Corona sorgt für einen Tourismus-Einbruch auch im Landkreis Günzburg: Im ersten Halbjahr haben etwa 61600 Gäste den Landkreis Günzburg besucht – das sind 73,4 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Übernachtungen sank um 70,7 Prozent auf etwa 115000. Das sind Zahlen des Statistischen Landesamtes, die für die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Anlass ist, auf die Situation der Arbeitnehmer in dieser Branche hinzuweisen.
Denn unter der Situation litten nicht nur die Unternehmen, so Tim Lubecki, Geschäftsführer der NGG-Region Schwaben „Die Folgen sind auch für Köche, Kellner und Hotelangestellte dramatisch. Als Kurzarbeiter mussten sie deutliche Lohneinbußen in Kauf nehmen, in einer Branche, die ohnehin nur geringe Löhne zahlt“, betont Lubecki. Nach dieser „Durststrecke“ blickten viele Beschäftigte nun mit Sorge auf die Herbst- und Wintersaison.
Für August wird eine weitere Erholung erwartet
Die Gesellschaft Regionalmarketing Günzburg (RMG), die für die Förderung des Tourismus und der Wirtschaft im Landkreis zuständig ist, kennt diese Zahlen natürlich. Sie sind, als der Lockdown seine volle Wirkung entfaltet hat, noch dramatischer ausgefallen. So wurde beispielsweise im April dieses Jahres im Vergleich zum April 2019 bei den Ankünften ein Minus von 97,9 Prozent verzeichnet. 95,8 Prozent waren es bei den Übernachtungen. Doch das Regionalmarketing erkennt einen „Silberstreif am Horizont“, wie die stellvertretende Geschäftsführerin Dagmar Derck auf Nachfrage mitteilt. Im Juli nämlich hat sich der Rückgang deutlich abgeschwächt. Da fehlt verglichen mit dem Juli 2019 noch ein gutes Drittel (Ankünfte: minus 35,9 Prozent, Übernachtungen minus 33,9 Prozent).
Für August werde eine weitere Erholung erwartet. Nach dem Kenntnisstand der RMG sind die Gästeanfragen „stark“ gewesen und die Buchungen haben sich weiter positiv entwickelt. Konkrete Zahlen für diesen Urlaubsmonat liegen aber noch nicht vor.
Verstärkte Werbung kommt an
Wenn der Einbruch der Tourismuszahlen im bayernweiten Kontext bewertet wird, dann entspricht der Rückgang im Landkreis Günzburg weitgehend dem im Freistaat beziehungsweise dem im Regierungsbezirk Schwaben.
Eine der Maßnahmen, den die RMG nach eigenen Angaben ergriffen hat, ist eine verstärkte Tourismuswerbung im Bereich Naturtourismus (Donautäler, Donauwald-Wanderweg). Diese Werbung komme an und wirke. Sie hat, sagt Dagmar Derck, „durch die aktuell erneute Prämierung des Donauwald-Wanderwegs nochmals Schub bekommen“.
Nach den Beobachtungen der Tourismusförderer und auch aus Gesprächen mit den Gesellschaftern „sind uns aktuell coronabedingt keine konkreten Schließungen bekannt. Statistische Zahlen dazu liegen aber noch nicht vor, Prognosen sind hier nicht möglich, wären eher fahrlässig. Und die weitere Entwicklung hängt stark vom weiteren Infektionsgeschehen ab“, heißt es von der RMG. Rückmeldungen aus dem Bereich Privatvermietung, die in der Statistik nicht enthalten ist, sind zu großen Teilen positiv (Monteure, Radfahrer/Wanderer, die zum Teil auch länger bleiben).
Hoffnung Deutschlandtourismus
Die mittelfristige Prognose fällt nach Aussage der Tourismusexperten für den Landkreis Günzburg alles andere als schlecht aus. Gebaut wird dabei – auch eine Auswirkung von Corona – auf die Zunahme des Deutschlandtourismus. Der werde sich gerade im Bereich der Premium-Rad- und -Wanderwege entsprechend gut auswirken. „Hier erschließen wir neue Kundengruppen.“
Wie profitieren davon die 1900 Personen, die nach Arbeitsagentur-Angaben im Hotel- und Gaststättengewerbe im Landkreis Günzburg beschäftigt sind? Die Gewerkschaft NGG hat einen anderen Fokus und betrachtet das bis Ende 2021 verlängerte Kurzarbeitergeld als geeignetes Instrument, um eine Arbeitslosigkeit zu vermeiden. NGG appelliert zugleich an die Unternehmen, die Kurzarbeit für die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter zu nutzen. „Wer wegen Corona nicht arbeiten kann, sollte die Möglichkeit einer beruflichen Weiterbildung bekommen. Das ist ein Beitrag gegen den Fachkräftemangel, der in Hotels und Restaurants unabhängig von der Pandemie eklatant ist. Und Beschäftigte können einen Schritt auf der Karriereleiter machen, etwa von der Küchenhilfe zur Köchin, vom Restaurantfachmann zum Hotelfachmann“, unterstreicht Geschäftsführer Lubecki. (ioa, zg)
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