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Landkreis Günzburg: Corona: Wie lange kann der Rettungsdienst noch ausrücken?

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Corona: Wie lange kann der Rettungsdienst noch ausrücken?

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    Auch der Rettungsdienst braucht Schutzmaterial.
    Auch der Rettungsdienst braucht Schutzmaterial. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Wie lange kann der Rettungsdienst angesichts der Corona-Pandemie noch funktionieren? Diese Frage beschäftigt auch die Verantwortlichen im Landkreis Günzburg. So müsste der Betrieb eingestellt werden, wenn es keine Schutzausrüstung mehr gibt, sagt Daniel Freuding, Geschäftsführer des BRK-Kreisverbands. Vor allem Schutzmasken seien das Thema. Bis Mitte kommender Woche sollten die Vorräte noch reichen – das hänge aber auch davon ab, wie sich die Corona-Fallzahlen entwickeln. „Wir kämpfen momentan immer um die nächsten drei bis fünf Tage.“

    Dank des Engagements der Familie des Günzburger Oberbürgermeisters Gerhard Jauernig, die mit weiteren Unterstützern zusammengearbeitet habe, seien noch einige Masken aufgetrieben worden – weitere Spenden sind beim Roten Kreuz sehr willkommen. Schließlich müsse man beispielsweise auch an die ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen denken.

    Zwei Lageberichte am Tag und unzählige Telefonkonferenzen

    Grundsätzlich sei alles gerade „sehr turbulent und schwierig“, an die Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel zu kommen sei die größte Herausforderung. „Es dreht sich fast alles darum.“ Und dabei müsse man darauf achten, sich nicht in dubiose Geschäfte zu verstricken, schließlich wollen auch Betrüger die Situation ausnutzen. Wie Freuding sagt, müsse etwa beim Rettungsdienst auch strikt auf die Desinfektion der Fahrzeuge geachtet werden. Die dafür geltenden Regeln seien aber für Zeiten gedacht, in denen Fahrten mit hochansteckenden Patienten Einzelfälle sind.

    Dafür würde das Material mehr als reichen – doch die Zeiten haben sich nun einmal geändert. Freuding und enge Mitarbeiter haben gerade 18- bis 20-Stunden Tage, zwei Mal am Tag gibt es Lageberichte und dazwischen unzählige Telefonkonferenzen. Für die anderen Mitarbeiter gelte noch der Regelbetrieb. Das könne sich ändern, etwa wenn ein Seniorenzentrum wegen eines Corona-Falls unter Quarantäne gestellt werden müsste. Zum Glück hätten sich übrigens auch Verdachtsfälle bei Mitarbeitern nicht bestätigt.

    Manche wollen wegen der fehlenden Brotzeit kein Blut mehr spenden

    Ein anderes Thema, dass den Geschäftsführer umtreibt, ist das der Blutreserven. Es gebe für die Spendetermine die Empfehlung, statt der üblichen Brotzeiten Lunchpakete zum Mitnehmen anzubieten, doch manch eingefleischter Spender akzeptiere das nicht – und komme nicht mehr. Das seien Einzelfälle, die durch Neuspender ausgeglichen würden, die gerade jetzt in der Krise bewusst helfen wollten. „Die Frage ist, wie lange das anhält.“ Zumal es auch schon einige Beschwerden über das Prozedere gegeben habe.

    So hat sich etwa ein Leser an unsere Zeitung gewandet. Beim Blutspendetermin des Roten Kreuzes im Pfarrzentrum St. Martin in Günzburg vor wenigen Tagen sei er 45 Minuten vor Annahmeschluss abgewiesen worden. Die Mitarbeiter hätten gesagt, es sei viel los, deshalb werde keiner mehr angenommen. Einerseits lese man ständig, wie dringend Blutspenden benötigt werden und dass zu wenige spenden, und dann das. „Ich frage mich, was in der heutigen Zeit wichtiger ist: Solidarität mit seinen Mitmenschen, die beispielsweise nach einem Unfall auf eine Blutspende – ich habe eine seltene Blutgruppe – angewiesen sind, oder der pünktliche Feierabend der dort tätigen Ärzte und Krankenschwestern?“

    Die Ansteckungsgefahr muss so weit wie möglich minimiert werden

    Mit einem pünktlichen Feierabend habe das mitnichten etwas zu tun, betont Patric Nohe, Sprecher des BRK-Blutspendedienstes. Die Mitarbeiter seien enorm gefordert. Hinter allem stecke auch eine ausgeklügelte Logistik, gegebenenfalls müsse man Mietzeiten der Räume beachten. Auf der einen Seite sei man auf die Spender und deren Blut angewiesen, auf der anderen müsse das Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus so gering wie möglich gehalten werden. Deshalb gebe es am Eingang auch Temperaturmessungen, Händedesinfektionen und eine kurze Untersuchung beziehungsweise Befragung, die Räume müssen auch desinfiziert werden und man müsse auf die Sicherheitsabstände achten, dürfe nicht zu viele Menschen auf einmal hereinlassen. Es sei in jedem Fall bedauerlich, jemanden abzuweisen, der helfen will, aber es gebe noch weitere Termine. Momentan sei die Solidarität der Bürger groß und die Versorgung habe sich stabilisiert, doch es brauche Kontinuität. Deshalb bittet Nohe: Wer nicht zum Zug kam, möge bitte beim nächsten Mal wiederkommen.

    Zurück zum Thema Rettungsdienst. Auch der Geschäftsführer des Zweckverbands Donau-Iller, Jan Terboven, sieht die Schutzkleidung als A und O für den Betrieb. Noch funktioniere alles und man helfe sich mitunter bei benachbarten Rettungsdiensten. Aber es sei alles „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Auch wenn bayernweit etwa 700000 Stück Schutzausrüstung – Schutzkittel, Mundschutz mit Filter, Schutzbrille, Hauben und Einmalhandschuhe – verteilt würden, käme vor Ort nicht allzu viel an.

    Nicht den Notruf 112 wählen, wenn es kein Notfall ist

    Noch sei die Versorgung sichergestellt, man habe genug Personal, und dass das Notfall- und Krankentransportaufkommen etwas geringer als sonst sei, helfe auch. Die Integrierte Leitstelle frage zudem am Telefon ab, ob jemand Corona-Symptome hat, und Anrufer sollten in einem solchen Fall auch selbst darauf hinweisen. Aber Terboven bittet darum, den Notruf 112 für Notfälle freizuhalten. Wer gesundheitliche Beschwerden wie Husten oder Fieber hat, soll die Nummer 116117 wählen, für gesundheitliche Fragen zum Coronavirus gibt es die Nummer 09131/6808-5101. Der Katastrophenschutz sei noch wenig involviert, die Sanitätsbereitschaften seien aber mitunter Teil der Teams, die sich um Abstriche kümmern. Kräfte, die derzeit nicht unbedingt gebraucht werden, sollen geschont werden für Zeiten, in denen dann jeder benötigt wird. So oder so gebe es schon viele Angebote von Ehrenamtlichen, sich einzubringen.

    Die Johanniter, die in Kötz unter anderem einen Rettungswagen betreiben, bezeichnen die Situation als „alles im grünen Bereich“. Es gebe keine Ausfälle beim Personal, man habe noch genug Schutzausrüstung. Gegebenenfalls werde nachbestellt, um Engpässe zu vermeiden, sagt Sprecherin Iris Nowak.

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