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Landkreis Günzburg: Corona-Lockdown trifft Kinos im Landkreis Günzburg hart

Landkreis Günzburg

Corona-Lockdown trifft Kinos im Landkreis Günzburg hart

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    Im Januar waren die Kinobetreiber Georg Albrecht (Offingen, links) und Wolfgang Christ (Günzburg und Krumbach) noch voller Hoffnung.
    Im Januar waren die Kinobetreiber Georg Albrecht (Offingen, links) und Wolfgang Christ (Günzburg und Krumbach) noch voller Hoffnung. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Eigentlich läuft die Saison für die Kinobetreiber im Herbst, wenn es draußen ungemütlich und dunkel wird, erst so richtig an. Der erneute Lockdown, den die Bundesregierung wegen der rasant steigenden Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen beschlossen hat, erwischt die Kinobetreiber im Landkreis Günzburg deshalb eiskalt. Die Kinos machen gezwungenermaßen dicht – mindestens bis 30. November. Wie es danach weitergeht, ob sich die Branche von diesem erneuten Schock wieder erholen wird, ist fraglich, wie zwei Beispiele aus dem Landkreis zeigen.

    November und Dezember sind umsatzstärkste Monate des Jahres

    „Die Situation ist salopp gesagt beschissen“, sagt Wolfgang Christ. Er betreibt mit dem Cinepark in Krumbach und dem Biigz in Günzburg die zwei größten Kinos im Kreisgebiet. Am Sonntagabend finden dort die vorerst letzten Vorstellungen statt. „Das bedeutet für uns ein zweites Mal 100 Prozent Umsatzverlust. Es wird irgendwann sehr schwer, das zu kompensieren“, berichtet Christ. Zumal die Monate November und Dezember die umsatzstärksten des Jahres seien.

    Im Sommer verbringen die Menschen ihre Zeit meist lieber im Freien, statt sich einen Film im Kino anzusehen. Finanzielle Reserven aufzubauen war für Christ deshalb schlicht nicht möglich. Für den Cinepark und das Biigz bedeutet die erneute Schließung deshalb im Klartext: Neue Darlehen müssen aufgenommen werden. Das sei existenzbedrohend, sagt Christ. Denn ob es mit dem Lockdown bis Ende November bereits getan ist, bezweifelt er: „Ich bin nicht davon überzeugt, dass wir danach wieder öffnen dürfen.“

    Kinobetreiber wünscht sich differenzierteren Ansatz bei den Corona-Maßnahmen

    Trotzdem unterstützt der Kinobetreiber die Maßnahmen der Regierung, wie er betont: „Dass man etwas machen muss, ist ganz klar.“ Allerdings seien die Schließungen im Detail zu grob angesetzt: „Hier wird mit großer Keule vorgegangen, zu wenig differenziert.“ In keinem einzigen Kino weltweit, so Christ, sei bisher eine Corona-Ansteckung bekannt. „Bei uns ist es sehr sicher. Wir haben super Konzepte und Belüftungsanlagen – aber eben keine starke Lobby.“

    Deshalb fielen die Kinos im Raster der Entscheidungsträger oft durch und müssten zusammen mit anderen Freizeitangeboten wegen des nackten Blicks auf die Infektionszahlen schließen. Hier wünscht sich Christ andere Ansätze. Um zumindest einen minimalen Umsatz zu generieren, hofft er beispielsweise auf die Zusage vom Landratsamt, seine zwei Kinos zumindest sporadisch für den Gutschein- und Popcornverkauf insbesondere in der Vorweihnachtszeit öffnen zu dürfen.

    Langfristige Folgen des Lockdowns werden sich erst im Jahr 2021 zeigen

    „Alle Planungen sind hinfällig“, sagt Georg Albrecht. Der Betreiber der Donau-Lichtspiele in Offingen hat neben eigenen Umsatzverlusten auch die Branche im Blick: „Es ist ja nicht sicher, dass es am 1. Dezember wieder weitergeht. Wir müssen schauen, was die Filmverleiher nun machen“, sagt der Cineast. Wenn zugkräftige Filme ausfallen, werde es auch für kleine Programmkinos schwerer, Besucher zu bekommen.

    Constantin Film aus München habe in den vergangenen Wochen viel Werbung für den neuen Eberhofer-Krimi „Kaiserschmarrndrama“ gemacht, der am 12. November starten sollte. Wie der bereits im Frühjahr verschobene neue James-Bond-Film (neuer Starttermin 2. April 2021) gehen damit zugkräftige Titel auf Halde. Yakari lief am Donnerstagabend zum ersten Mal und verschwindet drei Tage später bereits wieder von der Leinwand. „Für das Filmbusiness ist das echt schwierig. Die Spätfolgen werden wir aber erst im Laufe des kommenden Jahres sehen. Vielleicht suchen die Filmproduktionsfirmen dann sogar andere Vermarktungskanäle“, prognostiziert Albrecht.

    Hygienekonzept hat in Kinos im Kreis Günzburg gut funktioniert

    Der Kinobetreiber fürchtet, dass die erneute Schließung auch Vertrauen in den Veranstaltungsort kostet. „Vor allem ältere Menschen haben sich bei uns sicher gefühlt und wichtige Sozialkontakte pflegen können. Unser Hygienekonzept hat mit ausreichend Abstand und leistungsfähiger Lüftung funktioniert.“ Daher ist Georg Albrecht zuversichtlich, dass es Kinos auch noch nach Corona geben wird.

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