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Landkreis Günzburg: Konzert: Von Bach bis zu den Beatles

Landkreis Günzburg

Konzert: Von Bach bis zu den Beatles

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    Mit der Rasanz von Tschaikowskys Trepak begeisterte ein Bläserquintett den voll besetzten Saal.
    Mit der Rasanz von Tschaikowskys Trepak begeisterte ein Bläserquintett den voll besetzten Saal. Foto: Helmut Kircher

    Klassik – und das unmittelbar vor Weihnachten. Mit vielsagendem Lächeln schmunzelte Musikschulleiter Klaus Schlander in den voll besetzten Saal. Sponsor, Firmenchef und Gastgeber Stefan Offermann erwartete von der adventlichen Serenade eher ein „in Stille genießen“.

    Stille? Die allerdings hatte in der Umgebung musikbezogener Schöpfungsfreude einen schweren Stand. Schon das eröffnende, erfrischend jugendliche Blechbläserquintett legte mit grandiosem Fortissimoglanz einen spätbarocken Moriskentanz unter den kerzenbeleuchteten Tannenbaum.

    Musikalisches Seelenrauschen

    Und es gab damit schon mal die tonale Visitenkarte der bevorstehenden Stunde kultiviert klangschönen Seelenrauschens ab. Abseits des lieb gewordenen Mainstreams leise rieselnder Schnee- und silbern klingender Glöckchenkultur sollte sie sein. Dafür in vielen Stilen schillernd, fokussiert auf die Farbpalette einfallsreicher Komponisten, bekannten, aber auch weniger bekannten. Tilman Susato zum Beispiel, oder Michio Miyagi.

    Hätten Sie’s gewusst? „Haro No Umi“ nennt sich ein Lied neujapanischer Klanglichkeit. Marie Kattai sang, sirrte und seufzte es, wehmütig schön den Frühling am Meer nachzeichnend, in lautmalerischem Kolorit auf ihrer Querflöte. Tonangebendes Instrument war das Klavier, als Begleiter (Francesca Andreula) instrumentaler Solostücke oder zu solopianistischer Darstellung. Alina Gehl verlieh, mit Chopins sanft schwingendem Walzer in cis-Moll, ihrem Tastenspiel einen liebenswert eleganten Akzent.

    Mutige Interpretation

    Antonia Kreis nahm die wuchtigen Akkordschichtungen und verzahnten Oktavsprünge in Rachmaninows spätromantischem Prelude op. 3 mutig unter ihre schnellen Finger. Ergründete im Finale die lyrisch-dramatischen Ausdruckstiefen, die atmende Verlorenheit eines stillen Innehaltens. Erstaunlich, dass beide bereits die solo-pianistische Note des Auswendigspielens beherrschen. Grifftechnisch anspruchsvoll das „Gemurmel (Rumores) am Strand von Caleta“.

    Mit genussvollen Kantilenen versprühte Simon Musselmann auf seiner Gitarre spanisch tänzerischen Gitarrenzauber. In leichtfüßig warmtönenden Saxofonzauber dagegen kleidete Marino Weiser Johann Christian Bachs („Londoner“ Bach) B-Dur Sinfonia. Spätbarocke Salonmusik im süffigen Klang opernhafter Belcantomanier.

    Spielkunst an der Piccolotrompete

    Das unscheinbarste, weil kleinste Instrument stammt aus dem Fundus des ehemaligen Günzburger Musikschulleiters Eberhard Althammer. Eine Piccolotrompete. Ein Geschenk an die Offinger Freunde. Schwer spielbar und deshalb eine Herausforderung an das trompeterische Jungtalent Sophie Groß. Mit selbstbewusster Keckheit und sinnlicher Wucht verzahnte sie in Händels „Suite in D-Dur“ – einer Stretta aus der Wassermusik – blechbläserische Virtuosität mit Red-Hot-Chili-Pepper. Ein Kabinettstückchen kultivierter Coolness.

    Feierabendliches Lust- und Freudebringen stand auf dem Programm des rein weiblich jugendlichen Akkordeonquartetts, das, eingebettet in sanft schwingende Melodien, im flotten Drive von Marsch-, Walzer- und Polkasound lustwandelte.

    Hänsel und Gretel ist Pflicht

    Natürlich hatte auch der Gesang die Gelegenheit, zu Wort und Ton zu kommen. Mit Irmgard Keis und Sabine Möhrle, die aus Humperdincks weihnachtlicher Pflichtnummer „Hänsel und Gretel“ den Fixstern „Abendsegen“ zu vokal- melodischem Leuchten brachten; und mit dreistimmigem A-cappella- Gesang, der nordisch dunklen Schwermut in Gustav Nordquists schwedischem Weihnachtshit „Jul, jul stralande jul“ ein erhellendes Leuchten schenkten. Zum virtuosen Klangritual geblasener Töne setzte das Blechbläserquintett „Selection of Brass“, mit Tschaikowskys „Trepak“ aus der Nussknackersuite den brillanten Schlusspunkt.

    Das fetzt

    Ein russisch furioser Folkloretanz losgelassener Sinnlichkeit. Dem konnte nur die abschließende Zugabe mit den Bachs des 20. Jahrhunderts, den Beatles, standhalten. Mit „Yesterday“, diesem poppig klangberauschten Choral. Einem Mix aus generationenübergreifend hymnisierendem Barock und dem Flow eines metaphorisch inspirierten New-Wave-Sounds. Umflort vom Heiligenschein gelebter Sehnsüchte. Das fetzt. Strahlend. Jubilierend. Beifallumrauscht.

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