Egal, was die Politik in der kommenden Woche entscheidet. Auf die Öffnungsperspektiven für seine Kinos in Günzburg und Krumbach gibt Wolfgang Christ nicht viel. Taktgeber seien die großen Filmverleiher. Und die, ist er sich ziemlich sicher, werden nicht Filme auf den Markt werfen und millionenschwere Werbekampagnen starten, wenn eine dauerhafte Öffnung der Abspielstätten nicht gewährleistet ist.
James Bond als warnendes Beispiel
Ein warnendes Beispiel dafür ist der James-Bond-Streifen „Keine Zeit zu sterben“, der ursprünglich vor gut einem Jahr in die Kinos hätte kommen sollen. Mit großem Brimborium wurde der Film beworben – musste aber bereits zweimal verschoben werden. Jetzt soll „Keine Zeit zu sterben“ ab 8. Oktober endlich Zeit für seinen Filmstart haben. Offenbar muss nachgedreht werden, weil Ausrüstungsgegenstände bekannter Hersteller inzwischen veraltet sind und kein „Werbeeffekt“ für die Produkte mehr besteht.
Christ wird trotzdem Kino machen, falls Corona-Schutzbestimmungen dem nicht entgegenstehen sollten – ab Mitte Juni auf dem Betriebsgelände der Radbrauerei Günzburg. Der Kinobetreiber und der Brauereichef haben schon seit Jahren die Idee, unter freiem Himmel eine Leinwand aufzubauen. „Corona hat uns bestärkt, das jetzt endlich umzusetzen“, sagt Christ. Und Bucher ergänzt: „Wir machen unser Biergartenkino, weil wir sichtbar sein wollen. Vor allem machen wir es aber, weil wir ein Zeichen setzen wollen. Wir stecken nicht den Kopf in den Sand oder verfallen in Schockstarre wie das Kaninchen vor der Schlange. Wir unternehmen und gestalten etwas, anstatt nur da zu sitzen und auf bessere Zeiten zu warten.“
Das Minimalziel ist die "schwarze Null"
Ein Draufzahlgeschäft soll diese Aktion, die fast vier Wochen läuft, trotz des Idealismus der beiden Macher nicht werden. Dazu brauchen sie nicht nur Sponsoren und Werbepartner, die ihre Mitwirkung bereits zugesagt haben. Jeden Abend, an dem das Biergartenkino geöffnet hat, müssen mindestens 150 Gäste kommen, um eine „schwarze Null“ zu erreichen. Bei Einbruch der Dunkelheit sehen sie zumeist Filme, die in einen Biergarten passen: Sehr häufig wird es deutsche beziehungsweise bajuwarische Filmkost mit hohem Unterhaltungsfaktor sein. Noch ist das Programm nicht komplett zusammengestellt.
"Weißbier im Blut" und "Der Rausch" als filmische Fixpunkte
In knapp zwei Wochen dürfte es soweit sein. Fixpunkte sind zwei Streifen, die bis dahin noch in keinem Kino zu sehen waren: Die Premiere „Weißbier im Blut“, eine Kriminalkomödie mit Sigi Zimmerschied und Luise Kinseher (18. Juni, 21.30 Uhr). Und die Vorpremiere von „Der Rausch“ (10. Juli, 21.30 Uhr). Die dänische Sozialsatire hat vor nicht einmal zwei Wochen den Oscar in der Kategorie „Bester internationaler Film“ gewonnen.
Die Bewirtung an den Abenden sollen nach den Vorstellungen von Bucher und Christ wochenweise Vereine übernehmen. Die haben keinerlei Risiko, auf Bestelltem sitzen zu bleiben, falls der Andrang doch nicht allzu groß werden sollte. Denn die Vereine beziehen zu vergünstigten Preisen die Essensware von dem Kinobetreiber, auf die sie dann noch etwas aufschlagen können, damit in der Vereinskasse etwas hängen bleibt.
Übertragungen, solange die Deutschen spielen
Und mit den Getränken gibt es ohnehin keine Probleme. Die Quelle ist so nah.
Auch der Fußball spielt eine Rolle bei der Premiere des Biergartenkinos 2021, da während dieser Zeit die Europameisterschaft stattfindet. Alle Spiele mit Beteiligung der deutschen Nationalmannschaft werden übertragen (im schlechtesten Fall drei, im besten Fall sieben) und das Finale.
Zwei Leinwände werden aufgestellt
Sollte die deutsche Auswahl bereits früh ausscheiden, wird statt Fußball großes Kino geboten. Da die Spielübertragungen vor Sonnenuntergang beginnen, wird neben der Kinoleinwand von knapp 100 Quadratmetern (zwölf Meter Länge, acht Meter Höhe) zusätzlich eine LED-Leinwand aufgestellt, damit es einen ausreichenden Kontrast gibt.
Es wird möglich sein, Tickets online und an der Abendkasse zu erwerben. Wie das genau abläuft, muss erst noch festgelegt werden und hängt auch für die dann gültigen Corona-Regelungen ab. Der Eintrittspreis pro Person liegt bei acht Euro. Über mögliche Ermäßigungen wird derzeit noch diskutiert. Fußball gibt’s umsonst, aber um Verzehr wird gebeten.
Das Biergartenkino beginnt am 14. oder 15. Juni und endet am 11. Juli mit dem Finale der Fußball-Europameisterschaft.
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