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Konzert: Juristen musizieren für das Kloster

Konzert

Juristen musizieren für das Kloster

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    Das Deutsche Juristenorchester besteht größtenteils aus Rechtsanwälten. Am Sonntag dirigiert Martin Lill die Musiker um 11 Uhr im St.-Thomas-Gymnasium in Wettenhausen. Die Einnahmen spendet die Orchestervereinigung an das Kloster.
    Das Deutsche Juristenorchester besteht größtenteils aus Rechtsanwälten. Am Sonntag dirigiert Martin Lill die Musiker um 11 Uhr im St.-Thomas-Gymnasium in Wettenhausen. Die Einnahmen spendet die Orchestervereinigung an das Kloster.

    Lieber Martin Lill, Sie werden am Sonntag beim Benefizkonzert des Deutschen Juristenorchesters wieder den Taktstock heben. Freuen Sie sich schon?

    Ja! Ich freue mich immer, wenn ich dirigieren darf und besonders mit dem Deutschen Juristenorchester, weil da in den letzten zehn Jahren eine lieb gewonnene Freundschaft und fruchtbare Zusammenarbeit entstanden ist.

    Sie sind Dirigent der Hannoverschen Orchestervereinigung und haben einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Hannover. Was verschlägt einen Norddeutschen nach Schwaben?

    Ich dirigiere gerne überall, das ist für mich Teil des Reizes an meinem Beruf. Das DJO ist ein Klangkörper mit Musikern aus ganz Deutschland. Die Konzertorganisation liegt in den Händen engagierter Mitglieder, die dort, wo sie leben und die Kontakte haben, für uns die Konzerte planen. Dieses Jahr hat diese Aufgabe dankenswerterweise Stefanie Wieberneit übernommen, die hier aus der Gegend kommt.

    Welches Programm erwartet die Zuschauer? Nach welchen Kriterien suchen Sie die Werke überhaupt aus?

    Wir haben die Hebriden-Ouvertüre von Mendelssohn, das Hornkonzert c-Moll von Franz Strauss, dem Vater von Richard Strauss, und Beethovens sechste Sinfonie, die „Pastorale“, im Gepäck. Die Auswahl treffe ich in Absprache mit dem Orchestervorstand und den Solisten. Dabei berücksichtigen wir unsere Besetzungsstärke, die Spielfähigkeit und natürlich auch, worauf wir Lust haben.

    Mit seiner sechsten Sinfonie hat Beethoven einen Mythos geschaffen. Erzählen Sie uns, was Sie mit der Pastoral-Sinfonie verbindet.

    Sie ist einfach eine Wonne zu dirigieren! Die formale Ausgewogenheit, die lebensfrohe Leichtigkeit des ersten Satzes, die verträumte, außerordentlich farbige Stimmung in der Szene am Bach, die rustikale Tanzweise im Scherzo, die revolutionäre, ungeheuer kraftvolle Wucht des Gewitters und letztlich die tröstende Weise des sonnigen Finalsatzes sind Teil der immensen Bandbreite, die mich an dem Werk fasziniert. Außerdem die ästhetische Sicherheit, mit der Beethoven trotz all der Lautmalerei nicht der Gefahr unterliegt, durch Satzüberschriften oder programmatische Beschreibungen die Musik auf diesen einen Ausdruck zu beschränken. Sie ist durch und durch absolute Musik, trotz der Nähe zum außermusikalischen Inhalt. Und das Ganze in unmittelbarer zeitlicher Nachbarschaft zur völlig anderen fünften Sinfonie.

    Richard Wagner lobte einmal Mendelssohn für seine Hebriden-Ouvertüre als „erstklassigen Landschaftsmaler“. Ist die Romantik ihre Lieblingsepoche?

    Nein, ist sie nicht. Aber nur, weil ich mich nicht auf eine Epoche festlegen kann. Wer kann das schon, der die Meisterwerke intensiv studiert, die in vielen Jahrhunderten entstanden sind? Sie alle sind einzigartig, aber maßgebend, was ja ein Meisterwerk unter anderem ausmacht. Und da fällt es mir nicht ein, mich auf eine Epoche zu beschränken. Aber die Romantik ist für ein Orchester mit unserem Profil ein unerschöpflicher Quell der schönsten und spannendsten Werke.

    Das Probenwochenende für das Konzert hat bereits begonnen. Wie ist es, mit Juristen zu musizieren? Müssen Sie oft auf ihr Recht als Dirigent beharren?

    Als ich vor Jahren engagiert wurde, riet mir ein befreundeter Rechtsanwalt scherzhaft, ich dürfe auf gar keinen Fall irgendetwas unterschreiben. Das habe ich mir gemerkt. Aber im Ernst: Es ist nicht anders als in anderen Orchestern. Allerdings spüre ich, dass ein gewisser Humor insbesondere über die Eigenarten der eigenen Zunft besteht, was die Zusammenarbeit würzt und auch zu manchen Lachern führt. Ansonsten sind die Juristen in ihrem Hobby Musik bereit, hart zu arbeiten und meine Ideen und Wünsche möglichst genau umzusetzen. Es sind nicht alle Juristen. Wir sind offen für andere Berufsgruppen.

    Solistin ist die 26-jährige Katharina Hauf, gebürtige Dillingerin. Sie ist seit einigen Jahren stellvertretende Solo-Hornistin bei den Augsburger Philharmonikern und gilt als Ausnahmetalent. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

    Da wir immer für die meisten Orchestermitglieder in der Fremde konzertieren, haben wir bei unserem Publikum keinen festen Stamm. Daher arbeiten wir sehr gerne mit Musikern aus der Region zusammen. So schaffen wir einen lokalen Bezug und wecken Interesse. Der Kontakt zu Frau Hauf kam über ihren Vater, der hier in der Region bekannt als Trompeter und Musikpädagoge ist. Als er seine Tochter als Solistin vorschlug, haben wir sehr gerne ja gesagt. Um so größer war unsere Freude, als sie sich bereit erklärte, mit uns zu musizieren.

    Der Kaisersaal des Klosters Wettenhausen, in welchem die letzten Konzerte des Juristenorchesters stattgefunden haben, steht ja derzeit für größere Veranstaltungen nicht zur Verfügung (wir berichteten).

    Wir haben uns vorgenommen, ausschließlich Benefizkonzerte zu veranstalten. Dieses Mal war die Idee, das Kloster Wettenhausen mit dem Erlös aus unserem Konzert zu unterstützen. Die Nachricht, dass wir nicht im Kaisersaal spielen können, hat uns schwer getroffen. Glücklicherweise haben Frau Wieberneit, Herr Ude vom Kloster Wettenhausen und Herr Putzke vom St.-Thomas-Gymnasium keine Mühe gescheut, einen Ersatz zu finden. Nun findet das Konzert im Thomassaal des Gymnasiums statt, was uns auch freut. Denn die Schule ist in unmittelbarer Nähe zum Kloster, sodass die Besucher nicht woanders hinfahren müssen. Unser Dank gilt allen, die zu dieser Lösung beigetragen haben.

    Das Interview führte Oliver Wolff

    Die Benefiz-Martinée des Deutschen Juristenorchesters unter der Leitung von Martin Lill findet am Sonntag, 29. September, um 11 Uhr im St.-Thomas-Gymnasium in Wettenhausen statt. Es werden Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Franz Strauss und Ludwig van Beethoven gespielt. Die Einnahmen gehen an das Kloster Wettenhausen.

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