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Landkreis Günzburg: Was wird aus Gundremmingen ohne das Atomkraftwerk?

Landkreis Günzburg

Was wird aus Gundremmingen ohne das Atomkraftwerk?

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    Noch ist es unvorstellbar, dass das Atomkraftwerk Gundremmingen einmal aus dem Orts- und Landschaftsbild verschwinden könnte. Doch die endgültige Abschaltung der Anlage rückt näher und der Rückbau schreitet voran.
    Noch ist es unvorstellbar, dass das Atomkraftwerk Gundremmingen einmal aus dem Orts- und Landschaftsbild verschwinden könnte. Doch die endgültige Abschaltung der Anlage rückt näher und der Rückbau schreitet voran. Foto: Bernhard Weizenegger (Foto und Montage)

    Ende 2021 wird der letzte noch laufende Block des Atomkraftwerks (AKW) Gundremmingen abgeschaltet. Wohl um das Jahr 2040 wird das Gelände aus der atomrechtlichen Überwachung entlassen, der Rückbau dann also beendet sein. Das Zwischenlager mit den Castorbehältern wird noch länger in Betrieb bleiben. Lange hat die Gemeinde gut vom AKW gelebt, doch was wird, wenn die Kernkraft-Ära vorbei ist?

    Antworten auf diese Frage will eine Studie der Universität Kassel geben. Professor und Diplom-Ingenieur Stefan Rettich vom Fachbereich Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung will mit Studenten untersuchen, welche Auswirkungen die Schließung des Kraftwerks auf den Ort hat und ein Konversionskonzept erstellen.

    Gundremmingen hat eine besondere Beziehung zum AKW

    Klar ist, dass es in Gundremmingen im Gegensatz zu manch anderem Standort eine besondere Beziehung zwischen Gemeinde und AKW gibt, was nicht nur am Wappen sichtbar wird, das unter anderem ein goldenes Atomsymbol beinhaltet. Man ist eng verbunden, Proteste außer allgemein von Kernkraftgegnern sind hier unbekannt. 1975 wurde sogar die 40 Wohneinheiten umfassende Eichbrunnensiedlung für die Angestellten im Block A gebaut, wird in der Voruntersuchung der Universität hervorgehoben.

    Darin steht auch, dass Bürgermeister Tobias Bühler (CSU) die Anlage für die Einwohner als „identitätsstiftenden Teil ihres Zuhauses und Alltagslebens“ einschätzt. Obwohl er es nicht für sinnvoll halte, „Ressourcen in ein Konzept für die Fläche des Kraftwerks zu investieren, sagt er im gleichen Zusammenhang, dass er die Zukunft der Fläche in jedem Fall gewerblich sehe. Wie genau sich diese dann gestaltet, könne wegen Unvorhersehbarkeiten der Rahmenbedingungen heute noch nicht beantwortet werden.“

    Soll das AKW Gundremmingen als Mahnmal erhalten bleiben?

    Es stellt sich auch die Frage, ob ein städtebauliches Konzept für den Erhalt der dekontaminierten Kraftwerksgebäude sinnvoll ist. Der Bürgermeister spreche von einer Landmarkfunktion und halte das Argument, das Kraftwerk störe das Landschaftsbild, für fraglich. „Das Gegenteil sei der Fall, da seine und die jüngere Generation den Ort nicht anders kenne und in keinster Weise mehr ein Störbild wahrnehme, wenn man gen Norden in die Landschaft blicke.“

    Da das Areal bis auf das inzwischen im Bundesbesitz befindliche Zwischenlager weiterhin bei der RWE Nuclear GmbH und der Preussen Elektra GmbH bleibt, müsse die Kommune ihre Ideen für die Nachnutzung eng mit den beiden Gesellschaften abstimmen, „wobei die Wirtschaftlichkeit und technische Umsetzbarkeit im Rahmen der gesetzlichen Richtwerte abzuwägen sind gegen den Wunsch, das Atomkraftwerk als industriekulturelles Erbe oder Mahnmal der kerntechnischen Stromerzeugung und seiner Licht- und Schattenseiten zu erhalten“.

    Im März sollen die Studenten ihre Ergebnisse einreichen

    Der Gundremminger Gemeinderat jedenfalls sieht das Vorhaben der Universität Kassel positiv und will die Studie finanziell unterstützen. Bürgermeister Bühler hatte nach Rücksprache mit dem Zweiten Bürgermeister bereits einen Zuschuss in Höhe von 2500 Euro zugesagt. Das Projekt läuft bereits, im März sollen die Studenten ihre Ergebnisse einreichen. Ziel des Vorhabens ist es, für Kraftwerkskommunen „besonders innovative Ideen, Bilder und Entwürfe zu entwickeln“ und dabei kritisch zu hinterfragen, welche Teile der Anlagen erhalten und welche für neue Zwecke umgenutzt werden können – und welche Impulse sich für die Entwicklung der jeweiligen Gemeinden „vor dem Hintergrund einer post-nuklearen Perspektive abzeichnen können“.

    Das Projekt fußt auf einem Seminar aus dem Sommersemester 2019, in dem alle deutschen Kernkraftwerksstandorte bereits untersucht und verglichen wurden. Die Ausgangslage sei je nach Standort ganz verschieden. Ausgewählt für die Studie wurden die Standorte Brunsbüttel, Brokdorf und Krümmel in Schleswig-Holstein, Biblis in Hessen und Gundremmingen.

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