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Landkreis Günzburg: Coronavirus: Kleine Betriebe im Kreis „fahren auf Sicht“

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Coronavirus: Kleine Betriebe im Kreis „fahren auf Sicht“

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    Auch auf die Hotel- und Gaststättenbranche wirkt sich das Coronavirus negativ aus.
    Auch auf die Hotel- und Gaststättenbranche wirkt sich das Coronavirus negativ aus. Foto: Marc Tirl/dpa

    20 Jahre lang war es nur bergauf gegangen. Im vergangenen Jahr sind erstmals seit 1999 wieder weniger Touristen in den Landkreis Günzburg gekommen. Auch die Zahl der Übernachtungen war rückläufig. „Zu Sorge besteht aber kein Anlass“, erklärte Axel Egermann, Geschäftsführer des Regionalmarketings Günzburg, im Wirtschafts- und Strukturbeirat des Kreistags. Denn der Rückgang sei vor allem einigen Sonderfaktoren im Legoland-Park geschuldet. Aktuellen Anlass zur Sorge könnte es trotzdem geben. Denn derzeit kann niemand abschätzen, wie sich das Coronavirus auf den Tourismus im Landkreis auswirken wird. 1999 waren im

    Ursache seien vor allem die Oster- und die Pfingstferien gewesen, die im Vorjahr zeitlich nicht ganz in das Konzept von Legoland gepasst hätten. Außerdem habe der Freizeitpark 2019 sieben Öffnungstage weniger gehabt als 2018. Wie sich die Dinge in diesem Jahr entwickeln werden, sei schwer abzuschätzen, sagte Egermann weiter. Denn das Corona-Virus und seine denkbare weitere Verbreitung könnten fraglos auch Folgen für den Tourismus im Landkreis haben. Zumal noch unklar ist, ob Legoland wie geplant am 28. März seine Pforten wieder öffnen kann. Der Geschäftsführer: „Das müssen wir abwarten.“ Die Regionalmarketing-Gesellschaft werde aber Hoteliers und Gastronomen mit Rat und Tat zur Seite stehen, etwa bei der Vermittlung von staatlichen Fördermaßnahmen oder Überbrückungskrediten.

    Größere Unternehmen können sich besser vorbereiten

    Sicher ist: Die Lage für die Unternehmen im Landkreis Günzburg und in Schwaben ist jetzt schon schwierig. Unsicher ist, wie sich das Coronavirus weiter auf die Wirtschaft auswirken wird. „Die nächsten sechs bis acht Wochen werden entscheidend sein“, erklärte Oliver Stipar, der Regionalgeschäftsführer der IHK

    Entwarnung könne noch längst nicht gegeben werden, sagte der Regionalgeschäftsführer der IHK weiter. Im Gegenteil: „Die Situation wird sich bis in den Sommer hinein verschärfen.“ Das werde nicht zuletzt die hiesige Region treffen, die in hohem Maße vom Im- und Export abhängig sei. Stipar: „Viele Lieferketten sind schon abgerissen.“ Davon weiß Hermann Hutter ein Lied zu singen. Über seinen Spiele-Verlag lässt er ein Spiel komplett bei Ludo Fact in Jettingen-Scheppach produzieren. Ausnahme: eine kleine Sanduhr. Die wird aus China importiert. Wegen Corona hat sich die Auslieferung um Wochen verzögert. In der Folge können die Spiele nicht an den Handel ausgeliefert werden. Kleine Ursache, große Wirkung.

    Die Folgen abgesagter Termine sind nicht abzuschätzen

    Auch andere Probleme seien für den Normalbürger nicht sofort erkenn- und sichtbar, sagte Hutter. Bei einer abgesagten Spielwarenmesse habe er eine Fülle von Geschäftsterminen vereinbart. Sie fallen vorerst ersatzlos ins Wasser. Mit Folgen, die nicht abzuschätzen seien. Leidtragende der Corona-Krise könnten letztlich auch Städte und Gemeinden sein. Laufen die Geschäfte der Unternehmen schlecht, werde sich „das wohl auch auf die Gewerbesteuern für die Kommunen auswirken“, erklärte Hutter. In negativer Weise.

    Die Zahlen des Arbeitsmarktes sind hingegen nach wie vor sehr gut. Doch einige könnten „trügerisch“ sein. Das erklärte Thomas Dürr von der Agentur für Arbeit im Beirat. Kurzarbeit ist im Landkreis noch kein großes Thema. Betonung auf noch. „Das könnte sich aber ganz anders entwickeln.“ Auch in diesem Fall durch das Virus. Mitte 2019 – neuere Zahlen gibt es noch nicht – waren 53 855 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, so viele wie noch nie.

    Corona kann sich auch bei Kurzarbeit rasch auswirken

    Die Erwerbslosenquote ist mit derzeit 2,5 Prozent noch immer gering, im Februar 2019 lag sie bei 2,3 Prozent. Vorigen Monat waren 1814 Arbeitslose gemeldet. 1370 von ihnen beziehen nach Angaben von Dürr Arbeitslosengeld, die übrigen 444 Hartz IV. „Noch immer erfreulich“ sei der Stellenmarkt. Derzeit sind der Arbeitsagentur mehr als 1500 offene, sozialversicherungspflichtige Stellen im Landkreis gemeldet, „quer durch fast alle Berufe“, wie Dürr sagte. Damit gibt es mehr Stellenangebote als vor Jahresfrist. Leicht von 648 auf 600 ist dagegen die Zahl der Lehrstellenbewerber gesunken.

    Im Landkreis haben derzeit neun Betriebe mit etwa 470 Beschäftigten Kurzarbeit angezeigt. Das bedeute aber nicht, dass alle tatsächlich verkürzt arbeiten. Auf der anderen Seite könnte diese geringe Zahl trügerisch sein. Denn das Coronavirus könne sich auch beim Thema Kurzarbeit rasch negativ auswirken. Eine Hilfe könnten die Beschlüsse der Bundesregierung zum Kurzarbeitergeld sein, erklärte Dürr.

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