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Landkreis Günzburg: Corona-Pandemie im Kreis Günzburg: "Die Situation spitzt sich zu"

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Corona-Pandemie im Kreis Günzburg: "Die Situation spitzt sich zu"

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    Der Anteil der Covid 19-Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen,  steigt auch im Landkreis Günzburg. Das bleibt nicht ohne Folgen für den gesamten Ablauf.
    Der Anteil der Covid 19-Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, steigt auch im Landkreis Günzburg. Das bleibt nicht ohne Folgen für den gesamten Ablauf. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    An dieser Stelle hört sich der Leiter des Günzburger Gesundheitsamtes, Dr. Patrick Dudler, wie ein Politiker an: "Wir sind noch nicht ganz durch und müssen uns nochmals anstrengen", sagt er mit durchaus sorgenvollem Blick auf die drastisch gestiegenen Inzidenzzahlen im Landkreis Günzburg. 225,4 hat die Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstag nach den Angaben des Robert-Koch-Instituts für den Landkreis betragen. Damit ist sie zwar leicht gesunken (Montag 235,6). Doch solche Schwindel erregenden Höhen bei den Inzidenzzahlen hätten noch im Frühjahr 2020 zu Beginn der Pandemie Panikattacken ausgelöst. Damals war ein Schwellenwert von 50 bereits undenkbar viel.

    Die hinzugewonnene Erfahrung im Umgang mit dem Virus und die Impfung des Großteils der Bevölkerung wirken ein wenig beruhigend. Dass es Impfdurchbrüche gibt, kommt für Dudler wenig überraschend, wie er in einer virtuellen Pressekonferenz am Dienstag sagt. Denn es sei bekannt gewesen und stets auch so kommuniziert worden, dass selbst eine zweimalige Impfung keinen 100-prozentigen Schutz vor dem

    Was der Leiter des Günzburger Gesundheitsamtes für vermessen hält

    Wann Corona mit aller gesellschaftlicher Anstrengung überwunden sein wird, vermag Dudler nicht zu sagen. "Wir wissen nicht, ob sich das Virus weiter verändern und dann wieder eine ganz andere Durchschlagskraft besitzen wird." Deshalb wäre es "vermessen", den Menschen einen bestimmten Termin zu nennen, wann die Pandemie überwunden sein wird.

    Der Behördenleiter gibt gleichwohl drei Tipps, wie sich die Menschen angesichts der aktuellen Situationen verhalten sollten: "Man muss auf sein persönliches Umfeld achten", lautet die erste Empfehlung; und eine weitere: "Wer sich bislang nicht hat impfen lassen, sollte sich das auch angesichts der momentanen Lage nochmals überlegen und es tun." Impflinge schützten sich und andere gleichermaßen. Und schließlich: "Wer Anzeichen einer Corona-Erkrankung hat, soll sich bitte testen lassen, um Gewissheit zu erlangen." Völlig falsch wäre es, einfach nichts zu tun und damit andere Menschen einer Ansteckungsgefahr auszusetzen.

    "Hoher Aufwand" mit der Nachverfolgung von Kontaktpersonen

    Mit einem "hohen Aufwand" sei die Nachverfolgung von Kontaktpersonen positiv Getesteter derzeit noch möglich. Ungefähr 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamtes waren bislang damit beschäftigt, weitere zehn Beschäftigte aus der Kreisverwaltungsbehörde sind nach den Angaben von Christoph Langer – er leitet den Geschäftsbereich Öffentliche Sicherheit und Ordnung – hinzugezogen worden. Dazu kommen noch sechs, sieben Personen aus anderen Behörden, sodass die Kontaktnachverfolgung von augenblicklich 40 bis 45 Frauen und Männern wahrgenommen wird. Bis jetzt ist nicht geplant, dass Bundeswehrsoldaten das Kontaktnachvefolgungs-Team wieder unterstützten sollen, wie das schon einmal der Fall war.

    Der Aufwand entstehe vor allem deshalb, weil die Bürgerinnen und Bürger in einem weitgehend normalen Alltagsleben mehr Kontakte pflegten. Mit einem "angepassten System", den Erfahrungen und Erkenntnissen der vergangenen 18 Monate und den "Möglichkeiten der Digitalisierung" könne man der schieren Menge bisher gerecht werden.

    Dr. Patrick Dudler, der Leiter des Gesundheitsamts am Landratsamt Günzburg, beurteilte am Dienstag in einem Online-Pressegespräch die Corona-Situation im Landkreis Günzburg. Mit hohem Aufwand und aufgestocktem Team können trotz hoher Inzidenz Kontaktpersonen von positiv Getesteten noch nachverfolgt werden, wie er sagt.
    Dr. Patrick Dudler, der Leiter des Gesundheitsamts am Landratsamt Günzburg, beurteilte am Dienstag in einem Online-Pressegespräch die Corona-Situation im Landkreis Günzburg. Mit hohem Aufwand und aufgestocktem Team können trotz hoher Inzidenz Kontaktpersonen von positiv Getesteten noch nachverfolgt werden, wie er sagt. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Dudler bedauert, dass es Impfunwillige in Reihen des medizinischen Personals gibt

    Einzelne Hotsports benannte Patrick Dudler nicht. Arbeit hätten in der jüngeren Vergangenheit Schulen und Kindergärten bereitet. Darauf habe die Politik bereits reagiert, wie Langer ergänzt: Die Maskenpflicht in der Schule auch am Platz wird nach den Herbstferien wieder gelten. "Damit hofft man, die Sache einzudämmen." Aber auch in Alten- und Pflegeeinrichtungen seien einzelne Ansteckungen laut Dudler wieder bekannt geworden, wenngleich mit einem in der Regel relativ milden Verlauf. In diesem Zusammenhang bedauerte der Leiter des Gesundheitsamtes, dass es in den medizinischen Betreuungseinrichtungen nach wie vor Personal gibt, das sich nicht impfen lassen wolle. Die Bandbreite reiche seines Wissens nach "von nahezu vollständig geimpft bis zu zwei Dritteln, die sich haben impfen lassen". Aber es gebe eben keine Impfpflicht – und so müsse bei Impfunwilligen ein engmaschiges Testkonzept greifen.

    14,9 Prozent der zurzeit zur Verfügung stehenden Intensivbetten (47 im Landkreis Günzburg) sind mit Covid 19-Patientinnen und -Patienten belegt. Das hört sich zunächst einmal nicht dramatisch an. Doch dieser Anteil steigt. Und wenn man weiß, dass am Dienstag nur drei dieser Betten nicht belegt waren, dann lässt sich Andreas Muglers Einordnung einschätzen, der sagt: "Es ist unheimlich knapp bei uns." Die Aussage des Direktors Klinikmanagement am Kreiskrankenhaus Günzburg bezieht sich auf beide Standorte der Kreiskliniken,

    Klinikmanager bereitet auf die Verschiebung planbarer Operationen vor

    Die Kreiskrankenhäuser stehen Mugler zufolge kurz davor, planbare Eingriffe absetzen und auf später verschieben zu müssen, weil der Anteil der Covid-Patienten wachse. "Und diese Menschen halten sich nicht nur wenige Tage in den Intensivstationen der Krankenhäusern auf." Dabei sind auch verschobene Operationen nicht nur Routine und ziehen eine intensivmedizinische Behandlung nach sich. Was zusätzlich das Krankenhauspersonal belastet, ist eine im Vergleich zu 2020 geringere Anzahl an Beschäftigten im intensivmedizinischen Bereich. Dazu hätten nicht nur Schwangerschaften von Mitarbeiterinnen, die nicht ersetzt werden konnten, beigetragen. "Manche, die am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen, fühlen sich dem, was sie auf der Intensivstation erleben, schlichtweg nicht gewachsen", sagt Mugler. Insgesamt sieht er eine herausfordernde Zeit auf die Kreiskliniken, für die er sprechen kann, zukommen: "Die Situation spitzt sich zu."

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