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Landkreis Günzburg: Gastronomen im Landkreis Günzburg kämpfen ums Überleben

Landkreis Günzburg

Gastronomen im Landkreis Günzburg kämpfen ums Überleben

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    Ein Foto aus rosigen Zeiten: Ingrid Osterlehner, die Kreisvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, vor ihrem Gasthof in Röfingen. Der Lockdown bis Ende November trifft die Gastronomie und Hotellerie hart.
    Ein Foto aus rosigen Zeiten: Ingrid Osterlehner, die Kreisvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, vor ihrem Gasthof in Röfingen. Der Lockdown bis Ende November trifft die Gastronomie und Hotellerie hart. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Für viele Betriebe in der Gastronomie könnten die neuen Einschränkungen in der Corona-Krise den Todesstoß bedeuten: Ab 2. November sollen sie bis Monatsende schließen. Nur noch das Abholen und die Lieferung von Speisen soll demnach erlaubt sein. Das trifft auch den Landkreis Günzburg hart.

    Viele Wirte werden den zweiten Lockdown nicht überstehen

    „Ein zweiter Lockdown in einem Jahr bedeutet zum zweiten Mal große Umsatzverluste. Das werden viele Wirte – vor allem diejenigen, die auch noch Pacht zahlen müssen – kaum noch einen ganzen Monat überstehen“, sagt Ingrid Osterlehner, Kreisvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (BHG). Die Bewirtung im Freien habe im Sommer unter Beachtung der strengen Hygieneauflagen gut funktioniert. Dennoch sind die Umsatzeinbußen deutlich spürbar: „Wir hatten allein schon ein Drittel weniger Sitzplätze, um die Abstände einzuhalten.“

    Mit Sorge sieht Osterlehner, was kommen wird: Allein für das vergangene Wochenende hat sie geplante Geburtstags-, Kommunion- und Tauffeiern mit insgesamt 150 Gästen absagen müssen. Allerheiligen steht vor der Tür und alle Waren für das Wochenende sind schon eingekauft. „Traditionell treffen sich nach dem Gräber-Besuch viele Großfamilien bei uns in der Wirtschaft. Das wird jetzt aufgrund der Beschränkungen schwierig“, sagt die Unternehmerin. Für die kommenden Novemberwochen gehen die Einnahmen von 600 geplanten Gästen verloren, die Hotel- und Tagesgäste noch nicht eingerechnet.

    Wirte im Kreis Günzburg bezweifeln, dass es nach November weitergehen kann

    Dabei sei nachgewiesen, dass der Hotel- und Gaststättenbereich mit seinen 447.000 Mitarbeitern in Bayern bislang keine Corona-Hotspots produziert habe. Die Folgen zum Jahresende werden auch deshalb dramatisch, weil die meisten Firmen ihre Weihnachtsfeiern abgesagt hätten. „Große Unternehmen fragen gar nicht mehr an.“ Dass es im Dezember wieder unter den getroffenen Hygieneauflagen weitergehen kann, glaubt sie nicht: „Im Frühjahr ist der Lockdown auch verlängert worden. Wir akzeptieren das jetzt, weil für uns die Gesundheit der Gäste und Mitarbeiter an erster Stelle steht“, sagt sie.

    Dass der neue Lockdown im Dezember wieder vorbei ist, bezweifelt auch Benedikt Diem, vom gleichnamigen Gasthof aus Krumbach. Sollte sich diese Befürchtung bewahrheiten, fällt das gesamte Weihnachts- und Silvestergeschäft weg: „Das ist absolut existenzbedrohend. Die Situation ist ehrlich gesagt beschissen.“ Schon jetzt habe er für den gesamten November lediglich vier Buchungen für Hotelzimmer, der Rest sei storniert. Die laufenden Kosten hingegen bleiben.

    Gastronomen haben für Hygienemaßnahmen viel Geld ausgegeben

    Hinzu kommen die vielen finanziellen Investitionen wegen der Hygieneregeln. „Wir haben im Sommer viel Geld in die Hand genommen, haben bei 40 Grad mit Maske im Biergarten bedient und müssen jetzt trotzdem zusperren. Das gleicht mittlerweile einer Schikane“, lauten seine deutlichen Worte. Zumal, so Diem, die Ansteckungen im Gastrobereich verschwindend gering seien: „Der neue Lockdown ist absolut nicht nachvollziehbar. Ich denke, dass die Infektionszahlen deshalb nun nicht weniger werden.“ Der Gastronom hofft hingegen, dass sich der Familienbetrieb mit der Metzgerei und dem Guthaus durch die Krise retten kann. Die Feinkostenwaren biete er deshalb auch online an, in Gasthof und

    Die völlige Schließung kann auch Rudolf Feuchtmayer, Chef der Schlossbrauerei Autenried, nicht verstehen. „Wir hätten mit früheren Schließzeiten noch gut leben können. Die Gastronomen haben alle Konzepte akribisch umgesetzt, darum gab es aus diesem Bereich auch keinerlei Infektionsgeschehen.“ Die Kosten laufen auch für die Inhaber der Gaststätten, Hotels und Brauereien weiter. „Seit dem Frühjahr werden die eigenen Rücklagen und das Sparvermögen abgebaut. Das Kurzarbeitergeld hat sicher geholfen, aber jetzt gehen die Umsätze wieder deutlich zurück. Bestellungen wurden zurückgenommen, die meisten Vereine haben ihren Betrieb eingestellt. Hotelübernachtungen wurden storniert, weil die Arbeitgeber auf Geschäftsreisen verzichten. Wir können nur hoffen, dass es bald wieder weiter geht“, sagt Feuchtmayer.

    Wirt aus Ursberg will Sinn des Lockdowns nicht infrage stellen

    Exakt das, nämlich dass der zweite Lockdown wesentlich kürzer dauern wird, als noch der im Frühjahr, vermutet Bernd Schramm, Geschäftsführer des Klosterbräuhauses in Ursberg. „Grundsätzlich trifft uns das natürlich trotzdem hart“, sagt er. Die Geschäftsreisenden im Hotel bleiben aus, das Wirtshaus muss seine Türen schließen. Auch wenn der Biergarten im Sommer gut besucht war, dieser Schaden könne nicht aufgefangen werden. Die Sinnhaftigkeit der Schließungen möchte Schramm aber nicht infrage stellen. „Im Frühjahr war das alles noch von viel Unsicherheit geprägt. Den zweiten Lockdown sehe ich aber nicht so kritisch“, sagt er. „Der Lockdown ist zeitlich klar begrenzt und deshalb zu verschmerzen.“

    Trotzdem geht es an die Substanz. Das Bier aus der hauseigenen Brauerei etwa wird größtenteils in der eigenen Wirtschaft frisch gezapft verkauft. Doch dort fehlen nun die Gäste. Gebraut ist das Bier allerdings schon. Schramm hofft nun, dass sich der Verlust mit zusätzlichem Verkauf über die Warentheke in Grenzen hält. Auf das Mitnahmeangebot von Speisen setzt er hingegen nicht. „Es hat sich im Frühjahr deutlich gezeigt, dass das auf dem Land nicht der Bringer ist“, sagt er. „In der Mittagspause flott aus dem Büro runter und Essen holen – das gibt es bei uns eben kaum“, sagt er. Schramm: „Wir sind gespannt, welche Unterstützung wir bekommen werden.“

    Radbrauerei hat im Frühjahr bereits Pachten erlassen

    Georg L. Bucher bestätigt, dass seine Radbrauerei aus Günzburg im Frühjahr Pachten erlassen hat. „Diesmal will der Staat mit Förderungen auf Basis des Vorjahresumsatzes helfen. Damit sind die Fixkosten der Wirte hoffentlich abgedeckt“, sagt der Brauereichef. Er erwartet einen deutlichen Umsatzrückgang in den kommenden Wochen. „Der Genuss von Bier wird mit Geselligkeit unter Freunden oder in der Wirtschaft verbunden. Das fällt jetzt mit den Einschränkungen fast komplett weg“, gibt er zu bedenken. Daher wird die Brauerei mit der Festmärzen-Aktion ab Anfang November aktiv den heimischen Handel unterstützten: Für jede Kiste Bier gibt es einen Drei-Euro-Gutschein, der in

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