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Landkreis Günzburg: Corona-Exit: Handel und Schulen sind nicht ganz glücklich

Landkreis Günzburg

Corona-Exit: Handel und Schulen sind nicht ganz glücklich

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    Philipp Hutter steht in der gleichnamigen Buchhandlung in Günzburg. Die Bücherregale sind gut gefüllt, die Türen bleiben geschlossen. Die Ausgangsbeschränkungen wurden weiter verlängert. Erst ab 27. April dürfen in Bayern Geschäfte mit einer Ladenfläche von bis zu 800 Quadratmetern für die Kunden wieder öffnen.
    Philipp Hutter steht in der gleichnamigen Buchhandlung in Günzburg. Die Bücherregale sind gut gefüllt, die Türen bleiben geschlossen. Die Ausgangsbeschränkungen wurden weiter verlängert. Erst ab 27. April dürfen in Bayern Geschäfte mit einer Ladenfläche von bis zu 800 Quadratmetern für die Kunden wieder öffnen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Die Wirtschaft in der Region nimmt die Beschlüsse der Bayerischen Staatsregierung, wie sie weiter in der Corona-Krise vorgehen wird, mit einem „Ja, aber ...“ auf. Wie am Donnerstagmittag Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nach einer Kabinettssitzung mitteilte, können Geschäfte mit einer Ladenfläche bis zu 800 Quadratmeter erst ab dem 27. April wieder öffnen – also eine Woche später als es am Mittwoch der Bund nach einer Schaltkonferenz mit den Ministerpräsidenten vorgeschlagen hatte.

    Herrmann Hutter, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Günzburg, sagt dazu: „Die Wettbewerbsverzerrungen, die durch die nun getroffenen Regelungen mit einer starren Obergrenze von 800 Quadratmeter vor allem Einzelhandelsgeschäfte treffen, die weiterhin nicht öffnen dürfen, tun weh. Wir brauchen in absehbarer Zeit eine Perspektive für den gesamten Handel. Selbstverständlich mit den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen. Wir setzen auf die Vernunft der Kundinnen und Kunden in den Geschäften. Genauso sollten wir auf die Vernunft und das Verantwortungsbewusstsein der Unternehmer in der Krise setzen. Ich bin sicher, dass wir diese schwere Zeit gemeinsam am besten durchstehen können.“

    Unguter Unterschied entlang der Ländergrenze

    Für Hutter kommt erschwerend hinzu, dass die Läden in Bayern erst eine Woche später als im Rest der Republik öffnen dürfen. „Besonders entlang der Landesgrenze zu Baden-Württemberg werden viele bayerische Kunden nicht noch eine Woche abwarten, sondern auf der anderen Seite einkaufen. Dadurch sind diese Läden noch voller, während unseren Geschäften der so wichtige Umsatz gerade in dieser kritischen Zeit fehlt.“

    Nicht ganz so deutlich formuliert es Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben: „Die vorsichtigen Erleichterungen geben der bayerisch-schwäbischen Wirtschaft eine erste Perspektive für die kommenden Wochen. Das ist positiv zu bewerten. Sie stellen allerdings noch keinen belastbaren Fahrplan für eine gemeinsame Normalität dar. Das schmerzt.“ Viele Unternehmen hätten ihre finanzielle Belastbarkeit bereits erreicht oder würden sie in Kürze erreichen. „Ohne eigene Einnahmen lassen sich auf Dauer keine Gehälter, Mieten oder Lieferanten bezahlen. Auch die finanziellen Hilfen des Staates sind für den Moment richtig, doch auf lange Sicht können sie die Wirtschaft nicht tragen“, sagt Lucassen.

    Der Juniorchef stellt ein Hygienekonzept auf

    Hutters Sohn Philipp ist für einen Hygieneplan in den Filialen zuständig. Sechs der sieben Schreibwarengeschäfte, Lifestyle-Läden und Buchhandlungen liegen in Bayern (drei davon in Günzburg, zwei in Fürstenfeldbruck sowie ein Geschäft in Olching), ein Einzelhandelsgeschäft ist in Baden-Württemberg (Ludwigsburg). Insofern findet er es aus dem Blickwinkel, diesen Plan zu erstellen und vor Ort umzusetzen, nicht unpraktisch, noch ein wenig Zeit mehr zu haben als bis kommenden Montag.

    Zum Konzept gehören neben einem bereits beschafften Spuckschutz und den einzuhaltenden Abständen auch Atem- und Mundschutz für die Belegschaft. Das sei keine Anweisung, aber doch eine Empfehlung. Und der 24 Jahre alte Juniorchef, der unter anderem als Rettungssanitäter ehrenamtlich im Einsatz ist, glaubt nach Gesprächen mit den Angestellten, dass die meisten das dann mit der Wiedereröffnung am 27. April auch tragen werden.

    Die Schulen sind nicht informiert worden

    Auch für die Schulen in Bayern ist der 27. April ein wichtiges Datum. Ab da dürfen nach Entscheidung der Staatsregierung die Abschlussklassen zurück an Gymnasien, Real- und Mittel- sowie Berufsschulen, um sich auf ihre Prüfungen vorzubereiten. Welche Vorbereitungen dafür nötig sind und welche Vorgaben einzuhalten sind, wissen die Schulen bisher aber nicht. Das sagt Andreas Merz, Schulleiter des Ring-eisen-Gymnasiums Ursberg und in der Koordinierungsgruppe Schulausfall des Landkreises zuständig für Gymnasien und Realschulen. „Schon von den Schulschließungen am Anfang der Krise haben wir aus der Presse erfahren. Und jetzt war es wieder so. Die Kommunikation des Ministeriums ist für mich unbefriedigend.“ Er hofft nun, dass alle Schulen möglichst schnell konkrete Ausführungsbestimmungen bekommen, die die offenen Fragen zu Hygienemaßnahmen, Abstandsregelungen, Schülertransport und Unterrichtsorganisation beantworten.

    Auch Schulamtsdirektor Thomas Schulze wartet noch auf konkrete Verfügungen des Kultusministeriums. Bei ihm läuft die Koordination für Grund- und Mittelschulen zusammen. „Wir müssen natürlich schauen, dass die Schulen entsprechend ausgestattet sind. Ich denke auch, dass Masken ein Thema werden. Einige Lehrkräfte haben in Eigeninitiative bereits begonnen, sogenannte Community-Masken herzustellen.“ Die Verwendung solcher einfachen, selbst genähten Mund-Nasen-Masken hatte Ministerpräsident am Donnerstag ausdrücklich empfohlen, auf eine Anordnung aber vorerst verzichtet.

    Weiterer Ausbau

    Parallel baut man im Schulamt das Thema Homeschooling für die jüngeren Schüler weiter aus. Laut Schulze werde man nach den Ferien eine zentrale Lösung für den gesamten Landkreis anbieten, wie regelmäßiger Unterricht übers Internet stattfinden kann.

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