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Landkreis Günzburg: Nach Corona-Zwangspause soll Kultur öffnen können: Ist da noch wer im Kreis Günzburg?

Landkreis Günzburg

Nach Corona-Zwangspause soll Kultur öffnen können: Ist da noch wer im Kreis Günzburg?

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    Nicht überall im Kreis Günzburg wird der Theatervorhang in diesem Jahr wieder aufgehen.
    Nicht überall im Kreis Günzburg wird der Theatervorhang in diesem Jahr wieder aufgehen. Foto: Matthias Becker (Symbolbild)

    Die Lockerungen der Corona-Maßnahmen machen auch wieder einen Kulturbetrieb – unter Auflagen – möglich. Doch wie schnell lässt er sich wieder hochfahren, und was ist geplant? Das sagen Kulturschaffende im Landkreis.

    Günzburg Eigentlich hätte es wieder einen großen Kultursommer geben sollen, die Planungen hatten im Herbst 2020 begonnen. Doch weil sich zu Beginn des neuen Jahres die Corona-Lage wieder verschlechterte, hat das Kulturamt den Umfang reduziert. Amtsleiterin Karin Scheuermann sagt, dass es von Mitte Juni bis Ende August donnerstags und samstags Straßentheater und Ähnliches geben werde, aber kein Bühnenprogramm auf dem Marktplatz. Angesichts nötiger Abstände sei das nicht möglich, schließlich müsse man die Außengastronomie und die Feuerwehrzufahrten berücksichtigen. So oder so hoffe sie auf eine Belebung der Innenstadt, dass sich die Leute wieder treffen können, „das ist wichtig für unser Stadtgefühl“. Man sei da auch im Austausch mit der Cityinitiative.

    Da die Veranstalter Planungssicherheit bräuchten, auch weil eine zu geringe Auslastung nicht wirtschaftlich wäre, seien viele Auftritte im Forum am Hofgarten schon auf nächstes Jahr verschoben worden. Mitunter gebe es Termine, die zum dritten Mal verlegt worden seien. Ob das Projekt „Bürger forschen“ noch einmal aufgenommen werden kann, sei noch ungewiss. Im Kalender für das Forum stünden auch noch einige Tagungen.

    In Burgau steht man bereits "Gewehr bei Fuß"

    Burgau Kulturamtsleiter Stefan Siemons sagt, dass man in der glücklichen Lage sei, ein fortlaufendes Programm geplant zu haben – man habe nur soweit die Termine abgesagt, wie es die gesetzlichen Vorgaben nötig gemacht hätten. Ansonsten brauche man für den Neustart keine lange Vorlaufzeit, da die Verträge mit den Künstlern stünden. „Alle stehen Gewehr bei Fuß.“ Er habe damit gerechnet, dass es erst im Herbst soweit wäre, und freut sich, dass es doch früher möglich ist.

    Man werde am Kern des Hygienekonzepts aus dem vergangenen Jahr festhalten und es um die nun noch geforderten weiteren Details ergänzen. Durch das Schnelltestzentrum in Burgau seien die Voraussetzungen dafür gut. Er hätte sich gewünscht, dass die Politik gleichzeitig zum Wecken der Hoffnungen auch die Details der Vorgaben mitliefert, und die früheren Öffnungen könnten natürlich zum Bumerang werden, aber durch das Testen könne man es hoffentlich absichern.

    Der Burgauer Schlosshof wird die Kulisse für das Stück "Adelheid, Markgräfin von Burgau".
    Der Burgauer Schlosshof wird die Kulisse für das Stück "Adelheid, Markgräfin von Burgau".

    Eine kleine Unsicherheit bleibe durch die Diskrepanz der Zeit zwischen einer möglichen Infektion und einem anschlagenden Test. So oder so freue er sich auch für die Künstler, die Veranstaltungsbranche und die Gastronomie. Das kulturelle Zeitfenster im Sommer vergangenen Jahres sei doch sehr klein gewesen, „aber alles ist besser als nichts“. In der Kapuziner-Halle, die inzwischen immer mit Frischluft gespeist werde, stünden jetzt kaum noch Termine an, bald starte die Freiluftsaison. Und vielleicht werde es auch wieder ein Open-Air im Freibad geben wie das im vergangenen Jahr.

    Im Burgauer Schlosshof ist ein Sommer-Open-Air-Theater geplant

    Neues Theater Burgau Weiß sie nach der langen Zwangspause noch, wie es sich anfühlt, auf einer Bühne zu stehen? „Ich habe schon ein bisschen Angst, es verlernt zu haben“, meint Dörte Trauzeddel vom Neuen Theater, aber nur im Scherz. So etwas verlerne man ja nicht. Aber sie freue sich sehr, endlich wieder proben zu können. Schließlich steht im Sommer etwas Großes bevor: Im Burgauer Schlosshof wird das Stück „Adelheid, Markgräfin von Burgau“ aufgeführt, Premiere ist am 25. Juni. Vor wenigen Wochen sei ihr noch bange gewesen, ob das klappen würde, als nach Ostern die Corona-Zahlen wieder stark stiegen. Aber nun sehe es so aus, als könnte es eine Punktlandung werden. Hieran hänge viel, auch finanziell, und man habe eine Verantwortung gegenüber allen Beteiligten. Daher sei die Bedingung, dass die Inzidenz konstant unter 100 liegen muss, für den Kartenvorverkauf schwierig, aber bis zum Sommer werde sich die Lage hoffentlich weiter stabilisieren.

    Normalerweise mache sie in Burgau und in Augsburg selbst gut 70 Vorstellungen im Jahr als Schauspielerin, im vergangenen seien es gerade einmal 20 gewesen, heuer noch keine. Aber mit der Leitung des Neuen Theaters, das sie zusammen mit Vera Hupfauer führt, habe sie ja auch gut zu tun. Für das Sommer-Stück haben die Vorbereitungen begonnen, nach den Pfingstferien sollen die Proben im Schlosshof starten. Ob vor dieser Premiere noch etwas Kleines im Theater selbst möglich sein wird, kann sie noch nicht sagen, das hänge ja auch von der Inzidenz ab. Auf jeden Fall werde man angesichts des straffen Probenplans nicht parallel ein weiteres aufwendiges Stück bieten können, der Fokus liege auf „Adelheid“. Im Herbst soll wieder drinnen gespielt werden – wo eine neue Frischluftbelüftungsanlage dank Sponsoren und Fördermitteln eingebaut werden konnte. Das sei auch für die Nach-Corona-Zeit gut.

    In Ichenhausen muss man weiter auf den offenen Vorhang warten

    Ichenhausen Fans der Neuen Bühne Ichenhausen müssen noch lange auf einen Auftritt der Laienschauspieler warten. Wie der Vereinsvorsitzende Peter Berger auf Nachfrage mitteilt, hat die Truppe diese Saison schon abgehakt. „Die Saison ist für uns gänzlich gelaufen“, bedauert Berger. Die Schauspieler, die alle ehrenamtlich tätig seien, konnten in diesem Jahr noch nicht einmal gemeinsam proben. Dabei bleibe es auch, solange die Inzidenzwerte nicht stabil bei einem niedrigen Wert lägen. Zwar soll ein erster Einstieg in den Probenbetrieb von Laien- und Amateurensembles ab dem 21. Mai wieder möglich sein, für Berger kommt das aber alles zu knapp. „Wir sind alle beruflich eingespannt. Wir können nicht von heute auf morgen parat stehen und jeden Tag fünf Stunden üben“, betont Berger. Um ein abendfüllendes Programm zu stemmen, brauche es mindestens ein halbes Jahr Vorlauf.

    Die Neue Bühne Ichenhausen spielt normalerweise hier.
    Die Neue Bühne Ichenhausen spielt normalerweise hier. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Kleinere Stücke hätten spätestens ab Januar einstudiert werden müssen. Dass der Dilldappersaal bis heute zugesperrt blieb, sei für den gebürtigen Burgauer und seine Kollegen zwar schmerzhaft, habe sie jedoch längst nicht so hart getroffen wie hauptberufliche Darsteller. Da alle Mitglieder ehrenamtlich tätig sind und lediglich Fahrtkosten bezahlt bekommen und es Zuschüsse für kulturelle Veranstaltungen von der Stadt gibt, „geht es uns vergleichsweise gut“, sagt Berger. Man stehe unter keinem finanziellen Druck. Sollte sich die Situation dauerhaft stabilisieren, gebe es auf jeden Fall Pläne, um ab Herbst wieder zu proben. Bis zu 30 Darsteller könne er bei Bedarf aktivieren. „Wir sind in dieser Krise zum Glück als Gruppe nicht auseinandergefallen, der Zusammenhalt ist da“, betont der Vereinsvorsitzende.

    In Krumbach setzt man Hoffnungen aufs neue Jahr

    Krumbach Gleichfalls glücklich und gefrustet ist Gisela Reichhard, die den Theaterfreunden Krumbach vorsteht. Auf der einen Seite hat sie für das zuletzt geplante Stück „Alice im Wunderland“ mehr als 20 Schauspieler zusammenbekommen, „im Laientheater keine Selbstverständlichkeit“, wie sie sagt. Auf der anderen Seite konnte das Stück wegen der Pandemie bislang noch nicht zur Aufführung gebracht werden. Eigentlich tritt der Verein immer im Sommer im Krumbad-Stadel auf, für dieses Jahr aber wird das ein Wunsch bleiben. „Das ist für uns unmöglich leistbar“, erklärt Reichhard. Daher setzen die Schauspieler alle Hoffnungen in 2022: „Das Laienspiel darf ja nicht kaputtgehen und wir leben dafür.“

    Startschuss fürs Kulturprogramm in Leipheim am 6. Juni

    Leipheim Das Team des Zehntstadels habe das Halbjahresprogramm ab Juli im Moment noch ausgesetzt, „wegen mangelnder Planungssicherheit“, erklärt Carolyn Ammann, die das Marketing verantwortet. Es bereite aber gerade das Open-Air-Programm für den Sommer vor. Der „Butterbrezel-Jazz“ am 6. Juni sei dann der Startschuss, sobald die Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 bleibt. Für den Nachholtermin vom Juni 2020 gelten die bereits gekauften Karten, dazu kommt ein weiteres Kartenkontingent, erklärt die künstlerische Leiterin Sandra Parada.

    Im Sommer soll der Leipheimer Schlosshof wieder für kulturelle Zwecke genutzt werden - die Organisatoren sind zumindest bester Dinge.
    Im Sommer soll der Leipheimer Schlosshof wieder für kulturelle Zwecke genutzt werden - die Organisatoren sind zumindest bester Dinge. Foto: Manuela Bauer (Archiv)

    Infos dazu erschienen kurzfristig auf der Homepage. Daneben plant das Team die Open-Air-Reihe „Feierabend im Schlosshof“ vom 26. bis 28. Juli. Termine, die im vergangenen Jahr ausfielen, holt der Zehntstadel wenn möglich nach: Christoph Kuch oder Constanze Lindner stehen dann, wenn es geht, wieder drinnen auf der Bühne. „Für den Sommer stehen wir in den Startlöchern“, sagt Sandra Parada. „Und was der Herbst bringt – wir haben gelernt, flexibel zu reagieren.“

    Noch keine Klarheit in Münsterhausen und Thannhausen

    Münsterhausen Auch bei den Theaterspielern in Münsterhausen ist der zeitliche Druck derzeit noch nicht so groß, liegt doch die Spielzeit immer am Anfang des Jahres. 2020 hat das mit dem „Vampir von Münsterhausen“ gerade noch so geklappt und diesen Januar hat der Verein seinen Zuschauern Videos aufgenommen, die man wenigstens im Internet anschauen konnte. „Wir haben dafür tolle Rückmeldungen bekommen“, freut sich Erwin Haider, Vorsitzender des Vereins. Nächstes Jahr soll es definitiv wieder etwas geben. In welcher Form? Das steht noch in den Sternen.

    Thannhausen Beim Burgstalltheater Burg in Thannhausen sieht die Theaterwelt ohnehin ein wenig anders aus als auf anderen Bühnen. Nur alle vier Jahre treten die Schauspieler auf, weil sich die Gruppe dazwischen ausreichend Zeit nimmt, um das neue Stück vorzubereiten. Der Vorstand schreibt das Theaterstück meist selbst, außerdem müssen Kostüme geschneidert und das Bühnenbild gebaut werden.

    Nachdem der Verein zuletzt 2019 nach dem „Sinn des Lebens“ gesucht hat, sollte also 2023 der Vorhang wieder aufgehen. Eine komfortable Lage während der Pandemie? Nicht so ganz, wie der Vorsitzende Bernhard Horn weiß. „Wir haben vom letzten Stück noch nicht mal alles abgebaut, weil wir uns dann nicht mehr treffen durften“, erzählt er. Derzeit stehe beim Verein wirklich alles still, weil die Vorbereitungen wie sonst nicht anlaufen können. „Ich hoffe schon, dass wir 2023 spielen können, aber das müssen wir noch abwarten“, so Horn.

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