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Landkreis Günzburg: Maskenpflicht im Kreis Günzburg: „Jeder kann seinen Beitrag leisten“

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Maskenpflicht im Kreis Günzburg: „Jeder kann seinen Beitrag leisten“

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    In Burgau übergibt Bäckermeister Justus Zinner frische Backwaren an den Kunden Josef Semmelmann aus Burgau. Obwohl er es nicht müsste, trägt Zinner eine FFP2-Maske. Für Einkaufende ist das seit diesem Montag Pflicht.
    In Burgau übergibt Bäckermeister Justus Zinner frische Backwaren an den Kunden Josef Semmelmann aus Burgau. Obwohl er es nicht müsste, trägt Zinner eine FFP2-Maske. Für Einkaufende ist das seit diesem Montag Pflicht. Foto: Bernhard Weizenegger

    Jetzt muss es also die FFP2-Maske sein. Sie ist seit diesem Montag bayernweit für alle Kunden des Einzelhandels inklusive Warenabholung nach dem Click&Collect-System sowie für sämtliche Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs vorgeschrieben. Ob sich die neuen Vorgaben irgendwann als entscheidender Glücksgriff in Sachen Pandemie-Eindämmung oder als eher wirkungsschwacher Eingriff in die Privatsphäre entpuppen, vermag derzeit niemand zu sagen. Unsere Wochenauftakt-Tour zu Geschäften in Ichenhausen, Krumbach und Burgau zeigt jedenfalls, dass viele Einheimische an die Macht der Maske glauben und auch den gepimpten Mundschutz als zwar lästigen, aber notwendigen Teil einer neuen Alltagsrealität akzeptieren.

    Kunden des V-Markt in Ichenhausen sehen die Maskenpflich eher entspannt

    Schon die frühen Kunden des V-Markt in Ichenhausen tragen allesamt die korrekte Maske. Und sie tun es brav bereits auf dem Parkplatz – eine Passage der Vorschrift, die viele Zeitgenossen gar nicht kennen oder gerne vergessen. Einer der Anwesenden ist Bernhard Segerer aus Ichenhausen. Seine FFP2-Maske hat er in der Apotheke gekauft. „Ganz leicht“ sei das gegangen, betont er. Die Tragepflicht sieht er entspannt. „Wenn’s hilft, ist es okay.“

    Zu den Frühaufstehern gehört auch Helmut Kollmann aus Hochwang. Seine Miene verrät im ersten Augenblick Verdruss und er schimpft mit einem Fingerzeig auf seine Maske: „Ich habe schier keine Luft bekommen mit dem Ding. Wenn man was Schweres heben muss, ist das schlecht.“ Das sei freilich keine grundsätzlich abwertende Rede, setzt er hinzu. Nein, Masketragen sieht er als Bürgerpflicht. „Man kann doch nur hoffen, dass es irgendwann mal rum ist.“

    Großteil der Kunden hält sich vorbildlich an die Maskenpflicht

    Innen wirkt der stellvertretende Marktleiter Alexander Keinath überrascht, dass die Woche in Sachen Kundendisziplin so völlig reibungslos beginnt. Womöglich ein Zeichen der Gewöhnung, bemerkt er. Als vor Monaten die grundsätzliche Maskenpflicht kam, sei der Umgang mit einzelnen Zeitgenossen nämlich durchaus stressig gewesen. „Es ist immer ein Teils-Teils. Es gibt wirklich viele Kunden, die sich ihre Maske schon auf dem Parkplatz anziehen – und es gibt andere, die sich selbst im Laden weigern wollen. Dabei dient es ja nur dem Schutz der anderen Kunden und der Mitarbeiter.“

    Für die übermächtige Mehrheit der Kundschaft steht Sigrid Steib, die wir im V-Markt treffen. „Natürlich“ trägt sie eine FFP2-Maske, betont die Frau aus Waldstetten. „Das belästigt mich gar nicht. Ich bin froh, dass ich ein bisschen was beitragen kann, damit sich das eindämmt. Ich versteh’ gar nicht, dass man sich da aufregen kann“.

    In Krumbach halten sich die Kunden eher aus Einsicht an die Vorgaben

    Am Eingang zum SB-Markt Mayer in Krumbach nicht zu übersehen sind ein berührungsfrei zu bedienender Desinfektionsspender sowie eine Ampel-Anlage, die an diesem Vormittag Dauer-Grün zeigt. Auch hier halten sich die Kunden mehr aus Einsicht denn aus Zwang an die behördliche Vermummungspflicht. Beispielhaft sagt Julia Hafner aus Kammeltal-Ried mit einem Augenlächeln: „Ich glaube schon, dass diese FFP2-Maske einen besseren Schutz bietet.“

    Drinnen wartet Geschäftsinhaber Christian Mayer auf seine Kunden. „Die ganze Maskengeschichte wird von den Leuten akzeptiert. Damit haben die Wenigsten ein Problem“, berichtet er aus Erfahrung und freut sich auch am ersten Morgen des erweiterten Maskengebots über die Haltung der Eintretenden. Ihnen würde er viel lieber ein Lächeln schenken, statt sie mit verdeckten Gesichtszügen zu empfangen. Doch angesichts sterbender Menschen, überfüllter Krankenhäuser und dem als Folge der Pandemie zu beklagenden Siechtum ganzer Innenstädte empfindet er das Masketragen als „das deutlich kleinere Übel.“

    Christian Mayer vom SB-Markt trägt die FFP2-Maske aus Eigenschutz

    Mayer bevorzugt übrigens selbst eine FFP2-Maske, obwohl er sie im Umgang mit den Kunden nicht tragen müsste. Die Staatsregierung lieferte für diese Ausnahmeregel das Argument, das Supermarktpersonal sei Menschenansammlungen weniger ausgesetzt als die Kunden. In Wahrheit hat die Bestimmung wohl den Hintergrund, dass das Arbeitsschutzgesetz nach 75 Minuten Tätigkeit mit einer FFP2-Maske eine halbstündige Pause vorschreibt.

    Auch im Lebensmittelgeschäft SB-Mayer in der Babenhauser Straße 2 in Krumbach gilt seit Montag, 18. Januar 2021, die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken. Inhaber Christian Mayer setzt im seit 1927 bestehenden Geschäft vor allem auf regionale Produkte.
    Auch im Lebensmittelgeschäft SB-Mayer in der Babenhauser Straße 2 in Krumbach gilt seit Montag, 18. Januar 2021, die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken. Inhaber Christian Mayer setzt im seit 1927 bestehenden Geschäft vor allem auf regionale Produkte. Foto: Bernhard Weizenegger

    Daran denkt Mayer jedoch nicht. „Ich mache das auch aus Eigenschutz“, verrät er, ohne seine Mitmenschen darüber zu vergessen. Sein selbst auferlegter kategorischer Imperativ lautet: „Wenn ich es durch mein Handeln schaffe, dass weniger Leute ins Krankenhaus müssen, bin ich schon glücklich.“

    Auch aus seiner Position als Vorsitzender der Werbegemeinschaft Krumbach denkt Mayer an andere. Mit praktisch jedem Satz transportiert er die Sorge um seine zahlreichen Kollegen, deren Geschäfte derzeit aufgrund staatlicher Vorgaben geschlossen sind, während er seinen Laden öffnen darf. „Kein einfaches Gefühl“, setzt er mit einem Seufzen hinzu.

    Kundin in Burgau beschwert sich über die teuren FFP2-Masken

    Im Zentrum der Stadt Burgau zeigen sich die Menschen ebenfalls diszipliniert. Zu beobachten ist das unter anderem am Zugang zur Bäckerei von Justus Zinner. Angesichts der bescheidenen Ausmaße des Ladens dürfen nicht mehr als zwei Personen gleichzeitig an der Verkaufstheke stehen, wenn sie den Mindestabstand von 1,5 Meter einhalten wollen. Die Kunden sind es augenscheinlich gewohnt: Trotz des beißenden Winterwindes harren sie an diesem Montag geduldig im Freien aus, bis sie an der Reihe sind.

    Für einige Momente bildet Hermine Schreiber aus Kleinanhausen das Schlusslicht der Warteschlange. An längere Aufenthalte in der Kälte hat sie sich genauso gewöhnt wie ans Masketragen, erwähnt sie. Die erneute Umstellung stört sie ebenfalls nicht. Allerdings, so viel Kritik muss erlaubt sein: „Die Brille läuft mit dieser FFP2-Maske arg an.“

    Weniger elegant fand Schreiber die Preisbildung mancher Geschäftsinhaber vor Ort. „Als die neuen Masken für uns Rentner umsonst waren, hatten sie keine im Angebot. Und jetzt sind sie teuer“, berichtet sie und fügt hinzu, sie habe letztlich 17 Euro für drei Masken hingelegt. Das passiert ihr vermutlich nur einmal, lässt die Dame anklingen. „Mein Sohn hat jetzt welche im Internet bestellt. Da sind sie billiger.“

    Einkaufszeiten bei Burgauer Bäcker haben sich seit Corona nach hinten verschoben

    Über die Geduld seiner Kundschaft äußert sich Justus Zinner insgesamt sehr positiv. Ganz zu Beginn der Corona-Krise hätten immer wieder mal Kunden keine Maske zur Hand gehabt; seit geraumer Zeit aber hat er das nicht mehr erlebt. „Man muss die Leute wirklich loben“, bekräftigt der Bäcker.

    Spannend findet Zinner die Beobachtung, dass die Kunden verstärkt zu anderen Tageszeiten einkaufen als noch unmittelbar vor der Pandemie. Er vermutet, dass viele einfach später aufstehen als früher, weil sie inzwischen im Homeoffice tätig sind. Während früher um 7 Uhr der Laden voll war, so kommen die Leute jetzt verstärkt gegen 10 oder gar erst nach 12 Uhr, berichtet er.

    Auch Zinner denkt an jene Geschäftsleute, die aufgrund der Pandemie-Bestimmungen nicht öffnen dürfen. „Es ist ja immer ein Miteinander. Eine belebte Innenstadt ist gut für alle. Ich würde es deshalb sehr begrüßen, wenn die umliegenden Geschäfte wieder aufmachen dürften. Lieber gestern als heute.“ Jenseits persönlicher Motive zieht er aus diesem Gedanken auch in schlechteren Momenten Kraft, berichtet Zinner. „Jeder Einzelne kann seinen Beitrag leisten.“

    Nicht alle im Kreis Günzburg sind für die FFP2-Maskenpflicht

    Ausprägungen gewollter Missachtung der Auflagen haben wir bei unserer Landkreis-Rundfahrt nicht erlebt. Eine Frau betrat das Geschäft in Krumbach, offensichtlich aus Gewohnheit und deshalb ohne jegliches Schuldbewusstsein, mit einem normalen Mund-Nase-Schutz.

    Eine andere, es war in Burgau, bemerkte hinter ihrer korrekt angelegten FFP2-Maske, sie finde „das alles Schwachsinn“ und sie würde sich eben fügen, weil sie muss. Nachhaltiger bleibt der Anblick größtenteils älterer Passanten in Erinnerung, die ihre Maske ganz selbstverständlich auch beim Spaziergang auf der Straße trugen. Um sich und andere jederzeit zu schützen. Zum Wohle aller, auch der Kritiker.

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