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Kommunalwahl: AfD: Mannes wartet vergeblich auf Meuthen

Kommunalwahl

AfD: Mannes wartet vergeblich auf Meuthen

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    Tritt als Landratskandidat für seine Partei AfD an und will am 15. März gut abschneiden: Gerd Mannes.
    Tritt als Landratskandidat für seine Partei AfD an und will am 15. März gut abschneiden: Gerd Mannes. Foto: Bernhard Weizenegger

    Die Hoffnung der Alternative für Deutschland ( AfD ) war groß, im Landkreis in verschiedenen Kommunen mit Listen anzutreten. Dort, „wo es möglich ist“, wollte man auch Gemeinderats- und Bürgermeisterkandidaten stellen. Offenbar war es nirgendwo möglich. Gerd Mannes , Landtagsabgeordneter aus Leipheim-Riedheim, der zugleich schwäbischer Bezirksvorsitzender und stellvertretender Landesvorsitzender seiner Partei ist, erklärt warum: Eine Kandidatur sei vor Ort mit Nachteilen verbunden, die AfD-Kommunalpolitiker zu erwarten hätten, wenn sie sich als solche „outen“. Nicht umsonst träten lediglich vier Mitglieder des achtköpfigen Kreisvorstandes in Erscheinung.

    Gereicht hat es damit im Landkreis Günzburg zu einer Kreistagsliste (20 Bewerber bei insgesamt 60 zu verteilenden Plätzen, jeder dreimal aufgeführt) und zu dem Landratskandidaten Mannes .

    Der Einzug gilt als nahezu sicher

    Dass die AfD erstmals in den kommenden Kreistag einzieht, gilt als nahezu sicher. Eine Fünf-Prozent-Hürde gibt es nicht. Und das Potenzial – nimmt man die vorherigen Ergebnisse der Wahlen auf Landes-, Bundes- und Europaebene zum Maßstab – liegt ohnehin im zweistelligen Bereich.

    Jetzt hatte sich Mannes am Freitag noch Unterstützung von Jörg Meuthen in Günzburg erhofft. Doch der Bundessprecher der AfD und Europaabgeordnete ist seit drei Wochen schwer erkrankt, wie er Mannes mitteilte. Sein Arzt habe ihm ein Auftrittsverbot erteilt.

    Demonstration ist abgesagt worden

    Die Absage des prominenten Parteifreundes erreichte den Leipheimer Landtagsabgeordneten am späten Dienstagvormittag. Er ist nun auf der Suche nach Ersatz. Die Veranstaltung finde mit anderen Rednern statt, hieß es am Abend. Eine Demonstration des Bündnisses „ Günzburg hilft“, die unter dem Motto „Leuchtend bunt statt braun“ organisiert werden sollte, wurde am Dienstag abgesagt, weil Meuthen nicht kommt.

    Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Günzburger Kreistag , Gerd Olbrich , stufte Mannes ’ AfD unlängst öffentlich als „gefährlich“ für die Demokratie ein. Landratskandidat Mannes entgegnet, dies offenbare die Verzweiflung, die sich bei der SPD im Landkreis Günzburg wegen der schlechten Umfrageergebnisse breitgemacht habe. Die AfD sei nicht Ursache, sondern Wirkung einer verfehlten Politik. Die

    Er betrachtet sich als vernünftigen Vertreter seiner Partei

    Wie steht es denn um das Selbstverständnis von Gerd Mannes ? Der AfD-Politiker sieht sich als „vernünftigen“ Vertreter seiner Partei – und er findet: „Ich bin fleißig.“ Als Beleg führt er zwei Zahlen an: 2019 habe er 214 Anfragen im Parlament gestellt. Und er habe 25 Reden gehalten – so viele wie keiner seiner AfD-Kollegen im Landtag. „Herr Sauter hat im Landtag übrigens gar nicht geredet“, merkt er als Spitze gegen den langjährigen CSU-Landtagsabgeordneten und Günzburger CSU-Kreisvorsitzenden an.

    Journalisten, die aus dem Landtag regelmäßig berichten, betrachten den Politiker als einen von wenigen seiner Fraktion, mit denen man vernünftig reden könne. Mannes sieht für seine Farben im Landtag noch „Luft nach oben“. Die Fraktion bezeichnet er als „zusammengewürfelten Haufen“, der sich nach wie vor noch finden müsse. Erfahrungen mit dieser „Parlamentsmaschinerie“ habe ja niemand gehabt.

    Mannes war nicht da, als Knobloch sprach

    Am 23. Januar 2019 hatte die Mehrzahl der AfD-Abgeordneten den Plenarsaal aus Protest verlassen. Anlass war die Rede der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch , während einer Gedenkveranstaltung im Landtag für die Opfer des Nationalsozialismus . Knobloch hatte die AfD in ihrer Rede scharf kritisiert.

    Mannes gehörte seinerzeit nicht zu denjenigen, die auszogen. Er war erst gar nicht anwesend, weil er sich kurzfristig auf seine Rede am Nachmittag zum „Digitalpakt Schule“ vorbereiten musste. „Die Zukunft meiner Kinder ist mir wichtiger“, begründet der Politiker rückblickend sein Fernbleiben von damals. Das sei eine reine Frage von professioneller Priorisierung gewesen.

    Racketes Darstellung findet er "lustig"

    Gerd Mannes ist in sozialen Netzwerken nicht durch eigene außergewöhnliche Posts als Rechtsradikaler aufgefallen. Mit sogenannten Emojis (Piktogrammen, die eine bestimmte Aussage transportieren) hat er aber auf Beiträge anderer geantwortet. So reagierte er beispielsweise in seinem Facebook-Auftritt auf einen Post, der die deutsche Kapitänin Carola Rackete zeigt, die Flüchtlinge aus Seenot gerettet hat.

    Mannes setzt ein Emoji-Gesicht, das für „lustig“ steht. Rackete hebt dabei ihren rechten Arm, sodass der Anschein eines Hitler-Grußes erweckt wird. Mannes empfand das nach eigenen Worten als „Satire“.

    Dem AfD-Politiker gefällt ein spezielles Autokennzeichen

    In einem öffentlich nicht oder nicht mehr zugänglichen Instagram-Account eines Nutzers, dem Mannes folgt, wird ein Auto mit dem Kennzeichen „CHA-Z 1488“ abgebildet. Mannes hat dieses Foto geliked („Gefällt mir“; das ist der Daumen nach oben). Dazu muss man wissen: „14“ steht für die „Fourteen Words“ („Vierzehn Worte“) des amerikanischen Rechtsextremisten David Lane . Ins Deutsche übersetzt sind es nur 13 Worte. Sie lauten: „Wir müssen den Fortbestand unseres Volkes und eine Zukunft für weiße Kinder sichern.“

    Die „88“ steht für Lanes, 88 Grundsätze – oder eben auch für den achten Buchstaben im Alphabet, das „H“. In der rechtsextremistischen Szene ist dies ein weitverbreitetes Synonym für den verbotenen Hitlergruß „Heil Hitler“. Und das CHA-Z (CHA ist der Landkreis Cham ) wird mit entsprechender Betonung wie „KZ“ ausgesprochen – die Abkürzung für Konzentrationslager. Mannes hat das, während eines Redaktionsbesuchs darauf angesprochen, zunächst als „Verschwörungstheorie“ abgetan. Dass man die Buchstabenkombination als „KZ“ interpretieren könne, sei ihm bis dahin nicht in den Sinn gekommen, sagte er außerdem.

    Eine "Gedankenlosigkeit"

    Allerdings wurde er durch den Post von mindestens einem Vertreter einer anderen politischen Partei in der Vergangenheit darauf aufmerksam. Schließlich sprach er von „Gedankenlosigkeit“ entweder seines Mitarbeiters, der in sozialen Netzwerken für ihn tätig ist, oder von ihm. Genau könne er das nicht mehr zuordnen. Selbst lehnt es der AfD-Landtagsabgeordnete strikt ab, „mit Nationalsozialismus in irgendeiner Form in Verbindung gebracht zu werden“. Hier würden außerdem zwei von tausenden Posts und Klicks im Internet herausgepickt. Facebook & Co. machten nur einen kleinen Teil von Mannes ’ politischen Aktivitäten aus. „Hauptarbeit sind und bleiben Reden im Landtag.“

    Und es findet sich auch das auf Mannes ’ Facebook-Account: ein schwarzer Hintergrund, auf dem eine Kerze abgebildet ist – Zeichen der Trauer und des Mitgefühls von Gerd Mannes mit den Opfern des Anschlags in Hanau .

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