Am Sonntag ist in Ettlishofen Leonhardiritt, eine Woche später in Ichenhausen. Und in Roßhaupten? Normalerweise hätte dieser im Oktober stattfinden sollen. In diesem Jahr gibt es jedoch keinen.
Allein der Name Roßhaupten lässt an edle Rösser denken. Das Wappen zeigt sogar einen Pferdekopf und eine Kirche, die dem heiligen Leonhard, der ja unter anderem auch Schutzpatron der Pferde und der Fuhrleute ist, hat der Ort auch. Wann es den Leonhardiritt in Roßhaupten erstmals gab, lässt sich nicht genau zurückverfolgen. Bekannt ist, dass er schon Ende der 40er Jahre stattfand, sogar mit Karussell und Schiffschaukel und am Abend mit Tanz. Ab 1960 war dann Pause, bis ihn der Soldaten- und Kameradenverein 1999 wieder ins Leben rief. Beteiligt hatten sich dann auch die Schützen, der Sportverein und die Feuerwehr.
Höhere Auflagen, größere Unkosten
„Immer höhere Auflagen und damit immer größere Unkosten“, benennt Rolf Steichele, der in den vergangenen Jahren vieles in die Hand genommen hatte, zwei der Probleme. Beim Leonhardiritt selbst, da habe natürlich immer jeder mitgeholfen, im Allgemeinen aber sei es mit freiwilligen Helfern immer schwieriger geworden, allein schon was den großen Aufwand für die ganze Organisation betreffe.
Über Mangel an Besuchern konnten sich die Roßhaupter in den vergangenen knapp zwei Jahrzehnten nicht beklagen, und schon gar nicht über das Wetter: Strahlender Sonnenschein und blauer Oktoberhimmel waren nahezu immer an der Tagesordnung. Nur einmal habe es für einige Minuten kurz geregnet, erinnert sich Steichele. Beim Schützenheim war die Aufstellung, anschließend zog der Zug, allen voran die Musikkapelle Röfingen, zunächst über die Garten- und die Schulstraße und dann zur Hauptstraße, durch den Ort. Kurz nach der Kirche St. Leonhard blieben Pferde und Gespanne stehen und erhielten von der Bühne herab den Segen.
Ein fester Termin im Kalender
Im vergangenen Jahr waren sogar zwei Pfarrer nach Roßhaupten gekommen: der katholische und der evangelische. Dann gab es die Ichenhauser Goißlschnalzer, die sich durch den Ort schnalzten, den Leonhardiwagen, auf dem Siegfried Gassmann den heiligen St. Leonhard darstellte, und den Gemüsewagen, prallvoll gefüllt mit Gemüse aus Gundelfingen. Und natürlich die Erntekrone, die es erst seit drei Jahren gibt und die nun ruht. Im vergangenen Jahr habe man 70 Schleifen ausgegeben und zwölf Gespanne seien dabei gewesen, erzählt Steichele weiter. Für fast alle war der Leonhardiritt in Roßhaupten ein fester Termin und manche waren von Anfang an mit dabei.
„Wir kommen gerne“, hatte es stets geheißen. Namen wie Monika Riß aus Unterknöringen, Hubert Fink aus Reisenburg, Karl Aumann aus Zusamzell oder Alfons Mesner, der bis vom Tegernsee kam, standen regelmäßig auf dem Programm, und natürlich auch der Autenrieder Brauereiwagen von Karl Barth aus Tiefenbach bei Illertissen. „Es war so ein schöner, kleiner Umzug gewesen“, habe vor kurzem eine Teilnehmerin gesagt und auch für die hervorragende Organisation habe man immer großes Lob erhalten.
Auch Marlene Vogg, die sich immer um das Schmücken des Gemüsewagens und um die Erntekrone gekümmert hat, bedauert, dass es den Leonhardiritt dieses Jahr nicht gibt und dass auch von den Jüngeren keine nachkommen. „Man kann so etwas doch nicht sterben lassen“, sagt sie. „Es ist ewig schade. Es war eine schöne und eingefahrene Sache“, sieht es Altbürgermeister Michael Mayer. Auflagen und Kosten seien schon zu Anfangszeiten ein Thema gewesen. Damals habe die Gemeinde dann den nicht unerheblichen Betrag für die Versicherung übernommen. „Vielleicht ist es in diesem Jahr nur ein Aussetzer und vielleicht raffen sich im nächsten Jahr wieder einige zusammen.“
Passiert ist nie etwas
Es sei immer ein wunderschöner Leonhardiritt gewesen, die Gemeinde habe das stets abgesichert und unterstützt, schließt sich Röfingens Bürgermeister Hans Brendle dem an. „Wenn aber die Helfer weniger werden und alles an einzelnen Personen liegt, dann wird das für diese irgendwann zu viel. Es wäre schade, wenn diese Tradition in Roßhaupten verloren ginge.“ Auf eines ist Rolf Steichele stolz, nämlich, dass der Leonhardiritt in all den Jahren immer reibungslos verlief: „Es ist nie irgendetwas passiert.“