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Landkreis Günzburg: In der Leipheimer St. Veitskirche gibt es viel zu tun

Landkreis Günzburg

In der Leipheimer St. Veitskirche gibt es viel zu tun

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    Im Mittelschiff der St. Veitskirche wird am meisten passieren.
    Im Mittelschiff der St. Veitskirche wird am meisten passieren. Foto: Sandra Kraus

    Mit einer langen Wunschliste gehen die Leipheimer die Innenrenovierung der St. Veitskirche in der historischen Altstadt an. Seit Jahrhunderten beherrscht der markante Kirchenbau mit seiner wechselhaften Geschichte das Stadtbild. Was um das Jahr 1330 noch als römisch-katholische Kirche begonnen wurde, 1524 mit Pfarrer Jakob Wehe die Reformation erlebte, im Deutschen Bauernkrieg als Gefängnis für 700 unterlegene Bauern diente, später unter dem Kirchendach Platz für Kornbühnen schuf und nach dem Dreißigjährigen Krieg sowie der Niederlage gegen die Schweden 1634 als Pferdestall diente, ist heute laut der Internetseite der Stadt Leipheim die einzige stilechte gotische Kirche im Landkreis Günzburg.

    Die erste Innenrenovierung seit 1954 soll den Spagat zwischen Denkmalschutz und liturgischen Anforderungen der evangelisch-lutherischen Pfarrei schaffen und zusätzlich noch den Genuss der Kirchenmusik steigern. Größter Brocken der 1,6 Millionen schweren Sanierung wird das Reinigen und Ergänzen der Wände und Decken sein. Die dreischiffige Pfeilerbasilika, die bis 1919 Dekanatskirche war, wird im Mittelschiff komplett neu eingerichtet und gestaltet. Keine durchgängigen Bankreihen mehr, keine Klapplehnen im vorderen Teil mehr, um den Blick zur Kanzel, die in der Kirchenmitte angelegt ist, zu erlauben, und keine lichtschwachen Pendelleuchten. Stattdessen sollen ein neues, relativ geschlossenes Kirchengestühl mit einem Mittelgang, der es erlaubt geradeaus auf den Altar zuzugehen, eine neue Kanzel vorne am Chor, sowie ein neuer Altar, Ambo, Osterleuchter und Taufbecken die Liturgie des 12. Jahrhunderts unterstützen.

    Die Kanzel ruft den Pfarrer auf den Plan 

    „Nicht so wuchtig und massiv, sondern leicht und luftig, nicht so hoch, kein Bänkeklappen“, hat Pfarrer Gerhard Oßwald zum Thema Kanzel handschriftlich den Bauplan ergänzt, der in der Kirche aushängt und die 2000 Gemeindemitglieder informiert. Selbstverständlich bleibt die bisherige Kanzel erhalten, so die Antwort des Pfarrers auf dem Plakat, auf dem Wünsche und Anregungen notiert werden können. Leicht haben es sich Kirchenvorstand und Entscheidungsträger nicht gemacht, sie schauten sich im Ulmer Münster, in Reutti und in Zell um, auf der Suche nach dem Besten für die Veitskirche.

    Zur Sanierung gehört auch ein neuer Fußboden aus Ziegelplatten, der dem historischen Belag, noch stellenweise unter der Orgelempore sichtbar, nachempfunden ist. Er wird das Raumklima verbessern und mit seiner milden Fußbodentemperierung auf 6 Grad Celsius die winterliche Eiseskälte aussperren. Gegen die unangenehme Zugluft würde man sich in Leipheim eine Art Schleier aus warmer Luft, die an den Enden der Bankreihen aus Bodenkonvektoren aufsteigen soll, wünschen. Frühere Generationen begegneten der Zugluft anstelle der momentan am Portal ausliegenden Fleece-Decken wohl mit diesen rundum eingehausten Sitzen, wie sie in den Seitenschiffen auch weiterhin bestehen bleiben. Namensschilder sicherten den Damen und Herren einen Platz, freie Sicht auf Altar oder Pfarrer war damit aber nicht garantiert. Allein die Ausrichtung der Bankreihen in den Seitenschiffen verhindert das schon zum Teil. Im vorderen Teil des rechten Seitenschiffs werden Stühle die Möglichkeit für eine Taufe im kleinen Rahmen schaffen.

    Der Holzwurm wird zur Herausforderung

    Eine große Aufgabe wird die Holzwurmbekämpfung werden, die sonst übliche Begasung scheitert an der Größe der St. Veitskirche. Für mehr Licht werden Ringleuchten sorgen. Sie können im Gegensatz zu den Kelchleuchten auch nach oben strahlen und so bei Kirchenkonzerten ein stimmungsvolles Ambiente schaffen. Kirchenvorstand Jürgen Mößle, zugleich Leiter des Stadtbauamts Leipheim und damit nur wenige Schritte von der St. Veitskirche entfernt, schildert anstelle der im Urlaub weilenden Pfarrer den aktuellen Stand. Demnach ist der Entwurfsplan fertig und liegt beim Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Außerdem seien alle möglichen Förderstellen informiert.

    Ende August ist ein Termin mit dem Kirchenarchitekten, dann gehe es in den nächsten Wochen darum, einen Haken an die Finanzierung zu setzen, die Höhe der Zuschüsse zu erfahren und je nachdem das eine oder andere noch zu korrigieren. Wenn der Zeitplan eingehalten wird, kann von Ende April 2019 bis Ende April 2020 saniert werden. Für die Gottesdienste stehen in dieser Zeit das Gemeindehaus, aber auch die katholische Pauluskirche zur Verfügung.

    Gespräche fanden wohl schon statt. Vielleicht gibt es auch den einen oder anderen Gottesdienst auf der Kirchenbaustelle. Und sobald die Innenrenovierung abgeschlossen ist, kann die Orgelsanierung beginnen, ein Flyer auf der Evangelisch-in-Leipheim-Internetseite weist auf dieses Projekt und die dazu nötigen Spenden schon hin.

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