Der rote BMW 335i ist schon zu hören, bevor man ihn sieht. Er „röhrt“ kurz, als er die Kurve der Stadtstraße fährt – und ist damit ein Fall für die Polizisten an der Kontrollstelle vor dem Optik- und Schmuckgeschäft. Der stellvertretende Chef der Burgauer Inspektion, Peter Hirsch, hält die Stop-Kelle hoch und zeigt dem Fahrer mit dem Finger, dass er auf einen der freigehaltenen Parkplätze steuern soll. Der junge Mann nimmt’s gelassen, während sich die Beamten seine sowie die Papiere des Wagens ansehen und das Auto genauer in Augenschein nehmen. Es ist alles in Ordnung, kurz darauf darf er weiterfahren.
Doch kaum, dass er weg ist, kommt ein Mann und bedankt sich bei den Polizisten. Er erzählt, dass der Wagen mindestens einmal am Tag hier vorbeifahre – und dabei so laut sei, dass seine Tochter regelmäßig erschrecke. Auf der Internetplattform Instagram habe der Fahrer sogar ein Video hochgeladen, „in dem er es knallen lässt“. Dass die Beamten nichts zu beanstanden hatten und der BMW daher wohl weiter hier vorbei kommt, begeistert ihn nicht, aber er dankt ihnen trotzdem nochmals für ihre Arbeit.
Bei einem Auto ist die Betriebserlaubnis erloschen
Genau wegen solcher Beschwerden der Bürger stehen sie hier an diesem Donnerstagabend. Auch im Stadtrat und den Ausschüssen wird thematisiert, dass aufgemotzte Fahrzeuge zu schnell und zu laut durch die Stadt brettern, was Anwohner zunehmend nervt. Gerade die Stadtstraße sei ein Schwerpunkt, ist zu hören, wo ab dem Stadttor Gas gegeben werde. Die Polizei will mit der Kontrolle ein Zeichen setzen, dass sie das nicht toleriert. Neben dem Aspekt des Tempos geht es auch um mögliche unerlaubte bauliche Veränderungen an
Während der rote BMW wieder fahren durfte, steht ein Auto desselben Herstellers aus der Reihe M Performance noch immer an der Kontrollstelle. Polizisten hatten es genau angeschaut, mit Taschenlampen in Auspuff und Räder geleuchtet und den Motorraum inspiziert, um zu erkennen, ob hier vielleicht etwas nicht passt. Die Fahrzeugpapiere sollen Aufschluss darüber geben, ob mögliche Veränderungen eingetragen sind. Es dauert einige Zeit, bis der Fahrer Gewissheit hat: Er darf nur noch bis zu seinem nahen Zuhause fahren – die Betriebserlaubnis ist erloschen.
90 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg
Die Polizei hat gleich mehrere Verstöße festgestellt: Dass der Wagen beispielsweise Halogenscheinwerfer hat und nun mit Xenonstrahlern fährt, ist da noch ein nachrangiges Problem. Vor allem geht es darum, dass die Rad-Reifen-Kombination so nicht eingetragen ist. Die Beamten hegen den Verdacht, dass hier etwas nicht vom Fachmann gemacht wurde und somit eine Gefahr von dem Auto ausgehen könnte. Würde der Mann nicht um die Ecke wohnen, müsste womöglich ein Abschlepper kommen. Aber das wäre angesichts der Entfernung nicht verhältnismäßig, erklärt ein Polizist.
Auf den Fahrer kommen ein Bußgeld von 90 Euro und ein Punkt zu, er muss baldmöglichst einen offiziellen Prüfer aufsuchen und die Veränderungen, sofern sie doch zum Fahrzeug passen, eintragen lassen – und dann auch noch bei der Polizei vorstellig werden.
Anwohnerin: "Der Auspuff kracht wie ein Gewehr"
Eine Frau, die gegenüber wohnt, schaut sich die Kontrollstelle interessiert an, und unterhält sich mit einer Nachbarin darüber. „Das ist super“, sagt Hildegard Kraus, sie freut sich über die Polizeipräsenz. „Ab 20, 21 Uhr liefern sich Autos hier oft Rennen, der Auspuff kracht wie ein Gewehr. Und kurz darauf kommen sie wieder hier vorbei.“ Die Fahrer wollten sich Leuten, die draußen in den Cafés sitzen, präsentieren. Mehr als 50 Jahre lebe sie hier und im Sommer habe sie gerne draußen gesessen, aber jetzt nicht mehr. „Man kann sich nicht unterhalten, so laut ist das.“
Leider erkenne sie die Kennzeichen nicht, sonst hätte sie die Polizei informiert. Die Beamten zu rufen, wenn hier gerast werde, bringe nichts, „bis sie da sind, sind die anderen weg“. Die Autos beschleunigten „wie die Irren“, wenn einer nicht direkt von der Straße komme, könne das in einem Unglück enden. Das bestätigt auch Nachbarin Annemarie Enzler. Wenn es nach den Frauen geht, dürfen die Polizisten täglich hier stehen.
31 Autos und acht Motorräder werden überprüft
An diesem Donnerstag tun das Beamte der Inspektion Burgau und der Operativen Ergänzungsdienste. Zudem wird an der Augsburger Straße das Tempo kontrolliert, die dort eingesetzten Polizisten fahren später Streife und halten Ausschau nach „interessanten“ Fahrzeugen. Ob es eine solche Aktion erneut gibt, hängt davon ab, ob das Zeichen schon gewirkt hat, sagt Hirsch.
Neben dem BMW ist auch bei zwei Motorrädern wegen Mängeln die Betriebserlaubnis erloschen, ansonsten wurden bei der Kontrolle zwischen 18 und 21 Uhr nur kleinere Dinge wie fehlende Rückblenden festgestellt, außerdem eine Alkoholfahrt. 31 Autos und acht Motorräder wurden überprüft. Gezeigt habe sich, „dass wir keine Tuner-, sondern eine Poserszene haben“. Dass sich die Aktion dort herumgesprochen hat, ist für Hirsch sicher.
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