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Landkreis Günzburg: Corona: Die ersten Menschen im Kreis Günzburg sind nun geimpft

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Corona: Die ersten Menschen im Kreis Günzburg sind nun geimpft

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    Der 78 Jahre alte Kurt Lange (rechts) wohnt seit neun Jahren im Kreisaltenheim in Burgau. Er ist der erste Bürger im Landkreis Günzburg, der den Corona-Impfstoff erhalten hat. Die erste Spritze setzte Klinikvorstand Dr. Volker Rehbein. Er misst dem Impfbeginn am Sonntag eine besondere Bedeutung zu.
    Der 78 Jahre alte Kurt Lange (rechts) wohnt seit neun Jahren im Kreisaltenheim in Burgau. Er ist der erste Bürger im Landkreis Günzburg, der den Corona-Impfstoff erhalten hat. Die erste Spritze setzte Klinikvorstand Dr. Volker Rehbein. Er misst dem Impfbeginn am Sonntag eine besondere Bedeutung zu.

    Kurt Lange nimmt es mit einer Gelassenheit hin, die bewundernswert ist. Da musste der Burgauer 78 Jahre alt werden, um in den Mittelpunkt des Interesses eines ganzen Landkreises zu rücken. Dabei tat Lange gar nichts Besonderes an diesem Sonntagmorgen: Als Frühaufsteher war er wie immer gegen 6 Uhr auf den Beinen, nahm zum Frühstück ein paar Stücke Christstollen.

    Aber dieser 27. Dezember ist dann doch ein besonders Datum. Sich am Sonntagmorgen impfen zu lassen, das hat Lange noch nie getan. Es ist nicht irgendeine Impfung. Der Senior, im Februar 1942 geboren, ist der allererste Bürger im Landkreis Günzburg, der mit dem neuen Corona-Impfstoff der Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer in Berührung kommt. Von seiner Premiere hat der Mann noch nicht einmal gewusst, wie er sagt. Und er erklärt kurz den Beweggrund, warum er das machen wollte. „Erstmals gibt es ein Mittel gegen diese Krankheit.“

    Im Kreis Günzburg gibt es jeweils ein Impfzentrum in Günzburg und Krumbach

    Neuneinhalb Monate nachdem das Virus das öffentliche Leben in Deutschland erstmals lähmte, wird bundesweit geimpft. An drei Standorten geschieht das am Sonntag im Landkreis Günzburg: Im Kreisaltenheim in Burgau, wo 26 Bewohner und vier Mitarbeiter geimpft werden. Und in den beiden eingerichteten Impfzentren in Günzburg (Peri-Verwaltungsgebäude an der A8) und in Krumbach (Gemeindezentrum St. Michael). Dort wird Ärzten und Pflegepersonal, die an den beiden Kreisklinikstandorten auf den Intensivstationen täglich mit Covid-19-Patienten zu tun haben, die Möglichkeit eingeräumt, sich gegen den Erreger zu schützen. Wenige Minuten nach dem Stich in Kurt Langes rechten Oberarm wird damit in Krumbach begonnen, am Nachmittag sind dann die Beschäftigten des Günzburger Kreiskrankenhauses an der Reihe.

    Es ist kein Zufall, dass die Gesamtzahl derjenigen, denen der Impfstoff an einem Standort injiziert wird, durch Fünf teilbar ist. Denn aus einer der kleinen Ampullen, die in der Höhe eine Zwei-Euro-Münze um einiges überragen, können fünf Impfdosen gewonnen werden. Und umsonst soll keine Spritze aufgezogen werden, zu kostbar ist der Inhalt, zu selten noch die Fracht.

    20 Ampullen für den Landkreis Günzburg

    Die erste Lieferung ist gewissermaßen eine homöopathische Dosis, die den Landkreis nachmittags am zweiten Weihnachtsfeiertag erreicht: 20 Stechampullen, das entspricht 100 Impfdosen, gibt es zu Beginn; ein Nasenwasser bei einer Einwohnerzahl von etwa 127.000 Landkreisbürgern – zumal jeder, der mit der Nadel gepikst worden ist, in einem Abstand von drei Wochen ein zweimal geimpft werden muss, um vor dem Erreger nach dem Stand der Wissenschaft dann auch geschützt zu sein.

    Aber – und darauf ist Hermann Keller stolz: ein Anfang ist gemacht. Außerdem sollen weitere knapp 1000 Dosen bis Jahresende im Landkreis eintreffen.

    Eine Impfstoff-Ampulle, aus der fünf Dosen (Portionen) mit der Spritze gezogen werden können, im Vergleich zu einem Zwei-Euro-Stück.
    Eine Impfstoff-Ampulle, aus der fünf Dosen (Portionen) mit der Spritze gezogen werden können, im Vergleich zu einem Zwei-Euro-Stück.

    Seit Wochen fiebert Keller, Direktor Klinikmanagement in Krumbach und Geschäftsführer der Ambulanten Medizin gGmbH, dem Impfstart entgegen. Unter dem Dach der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Kreiskliniken agieren die Medizinischen Versorgungszentren, bei denen wiederum die Impfzentren organisatorisch angedockt sind.

    Manchmal wundert sich Keller selbst, wie das alles so schnell gelingen konnte. Noch vor einer Woche sei überhaupt nicht klar gewesen, wie der Landkreis an die Impfdosen komme. Eine Telefonkonferenz der Regierung von Schwaben mit den Leitern der Impfzentren habe Klarheit gebracht – und man konnte die letzten Vorbereitungen treffen.

    In Burgau wurde am Sonntag zuerst geimpft

    Sonntagmorgen sind fast alle der 20 Ampullen an einem gesicherten Ort den Vertretern der Impfteams übergeben worden. In Burgau kamen gegen 9 Uhr vier Personen mit der überschaubaren Lieferung an: Nicolas Kiechle trägt als stellvertretender Direktor Klinikmanagement in Günzburg für das Impfzentrum vor den Toren der Stadt die Gesamtverantwortung. Die Medizinischen Fachangestellten Bianca Schedel und Melanie Ugur sind Teil des mobilen Impfteams in Burgau. Und der Beschäftigte einer Sicherheitsfirma ist als Begleiter dabei. „Ich weiß nur, dass er Alessandro heißt“, sagt Schedel, die wenig später im Kreisaltenheim dafür zuständig ist, die Angaben der Bewohner in ihrem Laptop zu erfassen. 74 Frauen und Männer leben im Seniorenheim in Burgau. „Bis auf vier oder fünf sind alle impfwillig“, bilanziert Einrichtungsleiter Markus Knöpfle. Sie drücken das schriftlich mit einer Einverständniserklärung aus. In ungefähr einem von drei Fällen bekundet diesen Willen der jeweilige Betreuer des Heimbewohners.

    Dagegen ist die Mehrzahl der Pflegekräfte im Heim wegen der Impfung noch unschlüssig. „Viele warten noch ab“, sagt Knöpfle, der die augenblickliche Bereitschaft mit „zwischen 20 und 30 Prozent“ angibt Knöpfle ist wie Günzburgs Landrat Hans Reichhart überzeugt davon, „dass sich die Bereitschaft zur Impfung dynamisch nach oben entwickeln wird“. Reichhart war am Sonntag Augenzeuge der ersten Corona-Impfung im Landkreis. „Ich bin froh, dass es jetzt losgeht.“

    Klinikvorstand Dr. Volker Rehbein setzt erste Spritze

    Neben der Dateneingabe ist das Impfteam dafür verantwortlich, das Aufklärungsgespräch zu führen, Fragen zu beantworten und in einem anderen Raum, Spritzen mit dem verderblichen Impfstoff aufzuziehen, der vor er Injektion mit einer Kochsalzlösung gemischt wird. Danach wird geimpft. Die Gespräche übernimmt an diesem Sonntag Klinikvorstand Dr. Volker Rehbein selbst – und die erste Spritze auch. Damit will er die Bedeutung dieser Impfung unterstreichen. „Heute“, beginnt er seinen Satz, nachdem er Kurt Lange gespritzt hat, „ist der Anfang des Endes der Pandemie.“

    Nach Heimbewohner eins geht es beinahe im Minutentakt in Burgau weiter. Betagte und Hochbetagte warten auf dem Flur im ersten Stock des Kreisaltenheimes bis sie an der Reihe sind. Die meisten von ihnen sitzen im Rollstuhl. Alle sind geduldig. Die nachträgliche kostenfreie „Bescherung“ nach den Feiertagen in Form einer Spritze nehmen sie gerne an.

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