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Kreis Günzburg: Unfallserie mit Toten, Staus und fehlender Rettungsgasse auf der A8

Kreis Günzburg

Unfallserie mit Toten, Staus und fehlender Rettungsgasse auf der A8

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    Ein Auto hatte auf der A8 bei Leipheim eine Panne. Ein Sattelzug streifte den Wagen und erfasste die beiden Insassen des Wagens, die die Reifenpanne beheben wollten. Beide starben noch an der Unfallstelle.
    Ein Auto hatte auf der A8 bei Leipheim eine Panne. Ein Sattelzug streifte den Wagen und erfasste die beiden Insassen des Wagens, die die Reifenpanne beheben wollten. Beide starben noch an der Unfallstelle. Foto: Peter Wieser

    Für die Autobahnpolizei Günzburg ist es ein „ganz bitterer Wochenanfang“ gewesen. Ihr Leiter Werner Schedel sprach von einem „schwarzen Montag“. Begonnen hatte es am frühen Morgen mit einem schweren Unfall bei Leipheim, bei dem zwei junge Menschen starben. In der Folge passierten jeweils am Stauende noch zwei weitere schwere Auffahrunfälle. Die Autobahn in Richtung Stuttgart war für mehrere Stunden auf verschiedenen Streckenabschnitten gesperrt.

    Der erste Unfall ereignete sich gegen sieben Uhr morgens kurz vor Leipheim. Eine 31-jährige Rumänin und ihr Begleiter, zu dessen Alter und Nationalität die Polizei noch keine genauen Angaben machen konnte, hatten wegen einer Reifenpanne auf dem Seitenstreifen gehalten. Laut Schedel war der linke Hinterreifen geplatzt, den der Mann an Ort und Stelle wechseln wollte. Dabei hätten vermutlich weder er noch seine Begleiterin Warnwesten getragen, auch sei kein Warnblinker eingeschaltet oder ein Warndreieck aufgestellt gewesen.

    Wie Schedel weiter sagt, war der Mann dabei, den Ersatzreifen zu montieren, als ein Sattelzug das Fahrzeug streifte und die beiden Personen frontal erfasste. Ein Zeuge habe beobachtet, dass der Lastwagen vor ihm plötzlich von der rechten Spur nach rechts abgedriftet sei. Warum der Lkw-Fahrer auf den Seitenstreifen geriet, ist ungeklärt. Die junge Frau und ihr Begleiter waren sofort tot. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wurde ein Gutachter bestellt. Bis kurz vor zwölf Uhr musste die Strecke zwischen Günzburg und Leipheim für den Verkehr gesperrt werden.

    Körnermais ergoss sich auf die Autobahn

    Die Autobahn war noch nicht freigegeben, da passierte gegen 10.45 Uhr ein zweiter Unfall. Ein Sattelzug, der drei fabrikneue Zugmaschinen geladen hatte, übersah kurz hinter der Anschlussstelle Burgau das Stauende und prallte auf einen Lastwagen. Dabei riss das Führerhaus ab und schleuderte auf den linken Fahrstreifen. Der 40 Jahre alte Fahrer hatte Schedel zufolge Glück, er kam mit mittelschweren Verletzungen in eine Klinik. Durch die Wucht des Aufpralls wurde der davor stehende Sattelschlepper auf einen weiteren Lastwagen geschoben. Den Schaden schätzt Schedel auf mehr als 200000 Euro. Auch hier musste die Autobahn bis etwa 15 Uhr gesperrt werden. Kurz nach 14 Uhr geschah der dritte Unfall: Ein Transporter, der acht neue Autos geladen hatte, streifte am Stauende zwischen Zusmarshausen und

    Trotz der Tragik arbeiteten die Feuerwehren die Einsätze routiniert ab, sagt Günzburgs Kommandant Christian Eisele. Allerdings gab es schon beim ersten Unfall das bekannte Problem: Die Verkehrsteilnehmer hatten keine funktionierende Rettungsgasse gebildet. „Das erste Fahrzeug fährt durch, dann wird die Gasse geschlossen, und das zweite Einsatzfahrzeug muss sich wieder den Weg bahnen. Wir mussten stark runterbremsen. Das ist ärgerlich.“ Zumindest kamen die Fahrzeuge bis zur Unfallstelle, die Einsatzkräfte mussten nicht mehrere Kilometer dorthin laufen, wie es erst vor wenigen Tagen auf der A7 bei Kassel der Fall gewesen war.

    Auch beim dritten Unfall funktionierte die Rettungsgasse nicht

    Insgesamt waren beim ersten Unfall am Montag 30 Mann der Wehren aus Günzburg und Leipheim im Einsatz. Sie versuchten noch, den Insassen zu helfen, konnten aber nichts mehr für sie tun. Außerdem sicherten sie die Unfallstelle, bereiteten die Landung eines Rettungshubschraubers vor und sperrten die Günzburger Auffahrten. Die Feuerwehren Burgau und Zusmarshausen – auch von ihnen waren knapp 30 Mann im Einsatz – kümmerten sich um den zweiten Unfall. Burgaus Kommandant Hans-Peter Merz sagte, die Umleitung ab Zusmarshausen habe gut funktioniert, in Röfingen regelte die Polizei Burgau den Verkehr, in Scheppach die Feuerwehr. Die Zusammenarbeit aller Einsatzkräfte und der Autobahnbetreibergesellschaft Pansuevia habe bestens funktioniert, was deren Geschäftsführer Robert Schmidt bestätigte.

    Acht Mitarbeiter der Firma halfen über den Tag verteilt, und beim ersten Unfall bekam auch Pansuevia zu spüren, dass die Rettungsgasse nicht funktionierte. „Wir kamen nicht durch, die Feuerwehr hat sie für uns mit freigemacht.“ Beim zweiten Unfall „ging es dann“. Beim dritten gab es nach Angaben der Polizei jedoch wieder keine Rettungsgasse. Es dauerte, bis die Reinigungs- und Abschleppfahrzeuge ankamen. Gegen 19 Uhr konnte die A8 wieder freigegeben werden.

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