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Landkreis Günzburg: Kleinkötzer „Tante-Erna-Laden“ macht Geschichte

Landkreis Günzburg

Kleinkötzer „Tante-Erna-Laden“ macht Geschichte

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    Das ist die Ladeneinrichtung aus Kleinkötz, die fortan im Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg gezeigt wird.
    Das ist die Ladeneinrichtung aus Kleinkötz, die fortan im Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg gezeigt wird. Foto: Haus der Bayerischen Geschichte/altrofoto.de

    Da hat sich das Haus der Bayerischen Geschichte geirrt. Im neuen Landesmuseum für Geschichte in Regensburg gebe es keine Exponate aus dem Landkreis Günzburg, wurde unserer Zeitung fast entschuldigend erklärt. Das Bedauern wäre gar nicht nötig gewesen. Inzwischen hat sich nämlich herausgestellt, dass die Region Günzburg sehr wohl etwas zur Geschichte des Freistaats, die hier ab dem Jahr 1800 gezeigt wird, beiträgt. Warum das ausgerechnet mit Ernährung und dem Umfeld zu tun hat, ist unklar, aber auch egal.

    Ein Kiosk im eigenen Garten

    Da ist zum einen der erste stapelbare Einkaufskorb mit klappbarem Bügel. Vor 69 Jahren hat die Leipheimer Metallwarenfabrik Wanzl das erste Patent dafür angemeldet. Ein Jahr später kam der Einkaufswagen. Zum anderen wurde im Museum in unmittelbarer Nachbarschaft zu den original Sitzschalen des Münchner Olympiastadions ein Tante-Emma-Laden inszeniert. Die Einrichtung stammt aus der „Muna-Siedlung“ in Kleinkötz und gehörte tatsächlich zu einem „Tante-Erna-Laden“. Denn die Frau, die mit ihrem Mann das Lebensmittelgeschäft ab 1956 betrieb – der Vorläufer war ein Kiosk im eigenen Garten – hieß Erna Grossmann.

    Nach Ladenschluss war nicht immer Schluss

    Es lag ein Schatten auf dem Geschäft. Einige Monate nach der Eröffnung wurde Grosmanns Ehemann auf dem Nachhauseweg von der Arbeit von einem alkoholisierten Autofahrer erfasst und getötet. Die Witwe hat nie mehr geheiratet. Daniela Feroudi erinnert sich an das Geschäft, das für sie als Kind ein bevorzugter Ort war, um an „Pfennigbonbons“ und andere Süßigkeiten zu gelangen. Erna Grossmann und ihre Mutter, die nicht selten im Laden ausgeholfen habe, seien „angenehme Menschen“ gewesen. Wenn das Geschäft geschlossen war, bedeutete das nicht das Ende aller Tage. „Dann bin ich hintenrum gegangen, habe am Wohnhaus geklopft und das gekriegt, was ich für meinen Vater besorgen sollte“, erzählt Feroudi.

    Die Einrichtung wurde nicht mehr gebraucht

    Kindheitserinnerungen an ihre Tante sind auch für Petra Grossmann mit dem Laden verbunden. Im Jahr 2009 sei die Tante gestorben. Drei Jahre zuvor hätten deren Wohnhaus Petra Grossmanns Freundin und ihr Mann gekauft. Das Ehepaar suchte für die Ladeneinrichtung, die nicht mehr gebraucht wurde, einen Käufer. Raimund Breinl aus Sinzing (Kreis Regensburg) meldete sich. Und Erna Grossmanns Nichte schrieb dem Filmausstatter die Geschichte des kleinen Lebensmittelgeschäfts in Kleinkötz auf, die heute in knapper Form von den Museumsbesuchern nachgelesen werden kann.

    Eines ist beim Käufer allerdings in Vergessenheit geraten. „Er hat mir versprochen, dass ich zur Eröffnung des Museums in Regensburg persönlich eingeladen werde“, sagt Petra Grossmann. Gehört hat die Deubacherin nie mehr etwas von ihm. Und das Geschichtsmuseum hat seit dieser Woche geöffnet.

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