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Kommunalwahl: Podiumsdiskussion: Das ist den Kandidaten wichtig für Burgau

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Podiumsdiskussion: Das ist den Kandidaten wichtig für Burgau

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    Frank Rupprecht (links), Vorsitzender der CWG, begrüßte die Gäste. Es moderierte Pfarrer Peter Gürth (rechts daneben). Und ihre Standpunkte stellten (daneben, von links) Konrad Barm (Freie Wähler), Martin Brenner (CSU), Martina Wenni-Auinger (für die SPD) und Eveline Kuhnert (Grüne) vor.
    Frank Rupprecht (links), Vorsitzender der CWG, begrüßte die Gäste. Es moderierte Pfarrer Peter Gürth (rechts daneben). Und ihre Standpunkte stellten (daneben, von links) Konrad Barm (Freie Wähler), Martin Brenner (CSU), Martina Wenni-Auinger (für die SPD) und Eveline Kuhnert (Grüne) vor. Foto: Bernhard Weizenegger

    Gleich zwischen vier Bewerbern um das Amt des Bürgermeisters können die Burgauer am 15. März wählen – und das Interesse daran ist groß. So reichten bei der von der CWG organisierten Podiumsdiskussion am Mittwochabend in der Kapuziner-Halle die Stühle nicht, einige Besucher mussten die Veranstaltung im Stehen verfolgen. Als Moderator hatte die Christliche Wählergemeinschaft Burgaus evangelischen Pfarrer Peter Gürth gewonnen, er ist qua Amt zur parteipolitischen Neutralität verpflichtet. Und so führte er zwei Stunden lang durch den in mehrere Themenblöcke aufgeteilten Abend.

    Zunächst ging es aber darum, was die vier eigentlich ausmacht. Amtsinhaber Konrad Barm (Freie Wähler) blickte auf das zurück, was in den 18 Jahren seiner bisherigen Zeit als Bürgermeister erreicht worden sei. Dazu zählen die Kapuziner-Halle, die Sanierung des Freibads, der Bau des Eisstadions oder der Umbau des Schlosses. „Auf mein Wort kann man sich verlassen“, betonte er in seiner Vorstellung.

    Sein Stellvertreter, Zweiter Bürgermeister Martin Brenner (CSU), bekleidet dieses Amt seit 2014. Das Leben sei zu kurz für „irgendwann“, sagte er, es sei jetzt Zeit für eine Veränderung. Konrad Barm habe zwar gute Dinge getan, aber er sei mit ihm auch nicht immer einer Meinung.

    Martina Wenni-Auinger tritt für die SPD an, ihre Familie sei seit Generationen in Burgau verwurzelt. Sie selbst habe das städtische Archiv aufgebaut, das Museum im Schloss neu konzipiert und einiges zur Stadtgeschichte geschrieben. Sollte sie Bürgermeisterin werden, wäre das für sie „mehr als ein Job“.

    Das Interesse an der Veranstaltung war sehr groß.
    Das Interesse an der Veranstaltung war sehr groß. Foto: Bernhard Weizenegger

    Und Eveline Kuhnert (Bündnis 90/Die Grünen) lebt seit Anfang 2018 in Kleinanhausen. Die Berlinerin ist mit einem Burgauer verheiratet und sei deshalb in den vergangenen Jahren oft in der Stadt gewesen, bevor sie mit der Familie herzog. Der Vater ihres Mannes sei 30 Jahre lang Polizist in Burgau gewesen, sie selbst spielt in der Unterknöringer Musikkapelle. Die Zeit sei nicht nur in der Stadt reif für Veränderungen, mit den bisherigen Strukturen komme man nicht mehr weiter.

    Zu den Themenkomplexen sagten die Kandidaten folgendes, in der Reihenfolge der Antworten wechselten sie sich ab:

    Das sagen die Kandidaten zu ihrem Leitbild für Burgau

    Brenner: Die Stadtentwicklung könne man nur mit den Bürgern anpacken. Es brauche genauso bezahlbaren Wohnraum wie neue Gewerbegebiete, aber auch Flächen für den Hochwasserschutz und die Nachverdichtung. Er wolle eine lebendige Innenstadt, einen barrierefreien Ausbau der Wege und des Bahnhofs. Dieser sei das Gesicht der Stadt. „Hier müssen wir dringend etwas machen, eventuell müssen wir einen Aufzug einbauen.“ Auch für das Schlossnebengebäude brauche es ein Konzept, man müsse sich grundsätzlich überlegen, welche Gebäude man in der Stadt erhalten wolle. Die Sicherung der Nahversorgung stehe auch auf der Agenda.

    Wenni-Auinger: Kulturelle, ökologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte sind ihr wichtig. Es solle in der Stadt „nicht irgendwie“ laufen, sondern man müsse Probleme anpacken. Dazu gehöre auch, die Kreuzung an der Buchhandlung Pfob sicherer zu machen und dafür nicht erst auf das verschobene Verkehrsgesamtkonzept zu warten. „Muss hier erst etwas passieren?“ Burgau befinde sich „in einem Dornröschenschlaf“, man werde von allen umliegenden Kommunen überholt. Es mangele an innovativen Ideen. Vielleicht wolle man sie auch gar nicht, weil sie Arbeit bedeuten. Es gebe bereits eine gute Kinderbetreuung und gute Schulen, aber angesichts einer wachsenden Stadt müsse man auch über eine Grundschulerweiterung nachdenken. Ebenso brauche man eine gute medizinische Versorgung und ein gutes kulturelles Angebot.

    Auch auf der Empore saßen die Bürger.
    Auch auf der Empore saßen die Bürger. Foto: Bernhard Weizenegger

    Kuhnert: Sie hat noch den Blick von außen. Es gebe viele nette Ecken, die man aber wegen des hohen Verkehrsaufkommens nicht genießen könne. „Als Fußgängerin fühle ich mich hier nicht wohl.“ Man müsse mehr für Fahrradfahrer tun und Treffpunkte mit Grün schaffen. „Es braucht einen Park“, und der Bahnhof sei „peinlich“.

    Barm: Da sich alle Bewerber in Burgau wohlfühlten, könne seine Arbeit so schlecht nicht sein, meinte der Bürgermeister. Er wolle alle Bevölkerungsgruppen im Blick haben und die Wirtschaft weiter ausbauen. Auch der Hochwasserschutz werde ein Thema bleiben. Für Radfahrer und Fußgänger habe man viel getan, wenngleich noch vieles zu tun sei. Überlegungen für einen Stadtpark gebe es auf den Angerwiesen, die als Retentionsflächen vorgesehen seien.

    Das sagen die Kandidaten zum Thema Wohnraum

    Wenni-Auinger: Es fehle hier der politische Konsens. Es sei falsch gewesen, dass der Stadtrat einen Gewerbe-Wohnen-Mix auf dem ehemaligen Gärtner-Areal abgelehnt hat, weil es der Investor so wollte. Es brauche generell ein Konzept, wo man nachverdichtet und wo neue Wohngebiete ausgewiesen werden. Die Öffentlichkeit müsse dabei eingebunden werden. Man lasse mitten in der Stadt Gebäude entstehen, die nicht ins Bild passten, dabei sei das Stadtbild das Kapital Burgaus. Nur mit einem Bebauungsplan bekomme man ein Mitspracherecht. Und allein in den Stadtteilen neue Wohngebiete zu entwickeln, ohne die Einwohner zu befragen, könne nicht die Lösung sein, denn so werde auch das Dorfbild zerstört.

    Kuhnert: Auch sie hat kein Verständnis für die Entscheidung in Sachen Gärtner-Areal. Wenn man die Wirtschaft entwickeln wolle, müssten die Beschäftigten irgendwo wohnen. So könne es nicht sein, dass das Therapiezentrum Pflegekräfte im Ausland anwerbe und nicht wisse, wo man die Leute unterbringt. Die Stadt müsse Flächen vorhalten und mit Investoren entwickeln.

    Die Diskussion lief sehr sachlich ab.
    Die Diskussion lief sehr sachlich ab. Foto: Bernhard Weizenegger

    Barm: Man könne als Kommune viel tun, aber auch nicht alles, schließlich müsse man sich nach Recht und Gesetz richten. Die Nullzinspolitik werde man nicht beeinflussen, und dass viele aus den teuren Ballungsräumen nach Burgau ziehen, sei eine Tatsache. Man werde wohl nicht drumherum kommen, eine neue Wohnbaugesellschaft in Burgau zu gründen.

    Brenner: Gerade der Wohnungsmarkt zeige, dass die Stadt nicht abgehängt werde, sondern für viele sehr attraktiv sei. Es gebe zwar viele leere Flächen, die man entwickeln könnte, aber die nicht in städtischer Hand seien. „Wir können ja nicht einfach enteignen.“ Auch könne man nicht einfach Investoren verschrecken, indem man zu restriktive Auflagen macht. Aber ein kommunales Leerstandsmanagement auch für Wohnraum wäre sinnvoll.

    Das sagen die Kandidaten zum Thema Verkehr

    Kuhnert: Sie sei „nicht autofeindlich“, betonte die Kandidatin, aber der Durchgangsverkehr und die Geschwindigkeit müsse verringert werden. Sie plädierte für Tempo-30-Zonen in Wohngebieten – Schilder allein genügten dafür aber nicht. Auch müsse sich die Stadt im Zuge des Ausbaus der Bahnstrecke dafür einsetzen, bessere Verbindungen zu bekommen. Zudem sei der Flexibus nicht flexibel genug. Sichere Radwege, ein Angebot an Leihrädern und gewissermaßen ein Bewerben der Umgehung sind weitere Ideen.

    Barm: Der Bürgermeister findet den Flexibus flexibel, auch gebe es eine direkte Zugverbindung nach Günzburg. Man überlege, weiteren Verkehr aus der Stadt herauszubekommen, aber man könne nicht überall Tempo-30-Zonen schaffen. So sei das etwa für die Stadtstraße erneut abgelehnt worden.

    Pfarrer Peter Gürth hatte die Sympathien auf seiner Seite.
    Pfarrer Peter Gürth hatte die Sympathien auf seiner Seite. Foto: Bernhard Weizenegger

    Brenner: Es bringe nichts, Insellösungen zu schaffen. Man brauche ein Konzept – infolge dessen man sich überlegen müsse, ob man eine Verkehrsberuhigung der Innenstadt wolle oder nicht. Gefährliche Stellen müsse man aber sofort anpacken. Eine bessere Zugverbindung nach Augsburg und Ulm sei durchaus wichtig, ebenso wie ein besserer Flexibus und weitere Radwege.

    Wenni-Auinger: Auch sie forderte ein Gesamtkonzept mit Tempolimits, Einbahnstraßen und einer neuen Verkehrsführung. Klar sei aber auch: Wenn man weiteren Wohnraum schaffe, werde der Verkehr zwangsläufig zunehmen.

    Das sagen die Kandidaten zum Zusammenleben in Burgau

    Barm: Es gebe ein gutes Miteinander in Burgau, die Stadt sei attraktiv für alle. Freiwillige Leistungen – der ehemalige Stadtkämmerer Friedrich Steinle hatte kritisiert, dass man zu viel in diese statt in die Pflichtaufgaben wie Leitungen oder Straßen investiert habe – wie das Eisstadion oder die Kulturangebote förderten das Zusammenleben durchaus.

    Brenner: Das sah auch er so. Und bei Festen packten alle an. Aber flexiblere Kinderbetreuungszeiten und ein betreutes Wohnen zu Hause sind ihm auch wichtig. Die neu geregelte Vereinsförderung trage ebenso zu einem guten Miteinander bei.

    Wenni-Auinger: Für die Jugend werde nichts mehr getan, der V-Markt-Parkplatz sei seit der Schließung des Jugendtreffs der neue Versammlungsplatz. Auch wenn sie in Vereinen seien – sie wollten sich auch abseits davon treffen. Bestimmte Gruppen in der Stadt lasse man alleine. So habe sie in der Weihnachtszeit erlebt, dass jemand nicht wusste, wie er seine sechs Kinder ernähren soll. Man dürfe nicht nur für Ältere etwas tun, sondern müsse alle im Blick haben.

    Kuhnert: Eine transparente Stadtratsarbeit ist ihr wichtig. Und da könne man die Jugendlichen mit einem Jugendrat einbinden. Barrierefreie Wege, eine Mobbingprävention und Lieblingsorte sind weitere Dinge, die sie umsetzen will.

    Antworten auf Fragen der Bürger

    Neben dem weiteren Thema Klima, das allen wichtig ist, gingen die Kandidaten auch auf Fragen der Bürger ein. Beispielsweise ging es um die ärztliche Versorgung, für die sich alle einsetzen möchten, und ein Parkhaus: Hier sahen alle derzeit keinen Bedarf. Aber auch der Motorsportplatz wurde angesprochen.

    Konrad Barm findet die Entscheidung dafür richtig, Martin Brenner ebenfalls, Martina Wenni-Auinger sieht nur die fehlende Einbindung der Bürger als Problem und Eveline Kuhnert ist strikt dagegen. Auch die Stadtentwicklung war ein weiterer Punkt, vor allem in Form der seit Jahren leerstehenden ehemaligen Mädchenschule am Kirchplatz. Der Bürgermeister sagte, wegen Auflagen des Denkmalschutzes gehe hier derzeit leider nichts voran, aber der Eigentümer wolle nach wie vor etwas tun. Zudem werde die Stadt, wenn der Rat denn dafür stimmt, die alte Stadtwirtschaft kaufen und das Gebäude entwickeln.

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