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Kultur: Er ka’s net lau

Kultur

Er ka’s net lau

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    Heimatdichter German Schwehr präsentierte in Ettlishofen vor großem Publikum seinen neunten Gedichtband mit dem Titel „I ka’s net lau“.
    Heimatdichter German Schwehr präsentierte in Ettlishofen vor großem Publikum seinen neunten Gedichtband mit dem Titel „I ka’s net lau“. Foto: Wolfgang Kahler

    Bis weit über die Grenzen des Landkreises hinaus sind sie ins idyllische Ettlishofen gekommen. Mehr als 400 Fans wollen erleben, was Heimatdichter German Schwehr in seinem neuesten Gedichtband unter dem Titel „I ka’s net lau“ aufgeschrieben hat.

    Es ist ein richtiges Event, wie der gesellige Abend mit Buchvorstellung und „echter Musik“ auf Neudeutsch beschrieben werden könnte. Auf der Bühne der nett dekorierten Maschinenhalle des Bauerhofes Schwehr spielt die Bubenhauser Volksmusik. Auf besonderen Wunsch des Publikums beginnt der Heimatpoet mit einem Schwäbisch-Kurs: Mutter mit Tochter fahren im Zug, die Tochter springt auf dem Sitz herum. Ein anderer Fahrgast mäkelt: „Derf des des.“ Die Mutter: „Die derf des.“ Der Fahrgast erstaunt: „Das des des derf.“ Das Publikum ist in bester Stimmung. Und German Schwehr weiß es trefflich, es bei Laune zu halten. „Mein Chef kommt noch“, schwätzt er, „der macht noch a Mess’. Hoffentlich wird nicht gebeichtet“, meint der Laiendichter. „Dann dauerts no’ länger.“ Er sei schon 30 Kilo jünger gewesen, bedauert er, aber jetzt hat er es mit Trennkost probiert, seine Frau Andrea ist in der Küche, er im Wohnzimmer – aber das hat auch nicht funktioniert.

    Aber zurück zum Sprachkurs: „Ein Schwabe liegt nicht auf dem Sofa, er straggat oder flaggat na“, schreibt Schwehr den Nichtschwaben, den Schreiber dieser Zeilen eingeschlossen, ins Stammbuch.

    Mit elf Gedichten aus seinem bereits neunten Werk, das 88 Seiten umfasst, unterhält er die Besucher des lauen Sommerabends, immer wieder ergänzt von typisch schwäbischen Witzen und einigen Pausen, in denen das Buch reißenden Absatz findet.

    Schon in der Schulzeit vom Dichtervirus erfasst

    In dem Band, den wieder Traudl Schwarz mit Zeichnungen aufgelockert hat, sind ganz kurze Vierzeiler enthalten, wie längere Episoden wie „Divertikulitis“, Schwehrs selbst erlebte Darmentzündung mit Krankenhausaufenthalt, nachdem er zu viele Nüsse verköstigt hatte. Mit seiner angestammten Heimat beschäftigt sich Schwehr, Jahrgang 1961, natürlich auch unter dem Titel „Ettlishofen“: Des Dörfle schmiegt ins Tal sich nei, dr Osterbach – er fließt vorbei, s’ gibt Felder, Wiesen und auch Wald, a richtig schönes Fleckle hald. Und als Bewohner, des isch gwieß, da moinsch, du bisch im Paradies.“

    Schon während der Schulzeit, seit der fünften Klasse wurde der Landwirt und Mesner in Weißenhorn vom Dichtervirus erwischt, er verfasste Reime und Verse. Das Talent hat er wohl von seiner Mutter mitbekommen, sagt Schwehr. Der gebürtige Kissendorfer Martin Beil, der heute in Mönstetten daheim ist, hat ihn dazu gebracht, 2003 seinen ersten Gedichtband „Guck doch mal nei“ zu veröffentlichen. Dazu sind in den vergangenen Jahren weitere acht dazu gekommen sowie zwei CD. Alle Werke sind nicht im Buchhandel erhältlich, sondern nur beim Autor in Ettlishofen.

    Mit dem passenden Titel „Ende“ beschließt German Schwehr den unterhaltsamen Abend schwäbischer Dichtkunst auf dem Dorf und erhält noch einmal als Belohnung großen Applaus vom Publikum, das überdies mit üppigem Verpflegungsangebot versorgt wurde.

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