorfall richtig einzustufen, wenn der Inhalt eines Gesprächs nicht bekannt ist, wie beispielsweise in Hochwang.

    Christian Eckel erklärt: „Für Kinder in Not ist jeder Erwachsene ein wichtiger Ansprechpartner. Kinder sollen wissen, dass sie von ihnen Hilfe erwarten können. Dennoch ist es wichtig, dass sie nicht mit fremden Personen mitgehen, in deren Autos einsteigen oder auf Griffweite herantreten – egal, was ihnen vorgegaukelt wird.“

    Er rät: Falls Kinder nach dem Weg gefragt werden, sollen diese „höflich aber bestimmt“ auf Erwachsene verweisen, die ihn „sicher besser erklären können“. Und wenn den Kindern die Situation seltsam vorkomme, sollten sie sich unbedingt Auto, Kennzeichen und die Beschreibung der Person merken. Richtig verhalten sollten sich Betroffene, besonders was die sozialen Netzwerke im Internet angeht, nach Aussage von Christian Eckel folgendermaßen: Verdächtige Erzählungen der Polizei melden, Informationen von Dritten hinterfragen, die Quellen prüfen und im Zweifel keinen Eintrag im Internet teilen.

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