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Landkreis Günzburg: Verzweifelter Intensivmediziner im Video: "Sind kurz davor, Zustände wie in Bergamo zu haben"

Landkreis Günzburg

Verzweifelter Intensivmediziner im Video: "Sind kurz davor, Zustände wie in Bergamo zu haben"

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    Dr. Gregor Kemming, der Chef der Intensivmedizin im Günzburger Kreiskrankenhaus, äußert sich im Interview eindringlich zur Corona-Lage.
    Dr. Gregor Kemming, der Chef der Intensivmedizin im Günzburger Kreiskrankenhaus, äußert sich im Interview eindringlich zur Corona-Lage. Foto: Till Hofmann

    Dr. Gregor Kemming ist nicht bekannt als ein Arzt, der lange lamentiert. Der Chefarzt Anästhesie und Intensivmedizin am Kreiskrankenhaus Günzburg führt im Interview mit unserer Redaktion drastisch vor Augen, was die vierte Welle mit der sogenannten Delta-Variante des Coronavirus bedeutet – und wie er die Situation beurteilt: "Die Gesamtbedrohungslage ist in Dauer, Ausmaß und Umfang mit nichts vergleichbar, was wir in der neuern medizinischen Geschichte hier in Deutschland, Europa oder weltweit erlebt haben. Kein Mensch ist sich darüber im Klaren, dass wir jeden Arbeitstag beginnen, ohne zu wissen, ob wir alle Menschen, die zu uns kommen versorgen können. Kein Mensch ist sich darüber im Klaren, dass unsere Pflegekräfte ungeachtet ihrer eigenen Gesundheit sich hier zum Teil einem Monat mit zwei Tagen Pause in die Arbeit schleppen."

    Die Perspektive ist aus Sicht Kemmings bedrückend. Im Video, das am 11. November im Besucherraum der Intensivstation des Krankenhauses aufgenommen worden ist, sagt er: "Es ist absehbar, dass wir bei anschwellender Lage nicht technisch, nicht menschlich und nicht von der Ausdauerfähigkeit in der Lage sein werden, diese Situation zu meistern."

    Überlastung wegen Corona: Warum auf Intensivstationen Personal fehlt

    Scharf greift der Mediziner die Bundespolitik an, die jede Chance verpasst habe, Menschen etwa in Pflegeberufen eine entsprechende Wertschätzung zu zeigen und den Beruf attraktiver zu gestalten. Tatsächlich fehlen in Günzburg rund 20 Prozent des Pflegepersonals, das dem anstrengenden Beruf den Rücken gekehrt hat, wie der Ärztliche Direktor Dr. Ulrich Kugelmann sagt. Der Gefäßchirurg ist seit einer Woche auch einer der beiden ärztlichen Koordinatoren im Rettungsdienstbereich Donau-Iller.

    Was die massiv angestiegenen Corona-Inzidenzen mit zuvor nicht gekannten hohen drei- und sogar vierstelligen Zahlen in Bayern bedeuten bei zugleich weniger Personal, sagt Dr. Kemming klipp und klar: "Wir sind jetzt kurz davor, dass wir tatsächlich Zustände wie in Bergamo oder Straßburg vor uns haben."

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