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Landkreis Günzburg: Kreis Günzburg will weniger mähen für mehr Umweltschutz

Landkreis Günzburg

Kreis Günzburg will weniger mähen für mehr Umweltschutz

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    Blühflächen bieten Insekten weit mehr als kurz gemähter Rasen. Aber, so die Günzburger Kreisfachberaterin für Gartenbau und Landschaftspflege, Tina Sailer: "Es braucht ein Gesamtkonzept."
    Blühflächen bieten Insekten weit mehr als kurz gemähter Rasen. Aber, so die Günzburger Kreisfachberaterin für Gartenbau und Landschaftspflege, Tina Sailer: "Es braucht ein Gesamtkonzept." Foto: Berthold Veh (Symbolbild)

    Man hat die Bilder vor Augen. Politikerinnen und Politiker bringen werbewirksam irgendwo Blumensamen aus, damit es Bienen und anderen Insekten auf den sogenannten Blühflächen künftig besser gehen möge. Dass es so einfach nicht ist, machten Tina Sailer, die Kreisfachberaterin für Gartenbau und Landschaftspflege, sowie Ottmar Frimmel, der Naturschutzbeauftragte des Landkreises, im Umweltausschuss des Kreistags deutlich. Um den Naturschutz deutlich voranzubringen, müssten vermehrt Privatpersonen mitziehen.

    Im Landkreis gibt es etwa 205 Kilometer Kreisstraßen und die zugehörigen Randstreifen. Klingt nach viel, ist im Sinne des Naturschutzes aber relativ wenig. Denn die ökologisch nachhaltige Pflege des „Straßenbegleitgrüns“ ist personal- und damit kostenintensiv. Also gehen Landkreis, Straßenbauamt Krumbach und Straßenmeistereien weitgehend den finanziell günstigsten Weg – sie mähen, lassen das Mähgut liegen und mulchen damit im Sinne der Artenvielfalt letztlich kontraproduktiv die ganzen Randstreifen. Ein weiterer Aspekt: Hauptsache, es sieht alles ordentlich-schwäbisch aus.

    Auf Friedhof Jettingen-Scheppach wird gegen Laub gekämpft

    Wie weit der Ordnungswahn inzwischen zuweilen geht, erzählte im Umweltausschuss CSU-Kreisrat Hans Reichhart. Auf dem Friedhof seiner Heimatgemeinde Jettingen-Scheppach würden inzwischen Netze über die Gräber gespannt, um ja kein Laub auf die Grabstätten zu bekommen.

    Über solche Absonderlichkeiten kommt, wie Tina Sailer ausführte, entlang der Kreisstraßen die vorrangige Verkehrssicherheit, die den an sich wünschenswerten Naturwuchs hintanstellen muss. Das Fazit der Kreisfachberaterin: „Eine Aussaat bringt nicht immer den Erfolg, es braucht ein Gesamtkonzept.“ Das heißt unter anderem: Nötig ist die Vernetzung der verschiedenen ökologischen Inseln, die derzeit noch über Land verstreut sind.

    Gesamtkonzept soll helfen, ökologische Inseln zu verbinden

    Ein solches Gesamtkonzept sei dankenswerterweise Anfang 2020 auf den Weg gebracht worden, erklärten Sailer und Frimmel weiter. Insoweit sei Licht am Ende des Tunnels. Denn auf den kreiseigenen Flächen, zu denen neben den Randstreifen der Kreisstraßen auch die Grundstücke der Schulen oder der Verwaltungsgebäude des Landkreises gehören, werde seit Jüngstem weniger gemäht und weniger gedüngt. Ökologisch weitgehend tote Rasenflächen würden außerdem in blühende Wiesenflächen umgewandelt.

    Städte, Gemeinden und der Landkreis könnten ihren Beitrag zum Naturschutz und zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen, betonten Tina Sailer und Ottmar Frimmel ferner. Um langfristige Erfolge erzielen zu können, müssten aber auch Firmen und vor allem Privatpersonen „ins Boot geholt werden“. Über Jahrzehnte sei Raubbau an der Natur betrieben worden, nun könne nicht erwartet werden, dass der Naturschutz über Nacht von Erfolg gekrönt sei. Frimmel: „Auch das Umdenken dauert Jahre."

    Frimmel: "Man muss im Garten nicht alles aufräumen"

    In vielen Köpfen sei der Naturschutz inzwischen aber angekommen. „Man muss im Garten nicht alles aufräumen“, betonte der Naturschutzbeauftragte. Im Interesse von Fauna und Flora sei es sinnvoll, auf dem eigenen Grundstück auch mal weniger putzsüchtig zu sein. Also nicht rund um die Uhr den Mähroboter laufen zu lassen, sondern der Natur zumindest teilweise ihren Lauf zu lassen.

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