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Landkreis Günzburg: Coronavirus: Vorbereitungen für den Fall der Fälle im Kreis

Landkreis Günzburg

Coronavirus: Vorbereitungen für den Fall der Fälle im Kreis

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    Die Notaufnahmen richten sich nach einer Checkliste des Robert-Koch-Instituts.
    Die Notaufnahmen richten sich nach einer Checkliste des Robert-Koch-Instituts.

    Bei den Kreiskliniken Günzburg-Krumbach melden sich zunehmend mehr Bürger, die Fragen zum Coronavirus haben. Seit ein Infizierter in einem Neu-Ulmer Kino saß, habe das weiter zugenommen, sagt der Vertreter des Direktors Klinikmanagement, Nicolas Kiechle . Dabei spüre man weniger Angst als Unsicherheit. Für allgemeine Auskünfte verweise man ohnehin an das Gesundheitsamt , mit dem sich die Kliniken auch eng für den Fall der Fälle abstimmten.

    Man sei immer bereit, infektiöse Patienten aufzunehmen, auch auf Coronavirus-Infizierte „sind wir vorbereitet“. Es gebe Handlungsanweisungen fürs Personal und Bereiche, wo Betroffene unter Quarantäne gestellt und behandelt werden können. Die Notaufnahme handele nach einer Checkliste, die vom Robert-Koch-Institut und Gesundheitsämtern erstellt wurde. Nach Grippewellen und der Sars-Pandemie vor einigen Jahren habe sich ohnehin vieles eingespielt. Die aktuellen Maßnahmen seien an das neue Coronavirus angepasst worden; die hochansteckende Grippe habe ganz andere Dimensionen. Aber da man sich an sie gewöhnt habe, hätten das viele nicht im Blick. Und durch das „extreme Wachstum“ des Coronavirus und die Berichterstattung machten sich viele mehr Sorgen.

    Der Alltag in den Kliniken gehe so oder so normal weiter, auch wenn hier ein Infizierter behandelt würde, sei die Versorgung anderer Patienten gewährleistet, versichert Kiechle . Sollte jemand mit dem Verdacht aufgenommen werden, das Virus zu haben, werde die Person getestet, das Ergebnis gebe es innerhalb von 24 Stunden. Danach könne sie nach Hause entlassen werden, sollte keine Behandlung im Krankenhaus nötig sein – das Gesundheitsamt werde in jedem Fall informiert. Oder sie bleibe in der Klinik und werde isoliert.

    Konkrete Planungen im Kreis Günzburg seit Januar

    Vorbereitet hat sich auch das Landratsamt, seit Ende Januar gebe es konkrete Planungen für den Fall, dass im Kreis das Virus auftritt, erklärt Sprecher Karl-Heinz Thomann . Das Gesundheitsamt stimme sich mit den Oberen Gesundheitsbehörden des Freistaats ab. Dabei gehe es auch um das Austauschen von Informationen mit dem Ärztlichen Kreisverband, das Beschaffen von Schutzmaterial sowie eine Zusammenarbeit mit der eigenen Katastrophenschutzbehörde am Landratsamt. „Zudem wurde eine Erreichbarkeit des Gesundheitsamts außerhalb der Dienstzeit vereinbart.“

    Einbezogen sind der Landrat, Ansprechpartner der Führungsgruppe Katastrophenschutz, der Pressesprecher und Rettungsdienste. Nach dem Fall des infizierten Kinobesuchers in Neu-Ulm seien auch beim Landratsamt die Anfragen von Bürgern sprunghaft gestiegen. Häufig gefragt werde nach dem persönlichen Risiko, Kontakten, ob eine Gefahr besteht nach dem Aufenthalt in bestimmten Regionen, worauf zu achten ist, um eine Ansteckungsgefahr zu minimieren, wohin man sich wenden kann bei erkältungsähnlichen Beschwerden und wie die Entwicklung aussieht.

    Landratssprecher: Alle Vorbereitungen sind getroffen

    Für den Fall, dass es Infizierte gibt, würden sie umgehend isoliert, je nach dem Gesundheitszustand zu Hause oder stationär. Enge Kontaktpersonen würden untersucht und für 14 Tage nach dem letzten Kontakt abgesondert, erklärt der Sprecher. Nach dem derzeitigen Stand seien alle notwendigen Vorbereitungen eingeleitet und umgesetzt. „Sollte es zu einer größeren Ausweitung des Virus kommen, so werden die Maßnahmen des bayerischen Influenzapandemieplans umgesetzt.“

    Sorgfältiges Händewaschen und das Desinfizieren der Hände empfehlen Experten, um sich vor einer Ansteckung an der Grippe oder Coronaviren zu schützen.
    Sorgfältiges Händewaschen und das Desinfizieren der Hände empfehlen Experten, um sich vor einer Ansteckung an der Grippe oder Coronaviren zu schützen. Foto: Ralf Lienert

    Um die Ausbreitung übertragbarer Atemwegserkrankungen zu vermeiden, rät das Landratsamt zur Händehygiene und einem Abstand zu Erkrankten sowie beim Husten oder Niesen mindestens einen Meter Abstand von anderen Personen zu halten und sich wegzudrehen. Geniest und gehustet werden sollte in ein Einwegtaschentuch, das nur einmal verwendet und in einem Mülleimer mit Deckel entsorgt wird. „Ist kein Taschentuch griffbereit, sollte man sich beim Husten und Niesen die Armbeuge vor Mund und Nase halten und sich von anderen Personen abwenden.“ Nach Naseputzen, Niesen oder Husten sollten die Hände gründlich gewaschen werden.

    Da saisonale grippale Infekte derzeit auch auftreten, sollten Tests auf das Virus nur wenigen, begründeten Verdachtsfällen vorbehalten bleiben, erklärt das Amt. „Die Behandlungskapazität von Ärzteschaft und Laboren wäre ansonsten rasch überschritten.“ Der Verlauf der Erkrankung durch das Coronavirus werde als nicht gefährlicher als der einer herkömmlichen Virusgrippe eingeschätzt. Wer nach dem Aufenthalt in einem Risikogebiet Krankheitssymptome zeigt oder Kontakt mit einer infizierten Person hatte, soll sich unbedingt telefonisch bei seiner Hausarztpraxis oder den Hilfs- und Notdiensten melden – und nicht unangemeldet in die Praxis oder Notaufnahme kommen. „So werden Ansteckungen vermieden.“ Am Telefon wird dann weiter informiert.

    In Apotheke sind Mundschutzmasken und Desinfektionsmittel fast weg

    Was bundesweit zu beobachten ist, trifft offenbar auch auf den Landkreis zu: Die Menschen decken sich mit Mundschutzmasken und Desinfektionsmitteln ein. Angelika Büchler hat eine Apotheke in Offingen und ist Sprecherin der Pharmazeuten in der Region, für sich kann sie bestätigen: Sowohl das eine als auch das andere ist fast ausverkauft. Nachschub ist bestellt, aber wann und ob er kommt, lasse sich nicht abschätzen. Panik habe sie bei keinem Kunden festgestellt, nur Sorgen, wenngleich Fragen zum Virus eher nicht gestellt würden. Nach ihrer Einschätzung bringt für Privatleute die Maske nichts, sinnvoller sei sie für Ärzte und Pfleger. Sie rät zur normalen Hygiene.

    Angelika Büchler betreibt seit 1999 die Apotheke in Offingen.
    Angelika Büchler betreibt seit 1999 die Apotheke in Offingen. Foto: Christian Kirstges (Archiv)

    Eine Einschätzung, die Dr. Ulrich Kugelmann , Ärztlicher Direktor der Kreisklinik Günzburg , teilt: Handelsübliche und OP-Masken seien eher bei Erkrankten sinnvoll, um einer Tröpfcheninfektion bei anderen vorzubeugen. Er schätzt die Gefahr für die Bevölkerung im Landkreis durch das Virus aktuell als gering ein, verweist aber auch auf die getroffenen Vorbereitungen.

    Nach derzeit gültigen Vorgaben des Robert-Koch-Instituts liege übrigens ein begründeter Verdachtsfall vor, wenn jemand Symptome einer akuten Atemwegsinfektion hat und zusätzlich entweder bis zu 14 Tage vor Erkrankungsbeginn Kontakt zu einem Patienten mit einer bestätigten Coronavirus-Infektion hatte oder sich in einem der festgelegten Risikogebiete aufgehalten hat. Dieser Tage sei jemand in der Klinik gewesen, der sich selbst als Verdachtsfall sah, „er war aber keiner“, sagt Ulrich Kugelmann . Man habe sich um den Mann gekümmert, er habe die Corona-Kriterien jedoch nicht erfüllt.

    Auch bei den Hausärzten häufen sich die Anrufe

    Und wie sieht es bei den Hausärzten aus? Dr. Mirjam Kiermasz , vor der Bereitschaftsdienstreform Obfrau für den Altkreis Günzburg , hat seit dem Neu-Ulmer Fall mehr Anfragen von Patienten, aber die Leute seien recht gut informiert, keiner sei panisch. Momentan sei eine Infektion mit dem Grippe-Virus wahrscheinlicher, daran habe sie in den vergangenen Jahren schon viele Patienten leiden sehen – und manche sterben. Nichtsdestotrotz nehme sie auch das Coronavirus ernst. Dr. Max Drexel , ehemals Obmann für den Altkreis Krumbach , sagt ebenfalls, dass sich die Anrufe häuften. Der eine oder andere sei kürzlich in Italien gewesen und die Medien schürten die Ängste. Zudem hätten viele Grippesymptome und seien unsicher, wie sie damit umgehen sollen. Der Großteil der Patienten nehme es aber gelassen.

    Kontakt Zu folgenden Stellen kann man laut Landratsamt Kontakt aufnehmen: telefonisch zur Hausarztpraxis oder zum kassenärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117, dem Gesundheitsamt unter 08221/95-722 und der Hotline Coronavirus Bayern, 09131/6808-5101. In sehr dringlichen Fällen kann man auch den Notruf für Feuerwehr und Rettungsdienst, 112, oder der Polizei , 110, wählen. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.landkreis-guenzburg.de

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