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Landkreis Günzburg: Notbetreuung: An Grundschulen im Kreis Günzburg sind immer mehr Kinder zu betreuen

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Notbetreuung: An Grundschulen im Kreis Günzburg sind immer mehr Kinder zu betreuen

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    Die Zahl der Kinder, die während des Lockdowns außerhalb des Elternhauses betreut werden müssen, steigt im Landkreis Günzburg an. An der Grundschule Reisensburg werden etwa zehn Prozent der Schüler vor Ort betreut. Das Foto zeigt Lehrerin Veronika Ammann, die die Notbetreuung der  Erst- und Zweitklässler übernimmt.
    Die Zahl der Kinder, die während des Lockdowns außerhalb des Elternhauses betreut werden müssen, steigt im Landkreis Günzburg an. An der Grundschule Reisensburg werden etwa zehn Prozent der Schüler vor Ort betreut. Das Foto zeigt Lehrerin Veronika Ammann, die die Notbetreuung der Erst- und Zweitklässler übernimmt. Foto: Silvia Schmidt

    Seit mehreren Wochen sind Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Noch bis mindestens 14. Februar bleibt das auch so. Wer sein Kind allerdings nicht zu Hause betreuen kann, hat die Möglichkeit, es in die Notbetreuung zu schicken – im Gegensatz zum ersten Lockdown ist dabei die Systemrelevanz der Arbeit nicht von Bedeutung. Und so steigt auch im Landkreis Günzburg die Zahl der Kinder, die außerhalb des Elternhauses betreut werden müssen. Schulamtsleiter Thomas Schulze teilt auf Anfrage mit, dass im Schnitt 6,5 Prozent der Mädchen und Buben an den 25 Grund- und neun Mittelschulen Notbetreuung in Anspruch nehmen. Das seien aktuell 426 Schüler – fast 100 mehr als in der ersten Woche des Lockdowns.

    Was Fachleute seit längerem sagen, dass die Zahlen in der Notbetreuung durch die Verlängerung des Lockdowns weiter steigen werden, kann Roland Grimm, Kreisvorsitzender des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), nur bestätigen. Aus eigener Erfahrung weiß er, dass die Doppelbelastung aus Homeoffice und Homeschooling „viel Kraft raubt“.

    Notbetreuung: An zwei Mittelschulen besteht gar kein Bedarf

    Er selbst arbeitet ebenfalls von zu Hause aus und teilt sich die Betreuung der beiden Kinder mit seiner Frau auf. „Solange es geht, versuchen wir es selbst zu stemmen, allein schon deshalb, um die Kollegen vor Ort zu entlasten.“ Doch von eben jenen bekommt er auch mit, dass die Klassenzimmer sich langsam wieder füllen – mit Kindern, die nicht mehr zu Hause betreut werden, weil es die Eltern nicht mehr organisieren können.

    Vor allem Grundschulen sind davon betroffen. Die Zahlen variieren dort je nach Einrichtung und Wochentag. So kennt Schulamtsleiter Schulze zwei Mittelschulen, an denen kein einziges Kind betreut werden muss, auf der anderen Seite aber Grundschulen, an denen die Zahlen bei 22 Prozent liegen. „Die Situation ist sehr unterschiedlich, aber eindeutig mit steigender Tendenz“, sagt Schulze.

    Notbetreuung: Schulen kommen an ihre personellen Grenzen

    Aus seiner Sicht gibt es zwei Gründe dafür, dass die Notbetreuung jetzt stärker in Anspruch genommen wird: Bei den einen spielten möglicherweise die Arbeitgeber nicht mehr mit, den anderen gehe nach drei Wochen Homeschooling möglicherweise die Luft aus. Noch könnten die Schulen die Notbetreuung gewährleisten. Wenn jedoch die Zahl der Kinder steige, komme man an personelle Grenzen. Da nur kleine Gruppen gebildet werden dürften – insgesamt sind es derzeit 72 Gruppen – „binden wir viel Personal“, betont Schulze.

    Mit elf Prozent Kindern in Notbetreuung liegt die Grundschule Ichenhausen etwas über dem Landkreisdurchschnitt. Normalerweise tummeln sich hier laut Rektorin Cäcilia Tremmel-Wiringer 273 Mädchen und Buben. Was aber nach kleiner Notbetreuung klingt, sei mit großem Aufwand und „viel Arbeit“ verbunden, sagt die Schulleiterin.

    An der Grundschule Ichenhausen tummeln sich normalerweise 273 Kinder. Derzeit werden etwa elf Prozent der Mädchen und Buben vor Ort in der Schule betreut.
    An der Grundschule Ichenhausen tummeln sich normalerweise 273 Kinder. Derzeit werden etwa elf Prozent der Mädchen und Buben vor Ort in der Schule betreut. Foto: Bernhard Weizenegger

    Denn die Kinder dürften nicht durcheinander gemischt werden, sie sind nach Jahrgangsstufen getrennt und in Gruppen aufgeteilt. Nur Lehrer, die Kapazitäten frei haben, also keine Fach- oder Klassenlehrer, die gleichzeitig den Distanzunterricht leiten, kümmern sich vor Ort um die Kinder. Tremmel-Wiringer betont: „Wir versuchen auf die Kinder einzugehen, aber das Ministerium spricht ganz klar von Notbetreuung und nicht von Unterricht.“

    Notbetreuung: Schulen sind angehalten, die Gruppen klein zu halten

    Da kann ihr die Rektorin der Reisensburger Grundschule, Heidrun Rebenstorff, nur zustimmen. Die Schüler in der Notbetreuung kämen aus verschiedenen Klassen, arbeiten unterschiedlich schnell und an unterschiedlichen Aufgaben. In dieser Konstellation auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen einzugehen, sei fast unmöglich. Rund zehn Prozent der 178 Schüler finden sich zur Notbetreuung ein, von Tag zu Tag variierten die Zahlen, je nach Bedarf der Eltern. Die Gruppe der Erst- und Zweitklässler ist laut Rebenstorff mit zehn ausgelastet, mehr dürften es nicht werden, betont sie.

    Die Schulen seien angehalten, die Gruppen klein zu halten. Bei den Dritt- und Viertklässlern sind bis zu acht Kinder in einer Gruppe. Um alle zusammen kümmern sich zwei Betreuer, außerdem hilft die Rektorin selbst zwischen Schulalltagsorganisation und dem Halten von Distanzunterricht, immer wieder aus, klärt auch technische Probleme. Als Notbetreuer fungieren in der Regel Lehrer, die vor Ort wohnen, keine Klasse leiten, sondern normalerweise Unterricht im Werken geben, oder auch mal der Pfarrer, der einspringt. Rebenstorff führt eine genaue Liste, in die sich Lehrer eintragen können.

    An der Realschule Burgau werden nur fünf Kinder betreut

    Das Ganze sei aufwendig und auf Kante genäht. „Mehr Kinder dürfen es in der Notbetreuung eigentlich nicht werden. Wir haben alle Lehrer im Einsatz, krank werden darf keiner.“ Jeder gebe sein Bestes, alle seien wahnsinnig engagiert, nur so laufe auch der Distanzunterricht gut. Die Rückmeldung der Eltern sei durchweg positiv, eine Umfrage in der vergangenen Woche habe dies bestätigt. Heraus kam dabei aber noch etwas anderes: Die Kinder vermissen ihre Mitschüler, die Lehrer, den Unterricht. „Die Kinder leiden“, fasst Rebenstorff zusammen. Der Distanzunterricht sei mit Präsenzunterricht nicht vergleichbar, „es muss bald etwas anderes kommen“.

    Und wie sieht es an den weiterführenden Schulen aus? „Sehr, sehr ruhig“ sei es derzeit an der Realschule Burgau, berichtet Rektor Eberhard Lechner. Von normalerweise 420 Schülern kommen derzeit nur fünf Kinder der fünften und sechsten Jahrgangsstufe in die Notbetreuung. Eigentlich würde die Schule sogar eine Mittagsbetreuung anbieten, doch dafür sei momentan kein Bedarf. Lechner sieht zwei Gründe dafür: Zum einen seien die Schüler in einem Alter, in dem sie keine Rundumbetreuung mehr benötigten, zum anderen sei die Sorge vieler Eltern groß, dass sich ihre Kinder in der Schule mit dem Coronavirus anstecken könnten.

    Notbetreuung an der Schule: Kinder sind im IT-Raum untergebracht

    Zwei Kollegen teilen sich die Vormittagsbetreuung auf, untergebracht sind die Kinder im IT-Raum. Hier könnten sie großen Abstand zueinander halten und gleichzeitig am Computer arbeiten. „Um ganz sicher zu gehen“, gibt es laut Rektor eine CO2-Ampel, die anzeigt, wann gelüftet werden muss. Seinem Kollegium macht Lechner ein dickes Lob: Notbetreuung und Distanzunterricht seien machbar, da alle Lehrer große Einsatzbereitschaft zeigten und immer parat stünden.

    Wurden im Kinderhort Don Bosco in Günzburg in der ersten Woche nur sechs Kinder betreut, waren es in der zweiten Woche schon zehn. Inzwischen ist die Zahl auf 16 gestiegen. „Die Tendenz ist steigend“, stellt Michael Klotz fest. Als Verwaltungsleiter der katholischen Pfarreiengemeinschaft Günzburg ist Klotz für neun Kindergärten im nördlichen Landkreis zuständig und seit 1. September vergangenen Jahres auch für den Hort.

    Im Kinderhort Don Bosco steigt die Zahl der Kinder in Notbetreuung

    Normalerweise werden hier bis zu 54 Kinder betreut, jetzt kümmern sich fünf Erzieherinnen im Schichtbetrieb um die Mädchen und Buben, die in zwei Gruppen aufgeteilt sind und sich nicht vermischen dürfen. Klotz betont, dass man weit entfernt vom Alltag sei, „es ist eine Notlösung, damit Eltern ihre Kinder versorgt wissen“. Es sei leider eine Situation, die keinen glücklich mache.

    Im Kinderhort Don Bosco in Günzburg werden derzeit 16 Kinder notbetreut.
    Im Kinderhort Don Bosco in Günzburg werden derzeit 16 Kinder notbetreut. Foto: Bernhard Weizenegger

    Im Kindergarten Märcheninsel Ziemetshausen, der zweitgrößten Kindertagesstätte im südlichen Landkreis, läuft derzeit alles anders ab als sonst. Statt der gewohnten neun Gruppen, davon zwei Integrativ- und zwei Krippengruppen, in denen knapp 160 Kinder betreut werden, sind nur vier Gruppen geöffnet. 60 Kinder sind für die Notbetreuung angemeldet. Doch die Zahl steigt, an einem Vormittag hätten allein vier Familien angerufen und Bedarf angekündigt, erzählt Leiterin Iris Wojatschek. Viele hätten jetzt schon die Elternkrankentage, die ihnen zustünden, aufgebraucht und seien jetzt auf Notbetreuung angewiesen.

    Kindergarten in Ziemetshausen verschickt Online-Post

    Da die Zahl der Kinder noch relativ übersichtlich sei, lässt Wojatschek umsetzen, was sie von der Regierung „als Impuls bekommen“ hat: die Zeit nutzen für Dinge, die im Alltag zu kurz kämen. Und so wurde zuletzt abgewechselt zwischen Schlittenfahren, Schnee-Iglu bauen und Experimentieren. Wojatschek will auch wie schon im ersten Lockdown den Kontakt zu den Kindern, die zu Hause betreut werden, nicht abreißen lassen. Immer zur Wochenmitte hin stellt sie eine mehrseitige „Wichtel-Post“ online, mit Bastel- und Aktionstipps zum Herunterladen. Und so oft wie möglich rufen die Erzieherinnen die Kinder daheim an.

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