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Landkreis Günzburg: An Weihnachten wollen die Kirchen im Kreis Günzburg niemanden abweisen

Landkreis Günzburg

An Weihnachten wollen die Kirchen im Kreis Günzburg niemanden abweisen

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    Viele Gottesdienste finden an Weihnachten unter freiem Himmel statt. Bei den Christmetten im Kircheninnenraum müssen die Besucher ausreichend Abstand halten – jeder grüne Punkt ist ein Platz. Eine Anmeldung wird empfohlen.
    Viele Gottesdienste finden an Weihnachten unter freiem Himmel statt. Bei den Christmetten im Kircheninnenraum müssen die Besucher ausreichend Abstand halten – jeder grüne Punkt ist ein Platz. Eine Anmeldung wird empfohlen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Not macht erfinderisch. Dass man in Zeiten des Coronavirus nach alternativen Möglichkeiten sucht, ist mittlerweile nichts Neues mehr. Auch nicht in den Kirchen. Und so haben viele Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften im Landkreis Günzburg bereits Konzepte erarbeitet, um an den Weihnachtsfeiertagen möglichst vielen Gläubigen die Gelegenheit zu geben, am Gottesdienst oder einer Andacht teilzunehmen – sei es unter freiem Himmel oder sogar online.

    Ein großes kirchliches Fest ohne Gottesdienste, wie das an Ostern der Fall war, das wollen weder die Geistlichkeit noch Gläubige, erklärt Dekan Klaus Bucher, Pfarrer von Breitenthal. Diese Haltung wecke viele kreative Ideen in den Pfarrgemeinden. In seiner Gemeinde werde es an Heiligabend um 15.30 Uhr ein Krippenspiel auf dem Dorfplatz geben, dazu eine Andacht mit Bläsergruppe und Projektionen zum Spiel. Vier Metten seien in seiner Pfarrei geplant, bei Bedarf würden es noch mehr. Der Bedarf werde über Eintrittskarten ermittelt, die in der Adventszeit ausgegeben werden, kostenlos natürlich. „Wir machen das, so gut wir können“, versichert der Dekan. Das Weihnachtsfest solle von Christen möglichst so gefeiert werden können, wie sie es gewöhnt sind.

    In der evangelischen Kirche in Günzburg entfällt an Weihnachten das Musical

    Nicht ganz möglich ist das in der evangelischen Auferstehungskirche in Günzburg. Dort sind es die Kirchgänger gewöhnt, dass jedes Jahr an Heiligabend ein großes Weihnachtsmusical stattfindet, mit vielen Teilnehmern und noch viel mehr Besuchern. Pfarrer Alexander Bauer schreibt, plant und organisiert es seit vielen Jahren. Heuer sei er mit Texten so früh dran gewesen wie noch nie, er nutzte dazu den Lockdown im Frühjahr, erzählt Bauer. Seine zwischenzeitliche Hoffnung, es zur Aufführung bringen zu können, hat sich jedoch zerschlagen.

    „Ich vermisse das Musical sehr und erst recht die Kinder, die sonst immer dafür geprobt haben“, bedauert der Pfarrer. Die Texte bleiben vorerst in der Schublade, Bauer hofft, sie 2021 einsetzen zu können. Weihnachten falle in diesem Jahr nicht „so bombastisch“ aus wie sonst. Drei Gottesdienste hat er geplant, zwei davon unter freiem Himmel auf dem Platz vor der Auferstehungskirche, mit kleiner Bühne und E-Piano.

    Der erste ist für 13 Uhr angesetzt und richtet sich an Familien und Kinder. 200 Plätze sind zu vergeben, reserviert werden kann telefonisch im Pfarramt oder über die Homepage. Damit auch jeder sitzen kann, sucht Bauer noch händeringend nach Sitzgelegenheiten, „vielleicht hat eine Brauerei noch Bänke für uns“. Um 15 Uhr beginnt dann die Christvesper – früher als sonst, um am Ende nicht im Dunkeln zu sitzen. Voraussetzung, dass es überhaupt stattfindet, ist einigermaßen passables Wetter. „Wenn es stürmt und regnet, dann fällt es aus“, sagt Alexander Bauer.

    Pfarrer Alexander Bauer gestaltet einen Videogottesdienst

    Gesichert ist um 22 Uhr die Christmette in der Kirche, die Platz für 35 Personen bietet. Für all diejenigen, die an Heiligabend coronabedingt nicht aus dem Haus wollen oder keinen Platz beim Gottesdienst bekommen haben, bietet Bauer noch eine kleine Überraschung. Er hat eine Videobotschaft gestaltet, die online abrufbar sein wird, auch seine Predigt wird er zum Download bereitstellen.

    Eine Videobotschaft könnte sich auch Pfarrer Christoph Wasserrab vorstellen. Eine solche hat der Leiter der Pfarreiengemeinschaft Günzburg heuer schon einmal für die Erstkommunionkinder erstellt. Einen Gottesdienst zu streamen, komme für ihn aber nicht infrage. Das Gottesdienstangebot werde ganz einfach ausgeweitet, damit keiner ausgeschlossen werden müsse. „Wir wollen vermeiden, jemanden abweisen zu müssen, das widerspricht ja komplett dem kirchlichen Gedanken“, sagt Wasserrab. Corona führe zu veränderten Weihnachtsgottesdiensten, doch die Botschaft, dass überhaupt gefeiert werden könne, sei besonders wichtig.

    Die Katholische Pfarreiengemeinschaft bietet einen Krippenweg für Familien an

    In acht Pfarreien finden Christabende oder Wortgottesdienste unter freiem Himmel statt. Da für Kinder eine klassische Krippenfeier nicht möglich ist, gibt es einen Krippenweg mit verschiedenen Stationen unter dem Motto „Wir gehen zur Krippe“. Start ist am Dossenberger Gymnasium, zwischen 15 und 17 Uhr können Familien den Weg selbst erkunden. Um 17 und 18.30 Uhr beginnen jeweils die Christabende im Freien, um 21 (in Heilig Geist) und 23 Uhr (St. Martin) finden Christmetten in der Kirche statt. Sollte es dafür zu viele Anmeldungen geben, „können wir hochfahren und zwei Gottesdienste jeweils hintereinander anbieten“.

    Niemanden aussperren müssen, das ist auch der große Wunsch in der Pfarreiengemeinschaft Ichenhausen. Pater Jonas Schreyer feilt derzeit an zwei Freiluftfeiern, auf dem Sportplatz oder im Hindenburgpark in Ichenhausen. Auch in den anderen Pfarreien sind Wortgottesdienste geplant. Christmetten finden abends in Ichenhausen und Waldstetten statt, für die eine Anmeldung verpflichtend ist. Während des Lockdowns im Frühjahr hat Pater Schreyer sogar an einem Gottesdienst im Kloster Roggenburg teilgenommen, der gestreamt wurde. Dies jetzt an Weihnachten in Ichenhausen zu bieten, sei leider nicht machbar, „hier fehlen die technischen Möglichkeiten“.

    Thomas Schmid, Offingens neuer Pfarrer, hält drei Gottesdienste an Heilig Abend

    Für Thomas Schmid ist es das erste Weihnachtsfest als Pfarrer. Seit September ist er der neue Leiter der Pfarreiengemeinschaft Offingen und damit Pfarrer von Offingen, Gundremmingen mit Schnuttenbach sowie Rettenbach mit Harthausen und Remshart. Die vergangenen Wochen waren für den 33-Jährigen „heiße Wochen“. Weil er Kontakt zu einer mit Corona infizierten Person hatte, musste der Seelsorger zuletzt zwei Wochen in Quarantäne und auf die Schnelle einen Vertreter für fünf Gottesdienste finden. An Weihnachten dürfe er auf keinen Fall ausfallen, sagt Schmid, dann stünden Gottesdienste auf der Kippe.

    Um allen die Möglichkeit zu geben, einen Gottesdienst besuchen zu können, hat Schmid das Angebot ausgeweitet – in allen fünf Pfarreien wird eine Christmette angeboten. Dies sei ein planerischer Großaufwand gewesen. Anmelden kann man sich telefonisch, Vorrang hätten jeweils die eigenen Pfarreimitglieder, die einen bestimmten „Telefonkorridor“ anrufen könnten. Allein Schmid selbst ist an Heiligabend innerhalb weniger Stunden dreimal im Einsatz, um 16 Uhr in Schnuttenbach, um 18 Uhr in Gundremmingen und um 23 Uhr schließlich in Offingen. „Es ist ein Weihnachten der Superlative, aber wegen Corona auf andere Art“, sagt Schmid.

    Im Normalfall zelebriere er nur eine Messe an solch einem besonderen Abend, dreimal das Geheimnis von Weihnachten in eine Predigt zu packen, sei eine Herausforderung. Da die Kirchen wegen der Abstandsregeln nicht genügend Platz für Kinder und Familien bieten, findet diesmal keine klassische Kindermette statt, sondern „eine Art Weihnachtsweg“. In den Kirchen, die geschmückt und von Kerzen beleuchtet seien, könne das Weihnachtsgeheimnis erlebt und an der Krippe gebetet werden.

    In der Krumbacher Pfarrei findet die Familienchristmette im Freien statt

    In der Krumbacher Pfarrei St. Michael wird es am 24. Dezember um 15.30 Uhr eine Familienchristmette im Freien geben, auf dem Gelände des Schulzentrums. Um 17 Uhr findet eine Seniorenchristmette in der Stadtpfarrkirche St. Michael statt. Dafür ist eine telefonische Anmeldung nötig. Ebenfalls telefonisch anmelden sollten sich Interessenten für die Christmette um 22.30 Uhr und die Weihnachtsgottesdienste an den Feiertagen.

    In Thannhausen organisiert die Pfarrgemeinde an Heiligabend zwei Veranstaltungen im Freien. Um 15.30 Uhr gibt es eine Kinderkrippenfeier auf dem Platz vor der Mittelschule. Um 17 findet quasi die Familienmette dort statt. Der Platz wird mit Bäumen und Lichtern festlich geschmückt. Für die Christmette um 22.30 Uhr und die Gottesdienste an den beiden Feiertagen, es werden jeweils zwei sein, sollen sich die Besucher Platzkarten holen, die am üblichen Platz in der Stadtpfarrkirche ausliegen. (mit hli)

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