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Kontroverse: Unverständnis über Papst-Boykott

Kontroverse

Unverständnis über Papst-Boykott

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    „Natürlich ist der Papstbesuch wichtig. Deutschland ist inzwischen ein Missionsland.“Wallfahrtsdirektor Dr. Wilhelm Imkamp
    „Natürlich ist der Papstbesuch wichtig. Deutschland ist inzwischen ein Missionsland.“Wallfahrtsdirektor Dr. Wilhelm Imkamp

    Landkreis Der Streit um den Auftritt von Papst Benedikt XVI. im Deutschen Bundestag beschäftigt auch Menschen in der Region. Mehr als 100 Abgeordnete von der SPD, den Grünen und der Linkspartei haben angekündigt, dass sie die Rede des katholischen Kirchenoberhaupts im Reichstag nicht anhören werden (wir berichteten). Nicht nur bei katholischen Geistlichen in der Region stößt das auf scharfe Kritik. „Ich finde das peinlich“, sagt der Seelsorger der Günzburger Stadtpfarrei St. Martin, Peter Seidel.

    Auch der evangelische Pfarrer Dr. Martin Diederich kann die Enttäuschung seiner katholischen Kollegen nachvollziehen. Er verstehe, dass Menschen dem Papst gegenüber kritisch seien. „Ich halte aber einen Boykott nicht für das richtige Mittel der Auseinandersetzung“, sagt der Burgauer Pfarrer. Dr. Diederich hat konkrete Erwartungen: „Ich hoffe, dass wir ökumenisch ein bisschen weiterkommen. Wenn das passiert, dann freue ich mich über den Papstbesuch.“

    Große Hoffnungen hegen Katholiken in der Region. Der Wallfahrtsdirektor von Maria Vesperbild, Dr. Wilhelm Imkamp, sagt: „Natürlich ist der Papstbesuch wichtig, Deutschland ist inzwischen ein Missionsland.“ Benedikt XVI. spreche in einer sehr vernünftigen und souveränen Weise Klartext. Imkamp ist wegen des Papstbesuches am kommenden Dienstag Gast in der Sendung „Menschen bei Maischberger“ (Beginn um 22.45 Uhr) und am Donnerstag in Berlin Teilnehmer bei einer Podiumsdiskussion mit JU-Bundesvorsitzendem Philipp Mißfelder. Der Prälat hat den Heiligen Vater bereits in den 70er-Jahren im Campo Santo Teutonico (Priesterkolleg) im Vatikan kennengelernt. „Er fiel schon damals durch eine natürliche Liebenswürdigkeit und Offenheit auf“, sagt Imkamp.

    In den Landkreis Günzburg kam der damalige Kardinal nach Informationen unserer Zeitung bisher nur ein einziges Mal – und das in Privatmission. Im Jahr 1990 an Ostern besuchte Joseph Ratzinger Maria Vesperbild und stöberte dabei auch in Imkamps Bibliothek. „Damals schloss er Freundschaft mit meiner Siamkatze Mimi“, erinnert sich Imkamp.

    In Vorfreude auf den Papstbesuch ist die Kreisvorsitzende der Christdemokraten für das Leben, Hildegard Regensburger: „Das ist ein Ereignis für Deutschland“, sagt die Ichenhauserin. Der Papst stehe voll hinter dem Leben – von den Anfängen bis zum Ende. Dekan Brauchle und Prodekan Seidel hoffen auf neue Impulse, die der Papst den Christen geben könne. „Die Menschen fragen, wie ihnen der Glauben helfen kann“, sagt Seidel. Der Kreissprecher der Grünen, Kurt Schweizer, verteidigt die Haltung seiner Partei. Der Offinger sieht Papst Benedikt nicht als Staatsoberhaupt, sondern als Vertreter der katholischen Kirche. „Wir sind für Toleranz, aber auch für die Trennung von Kirche und Staat“, sagt Schweizer, der selbst katholisch ist. Es habe bisher weder der Dalai Lama noch ein anderer Religionsführer im Bundestag gesprochen. "Bayern

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