Wenn es um das Thema Gas geht, spielt der Landkreis Günzburg eine ganz passable Rolle. Vor Kurzem wurde der Grundstein für das Gaskraftwerk in Leipheim gelegt. Es soll im Sommer 2023 in Betrieb gehen. Ein zweites Projekt, das nicht nur den Landkreis Günzburg, sondern auch den Raum Dillingen tangiert, soll 2024 an den Start gehen: die gut 41 Kilometer lange Gastransportleitung Augusta von Wertingen nach Kötz. Inzwischen steht die Feintrassierung für die Leitung fest, die Verantwortlichen der Firma Bayernets GmbH präsentierten ihre neuesten Pläne und Fortschritte des Projekts in der Redaktion. Auch das Versprechen, die Bürger zu informieren, sobald alles konkret sei, setzt das Unternehmen in die Tat um und bietet in der letzten Oktoberwoche vier Informationstermine an.
Das Thema Gastransportleitung Augusta ist im Landkreis kein neues. Zwar besteht seit den 2000er-Jahren eine Erdgasleitung von Lindau nach Ingolstadt, doch der Bedarf sei damit bei Weitem nicht gedeckt, zeigt der Netzentwicklungsplan Gas auf. Um möglichen Kapazitätsengpässen in Süddeutschland zu begegnen, soll deshalb zwischen Kötz und Wertingen eine neue Leitung gebaut werden. 2019 wurde das Projekt erstmals in den Gemeinden vorgestellt, gut 41 Kilometer lang soll die Leitung werden und Ende 2024 in Betrieb gehen. Der Zeitplan bis dahin ist eng gestrickt, Bayernets ist verpflichtet, die Gasleitung fristgerecht zu erstellen. Für heuer lautet die Mammutaufgabe neben dem Vorbereiten des Raumordnungs- und des Planfeststellungsverfahrens: Eigentümer und Bürger zu informieren. "Wir wollen transparent sein und die Bürger von Anfang an mit einbinden", erklärte am Montag Pressesprecher Marc-Boris Rode. Natürlich gebe es überall, wo Leitungen entstehen, verschiedene Meinungen. "Ein gewisser Prozentsatz ist immer unzufrieden", aber man versuche, mögliche Einsprüche frühzeitig zu klären.
Gasleitung Augusta: Neue Trasse verläuft entlang der bestehenden Stromtrasse
Im Juli fand deshalb ein Dialog zwischen Bayernets und den betroffenen Grundstückseigentümern statt, etwa 80 nahmen teil. Im August folgten Ortstermine entlang der Trasse und aus einem groben Trassenkorridor hat sich nun eine Feintrassierung herauskristallisiert. "Ein bis zwei Prozent sind noch variabel, der Rest steht", sagte Marcel Mehmke, Centerleiter Planung und Bau, gegenüber unserer Zeitung. Um Auswirkungen auf Natur und Landschaft so gering wie möglich zu halten, verläuft die neue Trasse möglichst parallel zur bestehenden Stromtrasse sowie zur unterirdischen Gastransportleitung Senden–Vohburg (SV50). Die Landschaft werde keinesfalls "wild durchschnitten", so Mehmke. Die Anbindung erfolgt mit dem Bau einer Gasdruckregel- und Messanlage südlich von Kötz sowie an die Verdichterstation südwestlich von Wertingen. Die Trasse verläuft südlich von Dürrlauingen, nördlich von Burgau und an Rettenbach vorbei. Exakte Pläne liegen bei den Infoterminen Ende Oktober aus.
Der Vorteil einer Gasleitung sei im Vergleich zu einer neuen Bahntrasse, dass die Rohre unterirdisch verlegt werden und außerdem nicht durch bewohntes Gebiet führten, sondern in erster Linie über landwirtschaftlich genutzte Flächen. Der Streifen, auf dem gearbeitet wird, soll auf freiem Gelände etwa 31 Meter breit sein, im Forst an die 23 Meter, mindestens zwei Meter tief muss die Erde ausgehoben werden. An einigen Stellen seien zudem spezielle Sonderbauwerke unter der A8 und Querungen der Mindel und der Deutschen Bahn nötig. Nach Fertigstellung der Leitung könnten insbesondere die Ackerflächen wieder uneingeschränkt genutzt werden, betonte Projektleiter Felix de Bardeci. Bayernets unterstütze die Landwirte bei der Rekultivierung, für Ernteausfälle sollen sie entschädigt werden. Wie Marcel Mehmke bekräftigte, sei dieses Verfahren bei der 87 Kilometer langen Gastransportleitung Monaco bei München positiv und erfolgreich durchgeführt worden.
Gasleitung Augusta durchschneidet die Landkreise Günzburg und Dillingen
Da die geplante Gastransportleitung Augusta zwei Landkreise durchschneidet, wurde dem Genehmigungsverfahren ein sogenanntes Raumordnungsverfahren vorangestellt. Damit werde sichergestellt, dass auch Fragen des Umweltschutzes geprüft werden. Die Unterlagen für das Raumordnungsverfahren sind laut Sprecher Marc-Boris Rode übrigens seit Längerem eingereicht. 2022 und bis mindestens Ende des Jahres 2023 soll dann das Planfeststellungsverfahren laufen, das von der Regierung von Schwaben geführt wird und auch Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit der Beteiligung gibt. 2024 soll dann die Leitung gebaut und im vierten Quartal 2024 in Betrieb genommen werden.
Davor sollen die Bürgerinnen und Bürger aber die Chance haben, sich ausgiebig über das Projekt zu informieren und Fragen stellen zu können. Man verzichte bewusst auf Frontalvorträge, stattdessen bietet die Bayernets GmbH an vier Tagen in drei verschiedenen Orten Infomärkte an. Erster Termin ist am 25. Oktober im Bürgerhaus Bubesheim, es folgen am 26. und 27. Oktober zwei Veranstaltungen in der Sporthalle des SSV Glött, der letzte Termin findet in Wertingen am 28. Oktober statt. An den vier Tagen können sich Bürger jeweils um 16 Uhr und um 18.30 Uhr informieren. Laut Sprecher gibt es fünf Bereiche mit Stellwänden zum aktuellen Planungsstand, Trassenverlauf, Genehmigungsphase, Bauablauf und Entschädigung von Eigentümern. Zehn Fachleute des Unternehmens stehen für Fragen bereit. Coronabedingt ist nur eine beschränkte Teilnehmerzahl zugelassen, wer dabei sein will, sollte sich online anmelden unter www.gastransportleitung-augusta.de/infomarkt.