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Landkreis Günzburg: Die Ursberger Klosterbäckerei steht vor dem Aus

Landkreis Günzburg

Die Ursberger Klosterbäckerei steht vor dem Aus

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    Die Ursberger Klosterbäckerei schließt im Mai.
    Die Ursberger Klosterbäckerei schließt im Mai. Foto: Markus Landherr/DRW

    Die Klosterbäckerei des Dominikus-Ringeisen-Werks in Ursberg schließt endgültig im Mai ihre Pforten. Von der Semmel bis zur Torte entstanden hier unter dem unscheinbaren Dach des

    Die Entscheidung sei „sehr schweren Herzens“ gefallen, heißt es in einer Mitteilung der Sozialeinrichtung. Das hängt nach den Worten des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Michael Winter vor allem damit zusammen, dass die betroffenen Mitarbeiter nicht mehr in der gewohnten Umgebung ihrer Tätigkeit nachgehen können. Hinzu komme, dass man es mit einer traditionsreichen Marke zu tun habe. In den Annalen des Klosters taucht eine Bäckerei bereits in den 1890er Jahren auf.

    Die Mitarbeiter wurden Anfang März informiert

    Die Zukunftsaussichten der Branche, eine nachlassende Nachfrage sowie die Kostenstruktur der Bäckerei hätten die Entscheidung allerdings nahegelegt. Ein betriebswirtschaftlich sinnvoller Weiterbetrieb wäre so nicht in Sicht gekommen, sagt Winter, der auch kaufmännischer Vorstand ist.

    Die Mitarbeiter sind nach seiner Darstellung Anfang März auf einer Betriebsversammlung informiert worden. Die Gründe für die Betriebsschließung wurden ihnen dargelegt. „Gleichzeitig haben wir ein umfangreiches Beratungs- und Unterstützungsangebot für die Mitarbeiter vorgelegt, das sofort greift.“

    Alleine für die Bäckerei hätten gut 700.000 Euro investiert werden müssen

    Hier wird beim Ringeisenwerk investiert

    Um seine Lebensmittelversorgung zukunftsfähig zu machen, wird das Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) ab 2019 rund 5,5 Millionen Euro in die Sanierung von Zentralküche und Zentrallager am Standort Ursberg investieren.

    Die Zentralküche beliefert täglich Wohneinheiten des DRW in einem Radius von Thannhausen, Neuburg an der Kammel und Krumbach bis nach Pfaffenhausen im Unterallgäu samt den Kantinen der DRW-Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Dazu kommen die Ursberger Förderzentren, die Tagesstätten, die offene Ganztagesschule an der Grundschule in Krumbach, die Sozialstation Thannhausen und eine weitere Firmenkantine. Das entspricht rund 1500 Kunden pro Tag.

    Dass eine zyklische Renovierung auch für die Bäckerei ins Haus stand, sei bereits vor über drei Jahren klar gewesen. Aber allein für die Klosterbäckerei hätten rund 700.000 Euro investiert werden müssen, um sie technisch auf den Stand zu bringen. Winter: „Unsere Bäckerei ist damit leider auch vom Trend betroffen, dass sich kleine Bäckereien nicht mehr halten können.“

    Noch bis Januar habe man gehofft, durch eine Veränderung der Produktpalette den Betrieb zu retten. Doch die Planspiele hätten sich nicht gerechnet. „Der Markt ist preissensibel“, drückt Winter diplomatisch aus, dass handgefertigte, frisch hergestellte Ware, die etwas teurer ist, gegen tiefgefrorene Teiglinge, die nur noch aufgebacken werden müssen, kaum Chancen hat.

    Die Versorgung soll gesichert bleiben

    Den neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Backstube seien Angebote zur Weiterbildung an den Ursberger Fachschulen, an anderen Stellen im DRW sowie faire Abfindungsangebote unterbreitet worden. „Wir danken dem Team sehr für seine engagierte Arbeit. Für Einzelgespräche zu neuen beruflichen Perspektiven im DRW stehen Fachberater und Personalwesen auch kurzfristig gerne zur Verfügung“, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende.

    Die Versorgung der DRW-Einrichtungen mit Backwaren ist auch künftig gesichert. Der Ursberger Laden und die Bäckereifiliale in Krumbach bleiben bestehen. Bereits in der Vergangenheit arbeitete die Bäckerei mit externen Partnern zusammen. Diese Zusammenarbeit wird nun ausgeweitet. Im Ursberger Laden und in der Bäckereifiliale in

    Der Name des Geschäfts muss geändert werden

    Freilich muss dann auch der Name des Krumbacher Geschäfts geändert werden, der jetzt noch „Ursberger Klosterbäckerei“ lautet. Wie die Filiale künftig heißen wird, wird jedoch ebenso wie seine strategische Ausrichtung erst in den kommenden Wochen festgelegt.

    Das aber kann Winter an diesem Dienstag, als das Ende der Klosterbäckerei öffentlich wurde, nicht erfreuen. „Es ist kein leichter Tag“, sagt er auf Nachfrage.

    Der stellvertretende Innungsobermeister der Bäckerinnung Günzburg, Jörg Hurler (Leinheim), ist ebenfalls traurig über diese Entwicklung: „Jede Bäckerei, die schließt, tut weh“, sagt er. Damit falle wieder einer der schönster Berufe weg. In diesem Fall sei es besonders tragisch, weil die Klosterbäckerei in dieser überregional bekannten Sozialeinrichtung von zentraler Bedeutung gewesen sei. Obermeister Günther Weindl (Kötz) sieht es ähnlich: „Ich bedaure das sehr – nicht nur als Obemeister, sondern auch als Bäckerkollege. Die zweite soziale Einrichtung nach Dürrlauingen muss innerhalb kürzester Zeit die Segel streichen. Und das ist sehr schade.“ (mit zg)

    Lesen Sie hier unseren Artikel über eine weitere Ursberger Institution: Klosterbräuhaus: Eine Ursberger Tradition seit 1792

    Auch in einer anderen Bäckerei wird bald nicht mehr selbst gebacken: St. Nikolaus: Kündigungen und auch Einschnitte im Supermarkt

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