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Landkreis Günzburg: Eine Ode an den Filz von Stefan Offermann

Landkreis Günzburg

Eine Ode an den Filz von Stefan Offermann

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    Stefan Offermann mit Filzpantoffeln. Diesmal hat er aber keine verschickt wie in den 80er-Jahren an Franz Josef Strauß. Dafür hat er ein Gedicht geschrieben.
    Stefan Offermann mit Filzpantoffeln. Diesmal hat er aber keine verschickt wie in den 80er-Jahren an Franz Josef Strauß. Dafür hat er ein Gedicht geschrieben. Foto: Till Hofmann

    Stefan Offermann hat es in den vergangenen Tagen und Wochen genervt, wie unsensibel und undifferenziert mit dem Wörtchen „Filz“ umgegangen wird. Filz ist ein Qualitätsprodukt. Das wissen nicht nur Mitarbeiter der international agierenden BWF Group mit Stammsitz in Offingen, denen Offermann viele Jahre vorstand.

    Bereits ein Filzfund aus der Frühbronzezeit in Westanatolien belegt diese Technik. Datiert wird die Entdeckung auf etwa 2600 Jahre vor Christus. Sie lässt sich damit zeitlich deutlich vor der Gründung der Christlich-Sozialen Union in Bayern oder anderer Parteien einordnen.

    Weltweit der größte Hersteller von Wollfilz

    „BWF“ stand ursprünglich für „Bayerische Wollfilzfabriken“ und gibt einen Hinweis darauf, womit das Unternehmen ursprünglich sein Geld verdient hat. Heute liegt das Hauptaugenmerk des Betriebs nicht mehr auf der Herstellung und Verarbeitung von Filz. Gleichwohl ist die BWF Group nach Offermanns Angaben mit einer Produktionsmenge von 1500 Tonnen im Jahr der weltgrößte Hersteller von Wollfilz, der aus Schafwolle besteht. Die Wolle der Schafe, die beim Scheren auf den Boden fiel, die Feuchtigkeit der Räume, die Wärme der Tierleiber und der Schafsurin waren die Bestandteile, die dazu führten, dass die Wolle verfilzte.

    Manchmal wird die Schafwolle mit Zellwolle (Basismaterial Holz) vermischt. Nadelfilz, der unter anderem im Umwelttechnikbereich BWF Envirotec hergestellt wird, besteht im Gegensatz dazu aus synthetischen Fasern. Und dann ist da noch, was die BWF auch in ihrem kleinen Laden „Filzwelt“ in Günzburg nicht feilbietet: der politische Filz.

    Filzpantoffeln für Strauß - und dessen Entschuldigung

    Der kann unterschiedliche Farben annehmen und ist gerade wieder in Mode gekommen. Die Schwarzen hat der damalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß Mitte der 80er-Jahre bestimmt nicht gemeint, als er negativ von „filzpantoffeligem Verhalten“ sprach. „Ich habe ihm damals ein Paar Wollfilzpantoffel geschickt, worüber sich Strauß sehr freute. Er schrieb mir zurück, dass er sich entschuldige und sich in den Filzpantoffeln sauwohl fühle“, führt Offermann aus. Aktuell hat er niemandem Filzpantoffeln geschickt, dafür aber Gereimtes verfasst:

    „Filz“ – das Wort hat schlechten Klang, hör’ ich’s, wird mir angst und bang,

    denn Filz steht heut’ für Korruption, Verflechtung, Dienst zu hohem Lohn

    in Wirtschaft und der Politik, trotz Verbots, mit faulem Trick.

    Doch Filz ist anders, wunderbar: aus der Schafe feinem Haar

    entsteht nach Krempeln, Filzen, Walken, was längst wussten unsre Alten

    vor Tausenden von Jahren schon ein edler Filz, der Mühen Lohn.

    Ob grün, ob gelb, ob schwarz, ob rot, beste Haptik ist Gebot.

    Einfach schön, ganz weich und rein, so soll Wollfilz schließlich sein.

    Hundertfünfundzwanzig Jahre machen wir die edle Ware.

    Ein Produkt im Biotrend, nicht wie heute man es kennt.

    Filz sei nicht länger nur besetzt mit schlechtem Klang, so wie grad jetzt!

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