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Kreis Günzburg: Krebskranker Emin erlebt ein Weihnachtswunder

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Krebskranker Emin erlebt ein Weihnachtswunder

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    Trotz seiner Krankheit ist Emin aus Krumbach ein fröhliches Kind.
    Trotz seiner Krankheit ist Emin aus Krumbach ein fröhliches Kind. Foto: Rebekka Jakob

    Die Freude ist gewaltig, bei Emin Yasar, seinen Eltern und bei den Maltesern in Günzburg: Die Typisierungsaktion für den an Krebs erkrankten Zehnjährigen aus Krumbach, die am 9. November in Lesen Sie dazu: Weit über 500 Menschen wollen krebskrankem Emin helfen) .

    Und nicht nur das: Statt des einen heiß ersehnten Stammzellenspenders, dem genetischen Zwilling von Emin, nach dem wie nach einer Nadel im Heuhaufen gesucht wurde, gibt es jetzt sogar drei.

    Typisierung in Günzburg: Drei Spender für Emin gefunden

    „Ein Weihnachtswunder wurde wahr“, so formuliert es Sylvia-Maria Braunwarth vom Malteser Kinder- und Jugendhospizdienst. Sie hatte mit ihren Kollegen die Suche über die DKMS angestoßen und die Typisierungsaktion organisiert – und ist noch immer sprachlos angesichts des Ergebnisses. Emin selbst hatte ihr die gute Nachricht am Telefon mitgeteilt: „Du kannst es Dir nicht vorstellen, was gerade passiert ist“, sagte er.

    Zwei Spender wurden offenbar über die Aktion in der Jahnhalle gefunden, bei der weit mehr als 500 Menschen sich registrieren ließen. Weltweit ist dann in der Datenbank noch ein weiterer möglicher Spender aufgetaucht. „Auch Emins Ärzte sind fassungslos, mit so einem Erfolg hat keiner gerechnet. So etwas kommt so gut wie nie vor“, sagt Sylvia-Maria Braunwarth. Da alle drei Spender zu 100 Prozent passen, gibt es nun im Notfall einen Ersatz, sollte einer beispielsweise einen Infekt haben.

    Bei der Typisierungsaktion am 9. November in Günzburg war der Zehnjährige mit dabei und half den Helfern.
    Bei der Typisierungsaktion am 9. November in Günzburg war der Zehnjährige mit dabei und half den Helfern. Foto: Peter Wieser

    Denn der Zeitplan für Emins Stammzellenspende war von Anfang an eng, er braucht die Spende schon sehr bald. Diese Woche hat er den letzten Chemoblock erhalten, um die Zeit bis zur Spende zu überbrücken, in den nächsten Tagen stehen noch viele Untersuchungen für den Kleinen in der Ulmer Kinderklinik an (Lesen Sie dazu: Kampf gegen den Krebs: Emin braucht dringend einen Spender).

    Im Januar geht es los

    Weihnachten und Neujahr will die Familie dann noch ganz in Ruhe zuhause verbringen. Im Januar geht es dann los. „Vor der Spende wird er dann sieben Tage Hochdosis-Chemo erhalten“, erklärt seine Mutter Michaela Cammerata. Mitte Januar ist dann die Transplantation geplant. Sie soll in Ulm stattfinden, unter Anleitung von Medizinern aus Gießen, die auf das Non-Hodgkin-Lymphom und seine Behandlung spezialisiert sind, weiß Sylvia-Maria Braunwarth.

    Emin leidet an Lymphdrüsenkrebs. Eine Chemotherapie und eine Transplantation mit eigenen Stammzellen hat der Kleine in den vergangenen anderthalb Jahren schon hinter sich gebracht, beides konnte den Krebs jedoch noch nicht vollständig besiegen. Die Stammzellentherapie mit den Zellen eines der drei Spender soll jetzt endlich helfen, dass der Kleine wieder gesund werden kann.

    Das Atmen fiel Emin oft schwer

    Körperlich geht es ihm im Moment wieder richtig gut, nicht nur aufgrund der guten Nachrichten, die der Zehnjährige diese Woche in der Klinik erfahren und mit diesen Worten aufgenommen hat: „Gott hat meine Gebete erhört.“ Seine angegriffene Lunge arbeitet inzwischen wieder mit 69 Prozent Leistung. Vor einigen Wochen waren es nur 40 Prozent, das Atmen fiel ihm oft schwer.

    Den Rollstuhl, in dem er auch selbst zu der Typisierungsaktion in die Jahnhalle gekommen war, braucht Emin deswegen zur Zeit kaum. „Nur, wenn er länger laufen muss, bekommt Emin Schmerzen. Ansonsten ist er richtig fit und sieht auch richtig gut aus“, freut sich seine Mama. Auch seine Ärzte seien von ihm begeistert und erstaunt über seine Fortschritte. „Sie haben gesagt: Das ist eben Emin, er ist einfach ein Wunder.“

    561 Menschen ließen sich bei der Typisierungsaktion in der Günzburger Jahnhalle als potenzielle Stammzellspender registrieren. Der zehnjährige Emin war mit vor Ort – mit Mundschutz und im Rollstuhl.
    561 Menschen ließen sich bei der Typisierungsaktion in der Günzburger Jahnhalle als potenzielle Stammzellspender registrieren. Der zehnjährige Emin war mit vor Ort – mit Mundschutz und im Rollstuhl. Foto: Peter Wieser

    Überwältigt sind Emin, seine Familie und Sylvia-Maria Braunwarth von der Welle der Zuneigung und Unterstützung, die sich für Emin aufgebaut hat. Für Emin ist klar: „Wenn ich erwachsen bin, dann werde ich auch Malteser und helfe anderen Menschen. Versprochen!“ Seine Mama freut sich sehr über die viele Unterstützung auch durch Emins Schule in Krumbach, durch Nachbarn, die immer wieder gefragt haben, ob endlich der ersehnte Spender gefunden ist, und Freunde.

    Wie sich durch eine Knochenmarkspende Leben retten lässt

    Knochenmarkspenderdatei: In Deutschland gibt es 27 Knochenmarkspenderdateien. Die bekannteste ist die DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei). Über das zentrale Knochenmarkspenderregister Deutschland (ZKRD) werden die Merkmale aller registrierten Spender gespeichert und sind weltweit anonym abrufbar.

    DKMS: Sie wurde 1991 gegründet, um der leukämiekranken Mechtild Harf zu helfen. Ihr Ehemann Peter Harf, ihre Töchter und Freunde der Familie starteten damals Registrierungsaktionen, damit sie einen passenden Spender findet. 1991 waren in ganz Deutschland nur 3000 Menschen als Stammzellspender registriert. Heute ist die DKMS nach eigenen Angaben der weltweit größte Verbund von Stammzellenspenderdateien.

    Spender: Bei der DKMS Deutschland sind derzeit über sechs Millionen Spender registriert. Im Schnitt wird von 100 Menschen, die sich registrieren lassen, einer tatsächlich gebeten, Knochenmark zu spenden. 2017 verzeichnete die DKMS in Deutschland mehr als 5000 Stammzellen- oder Knochenmark-Spenden. Allerdings sucht auch jeder zehnte Patient vergeblich einen passenden Spender.

    Typisierung: Jeder gesunde Mensch zwischen 17 und 55 Jahren kann sich als Spender registrieren lassen – online und kostenlos. Man bekommt ein Wattestäbchen-Set nach Hause geschickt, macht einen Wangenabstrich, der dann im Labor auf Gewebemerkmale untersucht wird, sogenannte HLA-Merkmale. Damit ein Empfänger die Spende verträgt, sollten neun von zehn HLA-Merkmale von Spender und Empfänger zusammenpassen. Die Ergebnisse werden anonym gespeichert.

    Weitere Informationen und das Spendenkonto finden Sie unter www.dkms.de

    „Jeder, der sich bei der Aktion registrieren hat lassen, ist ein Lebensretter, so sehe ich es“, sagt Michaela Cammerata. Emins Wunsch war es nämlich, dass mit der Typisierung nicht nur sein sehnlicher Wunsch nach einem Spender erfüllt wird, sondern auch anderen kranken Kindern geholfen werden kann. Dass zumindest für ihn gleich drei Menschen gefunden wurden, die sein Leben retten können, und das so kurz vor Weihnachten, ist für seine Familie und Freunde nun ein wunderbares Weihnachtsgeschenk.

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