Startseite
Icon Pfeil nach unten
Günzburg
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Günzburg: Der Buchsbaumzünsler lässt die Gärtner in der Region verzweifeln

Landkreis Günzburg

Der Buchsbaumzünsler lässt die Gärtner in der Region verzweifeln

    • |
    Das bleibt vom Buchs, wenn der Zünsler drauf war: wenig bis nichts.
    Das bleibt vom Buchs, wenn der Zünsler drauf war: wenig bis nichts. Foto: Helene Monzer (Archiv)

    Unbemerkt beginnt die kleine, gelbgrüne Raupe unten am Buchsbaum zu fressen. Langsam arbeitet sich das gefräßige Insekt an der Pflanze nach oben. Die gelben Blätter purzeln reihenweise zu Boden. Wenn der verzweifelte Besitzer den Schädling bemerkt, ist es oft schon zu spät. Der Buchsbaum ist tot – und mit ihm die häufig jahrzehntelange Arbeit. So oder so ähnlich ergeht es derzeit zahlreichen Gärtnern im Landkreis Günzburg.

    Denn der Zünslerbefall hat in diesem Jahr deutlich zugenommen, wie Karl-Heinz Wottke sagt. „Das war und ist in diesem Jahr schon extrem.“ Allein am vergangenen Freitagvormittag habe er acht Anrufe von besorgten Bürgern erhalten, deren Buchsbäume von der Raupe arg in Mitleidenschaft gezogen worden sind. „Was dagegen tun?“, lautete der Kern aller Anfragen, wie Wottke, seit 28 Jahren als Gärtner für das Landratsamt tätig, sagt.

    Ideale Bedingungen für den Schädling

    Der Buchsbaumzünsler, eigentlich ein ostasiatischer Kleinschmetterling, wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts nach Mitteleuropa eingeschleppt und verbreitet sich seitdem auch in Deutschland immer schneller. „Man merkt die Plage auch im Landkreis Günzburg deutlich, besonders in diesem Jahr“, sagt Wottke. Die klimatischen Bedingungen seien für den Schädling ideal gewesen. Die Klimaerwärmung ist eine mögliche Ursache, warum sich der Buchsbaumzünsler hier ausbreitet; der globale Handel eine andere. Wenn sich die Raupe beispielsweise in der Verpackung einer verschifften Handelsware befinde und hier ankomme, gebe es kein Zurück mehr. „Ist der Schädling erst einmal da, bekommt man ihn nicht mehr weg.“

    Das ist der Buchsbaumzünsler

    Falter Der Buchsbaumzünsler ist ein Schädling, der Buchsbäume befällt und diese vollständig zerstören kann. Es handelt sich um einen unauffälligen braun-weißen Falter, der seine Eier am Buchsbaum ablegt. Aus diesen Eiern schlüpfen die Raupen, welche zunächst Triebe und Blätter und dann die Rinde an den Ästen fressen.

    Vermehrung Derzeit rechnet man mit bis zu fünf Generationen von Buchsbaumzünslern pro Jahr, je nach klimatischen Verhältnissen. Die Raupen überwintern geschützt in ihrem Gespinst auf dem Buchs oder benachbarten Gehölzen. Selbst sehr kalte Winter scheinen ihnen nichts anzuhaben. Im Frühjahr, ab 12 Grad, zumeist Anfang April, werden die Raupen aktiv und beginnen zu fressen. Sie verpuppen sich mehrfach und durchlaufen fünf bis sieben Stadien, bis im Juli die Falter schlüpfen. Nach der Eiablage befällt die zweite Generation der Raupen die Buchsbäume. Im September schlüpft die letzte Generation der Falter, aus deren Eiern noch im Oktober junge Raupen schlüpfen. Je nach Temperatur treten sie früher oder später in die Winterruhe. (loto)

    Einen Befall erkennt man Wottke zufolge nur schwer, denn die Tiere fressen sich von innen nach außen und von unten nach oben durch. Lange genug sieht der Buchs noch gut aus – und wenn der immergrüne Strauch geschädigt ist, dann sei es meistens fünf nach Zwölf.

    Bakterien stören die Verdauung der Raupe

    Laut Wottke gibt es verschiedene Mittel gegen den Schädling. Zum einen den Bacillus thuringiensis, ein Krankheitserreger, der als Fraßgift wirkt und die Verdauung der Raupen stört. Nach den Angaben Wottkes siedelt sich das Bakterium im Darm des Buchsbaumzünslers an. Der Schädling frisst in der Folge nicht mehr und verhungert. Entsprechende Produkte gibt es zum Teil im freien Handel. Das Mittel ist nicht unbedingt günstig, meint der erfahrene Gärtner.

    Er sieht noch zwei Nachteile: Das Bakterium, das zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt wird, ist nicht auf den Buchsbaumzünsler spezialisiert. Auch Nützlinge gehen zugrunde. Außerdem gehen Experten von drei bis fünf Generationen des Zünslers im Jahr aus. Die Blätter und der Stamm des Buchsbaums müssten mit dem Mittel, dass den Bacillus thuringiensis enthält, öfters besprüht werden.

    Mit Hochdruckreiniger oder Staubsauger

    Eine andere Möglichkeit sei es, um den Buchsbaum am Boden ein helles Tuch zu legen und mit einem Hochdruckreiniger den Baum von den Raupen zu befreien. Kein leichtes Unterfangen, denn man sollte auch die an der Pflanze haftenden Eier lösen – sonst sind die Anstrengungen nur ein Sieg auf Zeit. Die Raupen kann man, im Gegensatz zum Eichenprozessionsspinner, anfassen und einsammeln. Die Tiere sollten danach verbrannt werden.

    Ottmar Frimmel, der Naturschutzbeauftragte des Landkreises Günzburg, hat vor wenigen Tagen den Tipp eines alten Gärtnermeisters gehört: Der habe empfohlen, zu zweit die Buchsbäume im heimischen Garten zu inspizieren. Einer hält innen am Strauch die Äste auseinander. Und im Falle des Befalls rückt der Andere den Raupen, Larven und Eiern mit einem Staubsauger zu Leibe und saugt sie ein. Auch der Inhalt des Beutels sollte verbrannt werden – ebenso wie die von den Raupen befallenen Teile des Buchsbaumes.

    So sieht er aus, der Buchsbaumzünsler. Viele Gärten mit Buchsbäumen im Landkreis Günzburg sind betroffen, dort frisst er sich meist unbemerkt satt. Der Schädling zerstört die Pflanzen dabei innerhalb kürzester Zeit.
    So sieht er aus, der Buchsbaumzünsler. Viele Gärten mit Buchsbäumen im Landkreis Günzburg sind betroffen, dort frisst er sich meist unbemerkt satt. Der Schädling zerstört die Pflanzen dabei innerhalb kürzester Zeit. Foto: Helene Monzer (Archiv)

    Entsorgung über Kompostierung geht nicht

    Kleine Mengen von Schnittgut, lautet die Empfehlung, sollen in Plastiksäcken luftdicht verpackt und über die Restmülltonne entsorgt werden. Auf Kompostieranlagen wird durch die offene Lagerung nicht die Temperatur erreicht, bei der die Zünsler verenden würden.

    Mindestens 100 Buchsbäume hat der Landkreis Günzburg auf seinen Flächen stehen. Vier geschädigte hat Wottke gestern am Gartenhallenbad Leipheim entfernt. Und weitere dürften aller Voraussicht nach folgen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden