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Kreis Günzburg: Ist das Atomkraftwerk in Gundremmingen noch sicher?

Kreis Günzburg

Ist das Atomkraftwerk in Gundremmingen noch sicher?

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    Werden im Kernkraftwerk Gundremmingen Sicherheitsüberprüfungen nicht durchgeführt?
    Werden im Kernkraftwerk Gundremmingen Sicherheitsüberprüfungen nicht durchgeführt? Foto: Bernhard Weizenegger

    Werden im schwäbischen Kernkraftwerk Gundremmingen (Landkreis Günzburg) wichtige Sicherheitsüberprüfungen nicht durchgeführt, obwohl sie vorgeschrieben sind? Die seit Jahren bestehenden Meinungsverschiedenheiten zwischen der Bundesregierung und der bayerischen Staatsregierung über die Frage, ob die beiden Reaktortypen allen Sicherheitsauflagen genügen, halten an.

    Das geht aus einer Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Anfrage der baden-württembergischen Grünen-Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Umwelt-Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) weist in dem Schreiben zwar darauf hin, dass aus Sicht der Landesbehörde und des Sachverständigen der Landesatomaufsicht keine Nachweise hinsichtlich der sogenannten Sumpfsiebthematik im Kernkraftwerk ausstehen. Soll heißen, Bayern betrachte das Problem als gelöst. Damit will sich der Bund nicht zufrieden geben. Er bat die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit um Stellungnahme.

    Zum Hintergrund: 1992 gab es in dem schwedischen Atomkraftwerk Barsebäck, einem Siedewasserreaktor wie Gundremmingen, ein akutes Problem: Im Notkühlsystem verstopften die Ansaugsiebe durch das Isoliermaterial der Kühlleitungen.

    Bayern betrachtet das Problem als gelöst

    Die Notkühlung funktionierte nur noch eingeschränkt. Schon damals war klar, dass dieses Problem auch bei deutschen Kraftwerken auftreten könnte. Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit erstellte zwischen 1992 und 2007 mehrfach Empfehlungen, wie mit dem Problem umzugehen sei und sprach sich 2011 dafür aus, Siedewasserreaktoren nachzurüsten. Für jedes Atomkraftwerk musste der Nachweis erbracht werden, dass das Problem beherrscht werde.

    Das ist das Atomkraftwerk Gundremmingen

    Die Anlage Gundremmingen zwischen Günzburg und Dillingen, die in dieser Form seit 1984 besteht, ist der leistungsstärkste Kernkraftwerksstandort in Deutschland. Die zwei Reaktoren erzeugen pro Jahr mehr als 20 Milliarden Kilowattstunden Strom. Dies entspricht rund einem Drittel des gesamten Verbrauchs in Bayern.

    Die Betreibergesellschaft der Anlage gehört zu 75 Prozent RWE und zu 25 Prozent Eon. Nach dem Atomausstiegsbeschluss der Bundesregierung 2011 sollen Block B im Jahr 2017 und Block C 2021 abgeschaltet werden.

    Das Zwischenlager in Gundremmingen ging im August 2006 in Betrieb. Die Halle liegt rund 150 Meter vom Reaktorgebäude entfernt und ist 104 Meter lang, 38 Meter breit und 18 Meter hoch. Die Wände aus Stahlbeton sind 85 Zentimeter dick. Die Halle verfügt über eine Kapazität von 192 Castoren. Ein Castor wiederum enthält 52 Brennelemente. Damit ist das schwäbische Zwischenlager das größte in Deutschland.

    Wie alle anderen Zwischenlager ist auch dieses für eine Betriebszeit von maximal 40 Jahren ausgerichtet. Das heißt, in Gundremmingen endet die Genehmigung 2046. Spätestens dann, so die ursprüngliche Planung, sollte ein Endlager in Deutschland zur Verfügung stehen.

    Die Kritiker befürchteten schon bei der Genehmigung des Zwischenlagers, dass es de facto zu einem Endlager werden könnte. Außerdem argumentierten sie, dass in jedem der Castoren mehr Radioaktivität enthalten sei, als bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 freigesetzt wurde.

    Gegen den Bau der Zwischenlager wurde bundesweit prozessiert. Im Fall von Gundremmingen reichten fünf Anwohner aus umliegenden Gemeinden Klage beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München ein. Der VGH wies die Klage mit seinem Urteil vom 2. Januar 2006 ab.

    Wie mehrere parlamentarische Anfragen von Sylvia Kotting-Uhl ergaben, blieb die Bayerische Atomaufsicht im Falle von Gundremmingen untätig. Anfragen des Umweltministeriums 2012, 2013 und 2014 ergaben, dass die Umrüstung noch nicht abgeschlossen sei, einen konkreten Zeitplan gebe es nicht. Die Bayerische

    Sylvia Kotting-Uhl übt massive Kritik an der Atomaufsicht. Noch immer sei unklar, ob die vorgeschriebenen Nachweise vollständig vorliegen, sagte sie unserer Zeitung. Dieser Vorgang zeige, dass bei der Bayerischen Atomaufsicht etwas faul sei: „Mit Gundremmingen muss endlich reiner Tisch gemacht werden, es geht schließlich nicht um eine Pommesbude.“

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