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Landkreis Günzburg: ÖPNV: Die Busse kommen nur langsam ins Rollen

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ÖPNV: Die Busse kommen nur langsam ins Rollen

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    Langsam steigen die Zahlen der Busfahrgäste wieder an. BBS-Geschäftsführer Josef Brandner ist erleichtert, dass es wieder aufwärts geht – auch mit den Flexibussen. Die sind seit 4. Mai wieder voll im Einsatz.
    Langsam steigen die Zahlen der Busfahrgäste wieder an. BBS-Geschäftsführer Josef Brandner ist erleichtert, dass es wieder aufwärts geht – auch mit den Flexibussen. Die sind seit 4. Mai wieder voll im Einsatz. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Nach wochenlanger Unsicherheit und der Empfehlung, wenn möglich zu Hause zu bleiben, kehrt langsam eine „neue Normalität“ ein. Restaurants und Geschäfte sind wieder geöffnet, Freizeitparks empfangen Besucher und die Reisewarnung soll am 15. Juni für europäische Länder entfallen. Und auch für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) scheinen bessere Zeiten wieder in Sichtweite. Denn mit der Öffnung von Geschäften und der schrittweisen Rückkehr in den Schulalltag steigt langsam die Zahl der Fahrgäste wieder an.

    Die Betonung liegt dabei auf „langsam“. „Was wir an öffentlichen Verkehrsmitteln im Landkreis haben, ist noch lange nicht so ausgelastet wie vor der Corona-Krise“, sagt Christoph Langer, Geschäftsbereichsleiter für Öffentliche Sicherheit und Ordnung am Landratsamt Günzburg und Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Mittelschwaben (VVM). So würden sich insbesondere ältere Personen, die neben den Schülern den größten Anteil der Fahrgäste ausmachten, eher zurückhalten.

    Auch die Schüler fahren seltener

    Doch auch die Schüler nutzen die Busse seit der teilweisen Öffnung der Schulen weniger als zuvor. „Viele Eltern fahren ihre Kinder lieber selbst in die

    Josef Brandner, Geschäftsführer des Unternehmens „Brandner Bus Schwaben“ (BBS), kann davon ein Lied singen. Genaue Zahlen will er nicht nennen, doch in den vergangenen Wochen seien Erlöse im sechsstelligen Eurobereich weggebrochen. „Das sind hohe Einbußen für uns. Es gilt jetzt, diese schmerzliche Phase durchzustehen und in den kommenden Monaten und Jahren darauf hinzuarbeiten, dass die Busse wieder so in Anspruch genommen werden wie vor der Krise“, sagt er. Das seien mühsame Schritte, insbesondere, da die bestehenden Kosten ja weiterliefen.

    Fahrzeug wird regelmäßig durchlüftet

    Auch der Aufwand, den die Unternehmen zur Einhaltung der Corona-Regelungen betreiben, ist groß. Man habe ein Hygienekonzept entwickelt und die Fahrer entsprechend geschult. Zu diesem Konzept gehört das regelmäßige Durchlüften des Fahrzeugs, die Desinfektion der benutzten Oberflächen und eine Schutzwand für den Fahrer, ähnlich denen an den Supermarktkassen. „Und natürlich gilt die Maskenpflicht auch bei uns, so schützen sich die Gäste gegenseitig.“

    Diesen Bemühungen schreibt Brandner zu, dass mittlerweile wieder zwischen 50 und 55 Prozent der vorherigen Auslastung erreicht ist, sowohl in den Groß- wie auch in den Flexibussen. Jede Woche überprüft er, wie weit die Gästezahlen prozentual im Vergleich zur Vorwoche gestiegen sind. Dazu nennt er auch ein Beispiel: „In der Woche vom 25. bis 29. Mai haben wir einen Anstieg von ungefähr 30 Prozent im Vergleich zu der vorangegangenen Woche verzeichnet.“ Das sei auch in etwa die Zeit gewesen, in der man gemerkt habe, dass es wieder aufwärtsgehe. Am 16. März, als die Schließung der Schulen beschlossen wurde, stellte Brandner den Betrieb der Großbusse auf den Ferienfahrplan um. Die Fahrten der Flexibusse wurden am 20. März komplett eingestellt. „Wir hatten im Flexibus nicht die gleichen Möglichkeiten, um den Fahrer abzuschirmen wie in den

    Zahl der Schwazfahrer ist sprunghaft gestiegen

    Und auch in den Großbussen ergab sich ein unerwartetes Problem: Da die Fahrer durch ein Absperrband geschützt wurden, konnten die Fahrgäste keine Tickets mehr kaufen. Die Zahl der Schwarzfahrer stieg daraufhin um 100 Prozent. „Das war der Grund, dass wir unsere E-Ticket-App, die schon im Silent Launch war, kurzfristig aktiviert haben.“ Das sei natürlich auch im Hinblick auf die Hygienemaßnahmen durch die bargeldfreie Bezahlung ein großer Vorteil.

    Seit 27. April läuft der Busbetrieb wieder normal, seit 4. Mai sind auch die Flexibusse wieder voll im Einsatz. Die Fahrer seien heilfroh, endlich aus der Kurzarbeit zurückkehren zu dürfen – auch wenn die Fahrgäste noch zögerlich sind. „Es herrscht natürlich Zurückhaltung, nicht nur aus Vorsicht, sondern auch, weil viele Besuchspunkte, zu denen man normalerweise mit dem Bus gefahren wäre, noch nicht zugänglich sind“, erklärt Brandner.

    Brandner ist skeptisch

    Vergangene Woche wurde bekannt, dass die Große Koalition in Berlin 2,5 Milliarden Euro für den ÖPNV vorgesehen hat, um die entgangenen Fahrgelderlöse aufzufangen. Brandner steht dieser Ankündigung skeptisch gegenüber. „Meine Erfahrungen der vergangenen Monate haben gezeigt: je großspuriger die Ankündigungen, desto kniffeliger, bürokratischer und langwieriger die Verfahren zur Umsetzung.“ Es bleibe abzuwarten, ob die Europäische Union diesen Plan absegne und in welchem Umfang das Geld dann vom Freistaat angereichert werde.

    „Wir sind eine hoch entwickelte Gesellschaft, wenn alles gut läuft, ist es wunderbar, aber wenn Störfaktoren auftreten, sind wir gar nicht mehr bereit, ideenreich damit umzugehen“, findet Brandner und fügt hinzu: „Aber ich lasse mich nicht unterkriegen.“ Man müsse jetzt einfach abwarten, was die Zukunft bringe.

    Das sieht auch Christoph Langer aus dem Günzburger Landratsamt so. „Wenn wieder mehr Schüler in die Schule dürfen und die Busse nutzen, müssen wir das Infektionsgeschehen und die Auslastung im Blick behalten und immer neu bewerten, damit wir entsprechend darauf reagieren können.“

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