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Kreis Günzburg: Ichenhausen: Wetter-Video löst Panik bei Eltern aus

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Ichenhausen: Wetter-Video löst Panik bei Eltern aus

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    In der Heinrich-Sinz-Schule in Hochwang ist beim Unwetter am Montag Wasser im Untergeschoss eingedrungen.
    In der Heinrich-Sinz-Schule in Hochwang ist beim Unwetter am Montag Wasser im Untergeschoss eingedrungen. Foto: Rebekka Jakob

    Ein im Internet gepostetes Video der Wetter-online-Plattform zum Unwetter in Ichenhausen hat am Montagabend für viel Wirbel und Unruhe gesorgt: Ein Reporter hatte sich dabei zwischen Feuerwehrfahrzeugen vor der Heinrich-Sinz-Schule postiert und vor laufender Kamera verkündet, dass die Regenmassen zu viel für das Dach der Schule gewesen seien und es kurz davor sei, einzustürzen. So stand es auch in der Beschreibung des Videos zu lesen, die auf der Internetseite eingeblendet wurde. In Wahrheit drohte gar kein Dacheinsturz.

    Nachdem Wasser übers Dach eingedrungen war, hatten sich in einem Flur einige Platten einer abgehängten Decke gelöst. Außerdem war die Feuerwehr ausgerückt, weil das Untergeschoss des Gebäudes unter Wasser stand. Schulleiter Christoph Janocha-Wiedemann musste am frühen Dienstagmorgen viele besorgte Eltern beruhigen und teilte mit: „Es bestand zu keiner Zeit Gefahr. Das Video war eine komplette Falschmeldung, das viele in Panik versetzt hat.“

    Unwetter im Kreis Günzburg: Zwei Erzieherinnen schlugen Alarm

    Als das Unwetter mit Starkregen und Hagel am Montag über Ichenhausen niederging, waren schon keine Schüler mehr in der Hochwanger Einrichtung. Wie der Schulleiter erzählte, waren noch Erzieherinnen vor Ort. Sie schlugen sofort Alarm, als sie bei einem Rundgang am späten Nachmittag im Neubau im ersten Stock bemerkten, dass im Flur auf einer Fläche von einem Quadratmeter Platten einer abgehängten Decke herunterhingen. Die Feuerwehr rückte mit 30 Mann an und entfernte die Platten. Deutlich mehr zu tun hatten die Feuerwehrleute im Untergeschoss des Gebäudes, wo über eine Tür Wasser ins Innere eingedrungen war, das ausgepumpt werden musste. „Es hat super geklappt, die Feuerwehr muss man aufs Höchste loben“, sagte der Schulleiter und wollte sich noch persönlich bei den Kommandanten bedanken.

    Keine guten Worte fand Janocha-Wiedemann für das im Internet gepostete Video. „Da erzählt jemand etwas, der gar nicht weiß, was los ist und packt die Eltern bei der Angst.“ Am Dienstagmorgen sei er wie immer um 6.30 Uhr im Büro gewesen und das Telefon habe nicht stillgestanden. „Eine Dreiviertelstunde ging es Schlag auf Schlag.“ Er habe alle Eltern beruhigen müssen: Die Schule stehe noch, ein Alarmplan des Landratsamts habe gegriffen, kurz vor Mitternacht hätten noch Vertreter des Katastrophenschutzes zusammen mit der Konrektorin Anneliese Töpner eine Ortsbegehung gemacht und hundertprozentige Entwarnung gegeben. Und der Unterricht finde ganz normal statt.

    Schüler und Lehrer mussten die Klassenzimmer leerräumen

    So normal es eben nach einem Wasserschaden geht. Am Dienstagmorgen mussten Lehrer und Schüler im Untergeschoss zwei Klassenzimmer, den Malraum und die Schulbücherei leer räumen. Bis zu den Sommerferien findet der Unterricht für die betroffenen Mädchen und Buben im Physikraum und in der ehemaligen Cafeteria statt. Die Räume, die mit Teppich ausgelegt sind und unter Wasser standen, müssen trocknen. Erst im vergangenen Jahr hatte ein Wasserrohrbruch die Räume geflutet. Janocha-Wiedemann sieht es gelassen: „Es ist nichts passiert, niemand ist zu Schaden gekommen. Das ist das Wichtigste.“

    Während die Schüler die Räume verlassen mussten, nahmen Vertreter des Landratsamts diese und auch die kaputte Decke am Dienstagvormittag genauer unter die Lupe. „Das Video im Internet hat hier im Landratsamt richtig Aktion ausgelöst“, teilte Fernanda Barbato, die Fachbereichsleiterin Hochbau, Gebäudebewirtschaftung und Gartenkultur auf Nachfrage mit. Das Video, das auf Facebook fleißig geteilt worden war, hält sie für „wirklich bedenklich“.

    Höhe des Sachschadens ist noch nicht bekannt

    Umso wichtiger war ihr am Dienstag eine Klarstellung der Tatsachen. Über eine Tür, die zum Flachdach des Neubaus führt, sei Wasser eingedrungen. Die Platten der abgehängten Decke seien dadurch feucht geworden und hätten sich gelöst. „Bisher gab es hier noch nie derartige Probleme. Das war ein Sonderfall. Deswegen muss jetzt nicht das ganze Gebäude hinsichtlich der Sicherheit neu überdacht werden", sagte Barbato. Die Platten würden ersetzt, der Schaden halte sich in Grenzen. Was im Untergeschoss durch das Wasser kaputt gegangen sei, könne sie noch nicht sagen.

    Hoher Schaden entstand auch bei der Firma Scheppach. Wie Geschäftsführer Stephan Müller auf Anfrage mitteilte, stand der komplette Keller im Neubau auf einer Fläche von etwa 300 Quadratmetern 20 Zentimeter tief unter verschlammten Wasser. Die Wassermassen habe es regelrecht durch die Fenster durchgedrückt, die erstaunlicherweise nicht geborsten seien. Zum Glück sei die Feuerwehr sofort mit einem Großaufgebot angerückt und habe angefangen, das Wasser abzusaugen. „Vor der Feuerwehr kann ich mich nur ganz tief verbeugen und mich bedanken für die schnelle, tatkräftige Unterstützung“, sagte Müller und lobte auch die eigenen Mitarbeiter, die mitgeholfen hätten. Mehrere Stunden lang sei intensiv gearbeitet und verhindert worden, dass die im Keller untergebrachten Server Schaden nehmen konnten.

    Bei der Firma Scheppach zerschlug der Hagel die Autos im Fuhrpark

    Auch der Keller und eine Lagerhalle in Werk 2 seien vollgelaufen, ein Teil der Ware dort sei ebenfalls nass geworden. Außerdem habe der Hagel die Autos im Fuhrpark zerschlagen. „Das waren richtige Geschosse, die da runter kamen“, erzählte Müller. Seit den frühen Morgenstunden wurde aufgeräumt und geputzt, externe Reinigungskräfte halfen mit. Der Betrieb konnte Müller zufolge aufrecht erhalten werden. Der Sachschaden ist jedoch enorm. Der Geschäftsführer rechnet mit Kosten von mindestens 200 000 Euro. Dass es den Neubau, der erst 2017 bezogen worden war, so stark getroffen hat, sei für ihn „schockierend“ gewesen. „Da blutet einem schon das Herz, wenn man das sieht.“

    Für die Ichenhauser Wehr war es an diesen Tag aber nicht der einzige Einsatz. Wie Einsatzleiter und Zweiter Kommandant Oliver Strizinger berichtete, waren zwischen 15.45 und 2.15 Uhr in der Dienstagnacht über 100, in der Spitze sogar an die 140 Kräfte von 16 Feuerwehren im Einsatz. Auch der Fachberater des THW war alarmiert. Um erschöpfte Kollegen abzulösen, wurden gegen 22.30 drei weitere Ortswehren nachalarmiert, berichtete der Ichenhauser Kommandant Ralf Berchtold. Bis in die Morgenstunden habe man gearbeitet, vor allem vollgelaufene Tiefgaragen in der Wilhelm-Busch-Straße hielten die Wehren auf Trab.

    Die B16 stand zum Teil komplett unter Wasser

    Weitere Einsatzschwerpunkte lagen an der B16, die dort im Bereich zwischen V-Markt und der Firma Scheppach nahezu komplett überschwemmt war. Fahrzeuge konnten nur noch die Fahrspur ortseinwärts nutzen und dies auch nur noch bedingt. Hier kam die Hochwasserkomponente des Freistaates Bayern zum Einsatz – der Modulare Gerätewagen Hochwasserschutz (MGH), der bei der Feuerwehr Burgau stationiert ist. Mit mehreren Pumpen wurde so das Wasser von der B16 in das angrenzende und tieferliegende Feld gepumpt.

    Bei den Märkten Netto und Norma lief Wasser in die tieferliegenden Laderampen. Hier mussten die Feuerwehrleute das steigende Wasser abpumpen, bevor es ins Gebäude eindringen konnte. Zudem pumpten die Kräfte auch einige Tiefgaragen aus. Wasser lief auch am Ortseingang Hochwang, von Ichenhausen kommend, über die Fahrbahn und lief dann auf der linken Straßenseite Richtung Ortsmitte. Auch hier waren Mitglieder der Feuerwehr Hochwang und weitere Feuerwehrkräfte im Einsatz.

    In Schönenberg wurden Gullideckel aufgespült

    Wie die Polizeiinspektion Burgau mitteilt, blieb auch die Gemeinde Kammeltal nicht vom Unwetter verschont. Zwischen 15.50 und 17.50 Uhr wurden ein umgestürzter Baum in Wettenhausen und überschwemmte Straßen in Ettenbeuren und Kleinbeuren gemeldet. In Schönenberg, einem Ortsteil von Jettingen-Scheppach, wurden Gullideckel aufgespült und eine Straße überschwemmt.

    Ausläufer des Unwetters haben auch die Region Leipheim und Bibertal getroffen. In den sozialen Medien wurden Fotos verbreitet, die Hagelkörner zeigen, die größer sind als eine Zwei-Euro-Münze. Außerdem wurden Bilder von beschädigten Autos und einem zerstörten Gewächshaus gepostet. „Wir sind glimpflich davon gekommen“, sagte Martin Schmitz, Kommandant der Leipheimer Feuerwehr. „Es hat massiv gehagelt, aber für die Feuerwehr gab es keinen einzigen Einsatz.“ (mit eff/obes)

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