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Landkreis Günzburg: SPD warnt im Kreistag vor der Alternative für Deutschland

Landkreis Günzburg

SPD warnt im Kreistag vor der Alternative für Deutschland

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    Das ist der Hauptraum der früheren Synagoge Ichenhausen. Der Kreistag hat sich in einer Resolution gegen Antisemitismus ausgesprochen.
    Das ist der Hauptraum der früheren Synagoge Ichenhausen. Der Kreistag hat sich in einer Resolution gegen Antisemitismus ausgesprochen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Das Lob des Antisemitismusbeauftragten der Staatsregierung, Ludwig Spaenle, ist bei den Günzburger Kreisräten angekommen. Der Kreis Günzburg ist der erste in Bayern, der mit einer Resolution Flagge zeigt gegen antisemtische Umtriebe und damit deutlich ausdrückt, dass so etwas im Landkreis nicht geduldet wird.

    Bei Worten wollen es die Kreispolitiker nicht belassen, wie im Kreistag nun deutlich wurde. CSU-Fraktionsvorsitzender Hans Reichhart schlug vor, mit Stelen oder sogenannten Stolpersteinen an jüdische Mitbürger zu erinnern, die vor der Zeit des Nazi-Regimes ein angesehener Teil der Gesellschaft waren. Dann wurden sie verhöhnt, verfolgt, ermordet. Die einst blühende jüdische Landgemeinde Ichenhausen war plötzlich im Jargon der Nationalsozialisten „judenrein“.

    Lenz: Es gibt noch spannende Geschichten zu entdecken

    Harald Lenz, Fraktionschef der Grünen im Kreistag, schlug vor, alle jüdischen Kulturgüter im Kreisgebiet erst einmal zu benennen. „Da gibt es noch spannende Geschichten zu entdecken“, ist er sich sicher.

    Und der SPD-Fraktionsvorsitzende Gerd Olbrich hatte für seine Kreistagskollegen eine Buchempfehlung: „Lauf, Ludwig, lauf!“ von Rafael Seligmann. Darin beschreibt der Berliner Autor die Jugendjahre seines Vaters in Ichenhausen und die Bedrohung durch die sich anbahnende Diktatur.

    Seligmann hatte vor wenigen Monaten die erste öffentliche Lesung in Ichenhausen gehalten (wir berichteten).

    Unter Kollegen, am Stammtisch, im Chatroom

    Olbrich nahm die Kreistags-Resolution auch zum Anlass, um auf antisemtische Taten in unserem Land aufmerksam zu machen. Man dürfe als Politiker, aber auch als Bürger nicht müde werden, unter Kollegen, am Stamnmtisch oder im Chatroom sein Wort zu erheben, wenn sich Judenhass breit mache, „auch wenn man manchmal dazu keine Lust hat“.

    Im Wortlaut

    „Der Kreistag des Landkreises Günzburg bekennt sich zum Engagement gegen Antisemitismus und macht sich folgende Definition von Antisemitismus zu eigen: ,Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort und Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum, sowie gegen jüdische Gemeinde-institutionen und religiöse Einrichtungen. Erscheinungsformen von Antisemitismus können sich auch gegen den Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, richten.’ Der Landkreis Günzburg verurteilt jede Form des Antisemitismus und wird auch in Zukunft entschieden dagegen eintreten.“

    Er rief außerdem zu einem „politischen Kampf gegen die AfD“ auf. Die Partei „führt sich so auf wie der gute Nachbar von nebenan“. Für den Sozialdemokraten ist das eine Mogelpackung, was an dem nationalistisch-völkischen Flügel dieser Partei erkennbar sei.

    Im neuen Kreistag wird vermutlich auch die AfD vertreten sein. Den Sitzungssaal hat sich der Landtagsabgeordnete Gerd Mannes (Leipheim) dem Vernehmen nach schon einmal angesehen.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Till Hofmann:

    Antisemitismus-Resolution: Wir brauchen mehr als Worte

    Lesen Sie außerdem:

    Spaenle: Landkreis ist „Vorreiter in Bayern“

    Landkreis Günzburg will gegen Antisemitismus kämpfen

    Warum Rafael Seligmann in Ichenhausen gelesen hat

    Die Vertreibung aus dem Paradies Ichenhausen

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