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Landkreis Günzburg: Corona hat Folgen für Brauereien in Autenried und Günzburg

Landkreis Günzburg

Corona hat Folgen für Brauereien in Autenried und Günzburg

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    Bei der Schlossbrauerei Autenried generiert der Mineralbrunnen mehr Umsatz als die Brauerei selbst, sagt Chef Rudolf Feuchtmayr.
    Bei der Schlossbrauerei Autenried generiert der Mineralbrunnen mehr Umsatz als die Brauerei selbst, sagt Chef Rudolf Feuchtmayr. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Gaststätten dürfen seit geraumer Zeit Essen nur zum Mitnehmen anbieten, Kantinen sind geschlossen oder arbeiten im Notbetrieb, Feste wurden abgesagt – Bereiche des öffentlichen Lebens, die zu den wichtigen Absatzmärkten für Brauereien gehören. So auch für die Schlossbrauerei im Ichenhauser Stadtteil Autenried. Chef ist dort Rudolf Feuchtmayr, und er sagt, dass in der Brauerei und dem Mineralbrunnen der Umsatzausfall derzeit bei 30 Prozent liege, im Gasthof und Hotel bei 100 Prozent. Konkrete Zahlen möchte er nicht nennen, aber die wirtschaftlichen Auswirkungen auf das Unternehmen seien natürlich immens.

    In Gasthof und Hotel sind die Mitarbeiter in Kurzarbeit, in der Brauerei und beim Mineralbrunnen wurden Überstunden und alte Urlaubstage abgebaut, aber auch hier sowie in weiteren Bereichen läuft es ebenfalls auf Kurzarbeit hinaus, wenn die Gastronomie und Kantinen nicht bald wieder einen normalen Betrieb aufnehmen können. Wenn sie es dürfen, könne sich zumindest bei Autenrieder vieles ebenfalls wieder normalisieren, „dann haben wir wieder einen Haufen Arbeit“. Den hätte man in anderen Zeiten auch an Ostern im Gasthof gehabt, „sonst wissen wir dann nicht, wie wir das personell schaffen sollen“, sagt Feuchtmayr. Aber etwas zum Mitnehmen anzubieten sei natürlich alles andere als ein Ersatz.

    Die Brauerei rangiert in Autenried hinter dem Brunnen

    Der Mineralbrunnen mit den alkoholfreien Erfrischungsgetränken hatte bei Autenrieder das Geschäft mit der Brauerei schon vor Corona überholt, es liege etwa bei 60 zu 40 Prozent. Und am Anfang der Krise sei der Absatz gerade bei den Kantinenautomaten mit alkoholfreien Getränken noch gut gelaufen, zudem habe der Handel wesentlich mehr bestellt. Der eine Bereich falle nun zunehmend aus, weil Fabriken mitunter stillstehen, im anderen sei die Lage wieder normal. Was hingegen gut funktioniere, sei der Heimservice. Drei Fahrzeuge des Fuhrparks seien allein dafür abgestellt, „so bekommen wir auch neue Kunden“. Wo Schatten sei, gebe es eben auch Licht. Insbesondere ältere Bürger nutzten das Angebot.

    So schwierig die Lage auch ist, der Brauereichef hält nichts davon, vorschnell alle Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie wieder fallen zu lassen und so einen Rückfall zu riskieren. Wenn sich das Leben aber wieder normalisieren kann, hofft er darauf, dass die Menschen es „in vollen Zügen genießen“, das helfe letztlich auch der Gastronomie. Und die habe es derzeit sehr schwer. Neben dem eigenen Gasthaus hat Autenrieder vier weitere gastronomische Objekte, und man sei den Pächtern, die ohnehin schon gute Bedingungen durch die Brauerei hätten, entgegengekommen.

    Viele Lokale sind durch die Corona-Einschränkungen in Gefahr

    Während die Krise das Unternehmen selbst treffe – beispielsweise müssten Investitionen geschoben werden –, aber nicht gefährde, sehe es bei vielen Lokalen anders aus. Auch selbst sehe man, wo das Problem mitunter liegt: bei für den ganzen Sommer abgesagten Veranstaltungen und Tagungen sowie Feiern. Das eigene Brauereihoffest wurde ebenfalls gecancelt. Auch wenn beim Bier das Flaschengeschäft für Autenrieder die größere Rolle spielt, werden Feste vor allem mit Fässern beliefert.

    Auch wenn gerade nicht gefeiert wird und die Gastronomie zu kämpfen hat, wird weiter gebraut, der Handel muss schließlich beliefert werden. Es sei etwas weniger, „aber wir haben keinen Stillstand“. Man nutze die Zeit unter anderem, um aufgeschobene Arbeiten zu erledigen. Engpässe beim Leergut gebe es übrigens nicht, vor wenigen Wochen sei aber mehr gekauft als zurückgebracht worden.

    Rudolf Feuchtmayr sieht die Priorität bei der Sicherung der Arbeitsplätze für seine insgesamt 85 Mitarbeiter. Er hofft darauf, dass die Menschen aus der Krise lernen und wieder mehr die Regionalität zu schätzen wissen. Das helfe dann wiederum dem eigenen Betrieb, wenn heimische Getränke gekauft werden, im Gasthof gefeiert wird und Urlauber ins Hotel kommen.

    Radbrauerei ist weniger abhängig von der Gastronomie

    Im Gegensatz zu Autenrieder konzentriert sich die Günzburger Radbrauerei auf Bier. Und hier sei beispielsweise der April ohnehin nicht der stärkste Monat, sagt Chef Georg L. Bucher. Sollte die Lage im Juli nicht besser werden, wäre das jedoch schon „katastrophal“, wenngleich die Situation für das Unternehmen nicht existenzgefährdend sei. Auch wenn Medien derzeit häufig die Schließung einer Brauerei bei Würzburg für die Beschreibung der Lage in der Branche heranzögen, so müsse doch allen, die sich näher damit beschäftigen, klar sein: Corona sei dort nicht das Problem gewesen. Die

    Georg L. Bucher ist der Chef der Günzburger Radbrauerei. Sie konzentriert sich auf das Geschäft mit dem Bier.
    Georg L. Bucher ist der Chef der Günzburger Radbrauerei. Sie konzentriert sich auf das Geschäft mit dem Bier. Foto: Bernhard Weizenegger

    Zudem sei sie in der glücklichen Lage, nicht stark von der Gastronomie abhängig zu sein. Selbst hat sie zwei gastronomische Objekte: eine Gaststätte am Günzburger Marktplatz, bei der man dem Pächter nun entgegengekommen sei, und eine kleine Pizzeria im Landkreis Dillingen, die ganz gut vom Mitnahmegeschäft weiterleben könne. Gastronomen, die außer Haus liefern, hatte die Brauerei zudem jeweils fünf Kisten Bier zukommen lassen, damit sie ihren Kunden noch etwas zum Essen dazu geben konnten. An der inzwischen beendeten Aktion hätten sich 13 Gastronomen beteiligt.

    Leergut ist noch genug da

    Was man nicht unterschätzen dürfe, sei der wegbrechende Bierumsatz durch das geschlossene Legoland, und auch abgesagte Feste „tun einem weh“. Den selbst veranstalteten Triathlon in Günzburg hat die Brauerei auch abgesagt. Dafür laufe der Handel sehr gut, wobei nicht klar sei, ob das am Konsum liege oder ob Märkte beziehungsweise Kunden Getränke horten. Das gute Wetter spiele ebenfalls eine Rolle. Leergut sei in ausreichendem Maß vorhanden, volle Fässer nehme man dem Handel bei Bedarf wieder ab und gewähre eine Erstattung.

    Alles in allem betrage das Umsatzminus im April wohl 25 Prozent, sagt Bucher. Kurzarbeit habe man noch nicht angemeldet, der Außendienst arbeite aber im Homeoffice und es wurde eine zweiwöchige Sudpause eingelegt. Sollte sich die Lage nicht bald normalisieren, werde man wohl doch noch über Kurzarbeit nachdenken müssen. Inklusive der Aushilfen beschäftigt die Brauerei, die auch einen Heimservice anbietet, nach Buchers Worten 20 Leute.

    Anmerkung der Redaktion: Vor gut zwei Monaten, als Beschränkungen wegen des Virus kein Thema waren, hatten wir zuletzt über die Situation der Brauereien im Kreis berichtet. Die Klosterbrauerei in Ursberg, die Engelbrauerei in Waldstetten, Hirschbräu in Leipheim sowie Postbräu in Thannhausen wollten damals keine Auskunft geben beziehungsweise antworteten nur mit einem Satz. Daher hat unsere Zeitung dieses Mal dort nicht angefragt.

    Lesen Sie dazu den Kommentar von Christian Kirstges:

    Kaufen Sie lokal: In Corona-Zeiten ist es wichtiger denn je

    Und lesen Sie dazu ebenfalls:

    Das sind "Helden von nebenan" in der Corona-Krise - Teil 2

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