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Landkreis Günzburg: Kreis-CSU: Nicht nur Sauter ist weg, auch alle vier Vize hören auf

Landkreis Günzburg

Kreis-CSU: Nicht nur Sauter ist weg, auch alle vier Vize hören auf

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    Es ist noch keine drei Jahre her, da saßen die CSU-Kandidaten für die Landtags- und die Bezirkswahl auf dem Podium des Günzburger Forums am Hofgarten. Inzwischen ist Alfred Sauter (Zweiter von rechts) infolge der Maskenaffäre nicht mehr CSU-Kreisvorsitzender. Hans Reichhart (rechts daneben) kann am 15. Juli, wenn er will, sein Nachfolger werden. Stephanie Denzler (Zweite von links) hört als eine von vier Vize auf. Für diesen Posten wurde unter anderem Monika Wiesmüller-Schwab (links) vorgeschlagen.
    Es ist noch keine drei Jahre her, da saßen die CSU-Kandidaten für die Landtags- und die Bezirkswahl auf dem Podium des Günzburger Forums am Hofgarten. Inzwischen ist Alfred Sauter (Zweiter von rechts) infolge der Maskenaffäre nicht mehr CSU-Kreisvorsitzender. Hans Reichhart (rechts daneben) kann am 15. Juli, wenn er will, sein Nachfolger werden. Stephanie Denzler (Zweite von links) hört als eine von vier Vize auf. Für diesen Posten wurde unter anderem Monika Wiesmüller-Schwab (links) vorgeschlagen. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Am 15. Juli, gut zwei Monate vor der Bundestagswahl, darf bereits in Günzburg gewählt werden - im Forum am Hofgarten. Es ist, wenn man so will, eine geschlossene Veranstaltung. Dann kommen rund 120 Delegierte der Kreis-CSU zusammen (jeder Ortsverband darf pro zehn angefangene Mitglieder einen Delegierten stellen). Gewählt wird die Führungsmannschaft der Christsozialen. Es wird - das ist jetzt schon sicher - kein Stein auf dem anderen bleiben. Bekannt war der Öffentlichkeit bislang, dass ein neuer Vorsitzender benötigt wird. Der alte Günzburger CSU-Chef Alfred Sauter musste im Zuge der Maskenaffäre, in die er verstrickt ist, seinen Posten räumen. Rechtlich ist der Deal um die Vermittlung von Corona-Schutzmasken, um Provisionszahlungen und den Vorwurf der Bestechlichkeit für den Anwalt aus München mit Ichenhauser Wurzeln und den inzwischen fraktionslosen Bundestagsabgeordneten Georg Nüßlein (Münsterhausen) noch nicht ausgestanden. Politische Konsequenzen wurden freilich gezogen: So gehört Sauter im Landtag nicht mehr seiner Fraktion an, er ist nicht mehr Vorsitzender der CSU-Finanzkommission. Und in der Heimat leitet er inzwischen weder für seine Partei den Bundeswahlkreis noch den Günzburger Kreisverband mit seinen 1200 Mitgliedern.

    Ihren Abgang haben Schwarz und Wenninger schon lange angekündigt

    Dass ein neuer Vorsitzender bestimmt werden muss, war den Frauen und Männern in der CSU also klar. Dass dies nach der Kür des Bundestags-Direktkandidaten geschehen soll - wie berichtet hat sich der Weißenhorner Biomüller Alexander Engelhard gegen die Krumbacher Anwältin Julia Dümmler durchgesetzt - auch. Der kommissarische Kreischef Georg Schwarz, einer von vier Stellvertretern, hatte bereits lange vor der Nüßlein-/Sauter-Affäre angekündigt, dass für ihn 2021 Schluss sein werde. Gleiches gilt für die Vertreterin der Frauen-Union, Christa Wenninger (Krumbach).

    Der Günzburger CSU-Kreisvorstand

    Der Kreisvorstand besteht aus dem Vorsitzenden (Stelle wird derzeit kommissarisch ausgeübt), vier Stellvertretern (bis zu fünf sind möglich), dem Schatzmeister, zwei Schriftführern und 14 Beisitzern Neben den gewählten Vorstandsmitgliedern sind auch die Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaften direkt in den Vorstand berufen. Zusätzlich kooptiert werden die Vorsitzenden der Arbeitskreise sowie weitere Persönlichkeiten.

    Doch damit sind noch nicht die Namen aller Personen aufgezählt, die ihr Ehrenamt als Stellvertreter abgeben. Vier sind es derzeit, fünf könnten es laut Satzung sein. Zu Wenninger und Schwarz kommen noch die Günzburger Bezirksrätin Stephanie Denzler und der Burtenbacher Bürgermeister Roland Kempfle. Ursprünglich hatten sich die Beiden nicht mit dem Gedanken getragen, ihren Posten aufzugeben. Doch die Wucht der unter anderem von Sauter ausgelösten Maskenaffäre, die in den vergangenen Monaten bundesweit die Schlagzeilen beherrschte, hat die Statik der Kreis-CSU erschüttert.

    "Wir wollen nicht nur von einem Neuanfang sprechen"

    "Wir wollen nicht nur von einem Neuanfang sprechen, sondern ihn wirklich praktizieren", sagt Georg Schwarz und hält die Entscheidung des Quartetts zum Amtsverzicht auf der Ebene der CSU-Stellvertreter für richtig. Von außen sei keinerlei Einfluss ausgeübt worden, negiert der frühere Thannhauser Bürgermeister die Nachfrage, ob es vielleicht von der CSU-Landesleitung irgendwelche Empfehlungen gegeben habe. "Nullkommanullnull", bekräftigt er und setzt hinzu: "Da hätten wir uns auch nichts sagen lassen."

    Georg Schwarz, stellvertretender Günzburger Kreisvorsitzender der CSU.
    Georg Schwarz, stellvertretender Günzburger Kreisvorsitzender der CSU. Foto: Felizitas Macketanz (Archivbild)

    Bis 11. Juni hatten die Ortsverbände Zeit, Vorschläge für die vakant werdenden Spitzenämter in der Kreis-CSU zu machen. Für die Riege der Stellvertreter gibt es insgesamt sechs Vorschläge - vier davon sind dem Vernehmen nach Frauen. Zu den sechs Personen zählen die stellvertretende Landrätin Monika Wiesmüller-Schwab (Thannhausen) und Gundremmingens Bürgermeister Tobias Bühler - zwei, die bereits vor dem Maskendesaster für die CSU als Vize gehandelt worden waren. Außerdem halten es Parteistrategen für richtig, die unterlegene CSU-Bundestagsdirektkandidatin aus dem Landkreis Günzburg, Dümmler, stärker einzubinden. Auch sie ist eine mögliche Besetzung für das neu zu erstellende Personaltableau.

    Der Mann, auf den alles zuläuft: Hans Reichhart

    Was aber ist mit dem Vorsitz? Dafür ist genau ein Vorschlag eingegangen. Ein "sehr guter Vorschlag", wie Georg Schwarz betont. Den Namen des Günzburger Landrats und Sauter-Zöglings Hans Reichhart bestätigt der kommissarische Vorsitzende nicht. Entlocken lässt er sich noch, dass der männliche Bewerber in der CSU groß geworden sei. Nach Informationen unserer Zeitung gilt es als sicher, dass damit Reichhart gemeint ist. Der ehemalige Bauminister und frühere JU-Landesvorsitzende, der in wenigen Tagen seinen 39. Geburtstag feiert, würde damit als Landrat ebenso wie sein Neu-Ulmer Amtskollege Thorsten Freudenberger auf parteipolitischer Ebene mit dem Kreisvorsitz die CSU-Hausmacht hinter sich scharen. Auf schwäbischer Bezirksebene ist

    Dem eigenen Einfluss innerhalb der CSU schadet ein Kreisvorsitz nie. Dieser ungeplante Übergang dürfte allerdings auch für Reichhart mit viel Kärrnerarbeit verbunden sein - gilt es doch einen Kreisverband in Schockstarre wieder flott zu bekommen und Vertrauen zurückzugewinnen - innerhalb und außerhalb des Landkreises Günzburg.

    Landrat bestätigt die Absicht, das Amt des CSU-Kreischefs zu übernehmen

    Reichhart selbst bestätigt am frühen Mittwochnachmittag auf Nachfrage, dass er den Kreisvorsitz nicht ausschlagen werde. In den nächsten Wochen gehe es darum, ein gutes Team zu bilden "und dann im Kreisverband wieder neu anzupacken".

    Neben den Vizeposten muss dann auch das Amt des Schatzmeisters neu besetzt werden, nachdem Manfred Krautkrämer nicht mehr will. Er habe bereits vor Längerem definitiv gesagt, dass er aufhöre, wenn Alfred Sauter nicht mehr dabei sei, so Reichhart.

    Krautkrämer ist Gesellschafter der Firma Pecom mit Sitz in Ziemetshausen. Weitere Gesellschafterinnen waren auch Alfred Sauters Töchter. Auf das Firmenkonto sollen über verschlungene Wege insgesamt 1,2 Millionen Euro Provisionszahlungen für vermittelte Maskengeschäfte geflossen sein.

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