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Landkreis Günzburg: Offinger schimpfen über Kiesabbau

Landkreis Günzburg

Offinger schimpfen über Kiesabbau

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    Gegen den Bau der Südumfahrung haben Ariane und Lars Kebschull sowie Katrin und Markus Kiesel (von links) nichts einzuwenden. Doch dass sie nun auch noch eine Kiesgrube vor die Nase gesetzt bekommen haben, verärgert die Bewohner des Neubaugebiets am südlichen Ortsrand von Offingen (im Hintergrund). 
    Gegen den Bau der Südumfahrung haben Ariane und Lars Kebschull sowie Katrin und Markus Kiesel (von links) nichts einzuwenden. Doch dass sie nun auch noch eine Kiesgrube vor die Nase gesetzt bekommen haben, verärgert die Bewohner des Neubaugebiets am südlichen Ortsrand von Offingen (im Hintergrund).  Foto: Bernhard Weizenegger

    Binnen weniger Tage ist neben der Trasse für die neue Offinger Ortsumfahrung die Kiesgrube entstanden. Die Firma Leitenmaier drückt aufs Tempo: Täglich sind von 7 bis 17 Uhr Bagger und Arbeiter im Einsatz, um den begehrten Rohstoff zu fördern. Bis zu 3000 Tonnen Kies bauen sie pro Tag ab. Insgesamt sollen aus der Grube 30000 Kubikmeter Kies herausgeholt werden, was in etwa 3000 Lastwagenladungen entspricht.

    Ariane und Lars Kebschull sehen von ihrem Haus aus die an- und abfahrenden Lastwagen und die Baggerarme, die sich hinter einem meterhohen Lärmschutzwall hin– und herbewegen. Den ganzen Tag über hört das Ehepaar ein monotones Brummen. „Am schlimmsten ist das Gepiepse, wenn die Baufahrzeuge rückwarts fahren“, sagt

    Seit März leiden die Kebschulls, die in der Anton-Günther-Straße am südlichen Ortsrand von Offingen wohnen, unter dem Lärm der Baustelle für die neue Umgehungsstraße. „Und dann kriegst du auch noch ein Kieswerk vor die Nase gesetzt“, schimpft Ariane Kebschull.

    55 Meter zwischen Haus und Kiesgrube

    Als im Juli bekannt wurde, dass die Lorenz Leitenmaier KG aus Ziemetshausen in der Nähe des Wohngebietes Kies für die Baustelle abbauen will, sind die Anwohner auf die Barrikaden gegangen. „Wir haben nichts gegen die Umgehung“, betont Markus Kiesel, Nachbar der Kebschulls. Doch die Kiesgrube war zuviel. 147 Unterschriften hat Kiesel gegen das Vorhaben gesammelt. Zweimal hat sich der Markt Offingen aufgrund der Anwohnerproteste gegen die Kiesgrube ausgesprochen. Dennoch hat das Landratsamt den Kiesabbau am 31. Oktober genehmigt (wir berichteten).

    55 Meter, so hat Kiesel gemessen, sind es vom Grundstück der Kebschulls bis zum Erdwall der Kiesgrube. Aus Sicht der Anwohner ist das zu wenig, aus Sicht des Landratsamts jedoch ausreichend. „Wir haben kein Vertrauen mehr zur Behörde“, sagt Kiesel. Er achtet nun genau darauf, dass alle Vorgaben, die im 39 Seiten starken Genehmigungsbescheid stehen, auch eingehalten werden. Der Schutzwall sei zum Beispiel zu niedrig, sagt Kiesel.

    Auf Nachfrage unserer Zeitung sagt Peter Kaufmann, Leiter des Fachbereichs Wasserrecht beim Landratsamt, dass allen ernsthaften Hinweisen auf Verstöße nachgegangen werde. „So intensiv ist noch kein Kiesabbau beäugt worden“, glaubt Kaufmann angesichts der Zahl der Einwände. Er betont allerdings, dass sein Fachbereich, das Bauamt und der Umweltingenieur des Landratsamts keine zwingenden Gründe gefunden hätten, die gegen den Kiesabbau an der Stelle sprechen. Deshalb sei der Antrag der Firma auch genehmigt worden.

    Anwohner sehen Ungereimtheiten - Firma widerspricht

    Anwohner Markus Kiesel spricht von einigen „Ungereimtheiten“ in den Antragsunterlagen. Dazu gehört die auf 32500 Kubikmeter (m³) begrenzte Abbaumenge. Das Material darf nur für den Bau der Umgehungsstraße verwendet werden. „So viel wird doch gar nicht mehr benötigt“, sagt er. Dem widerspricht jedoch Firmenchef Peter Leitenmaier: „Für die Trasse selbst werden mit den Anschlüssen im Osten und Westen noch 20000 m³ gebraucht, für die Feldwege noch 10000 m³.“

    Ein weiterer Kritikpunkt der Anwohner: Die Firma hätte eine andere Fläche für den Abbau nutzen können, die auf der anderen Seite der neuen Trasse und damit weiter entfernt vom Wohngebiet liegt. „Ich habe zwei Alternativflächen angeboten“, sagt der Landwirt Georg Remmele. Doch auf Nachfrage sagt Peter Leitenmaier: „Ein solches Angebot ist mir nicht bekannt.“

    Daniel Waibel, Grubenbeauftragte der Firma, versteht den Unmut der Bevölkerung nicht. Aus ökologischer Sicht sei es dass Sinnvollste, den Rohstoff für die Baustelle vor Ort abzubauen. Andernfalls müsse der Kies aus dem Allgäu angeliefert werden. Außerdem greift die Firma laut dem Geologen nur temporär in die Natur ein. „In sechs Monaten ist die Sache erledigt.“

    Bis 31. Mai muss die Grube wieder mit Bodenaushub verfüllt sein. Laut Waibel wird das bereits im Winter gemacht. Er versichert: „Es wird auf keinen Fall ein Lastwagen durchs Wohngebiet fahren.“ Die asphaltierte Zufahrt, die von der Trasse der Umgehungsstraße zur Grube hinabführt, werde bestehen bleiben, bis die Wiederverfüllung abgeschlossen ist. Anschließend werde die Fläche neu bepflanzt.

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