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Kommentar: Verzwickte Corona-Lage im Landkreis Günzburg: Alles auf den Tisch!

Kommentar

Verzwickte Corona-Lage im Landkreis Günzburg: Alles auf den Tisch!

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    Das Landratsamt hält sich ziemlich bedeckt zu Details der Corona-Inzidenz im Landkreis Günzburg.
    Das Landratsamt hält sich ziemlich bedeckt zu Details der Corona-Inzidenz im Landkreis Günzburg. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Während in umliegenden Landkreisen Biergärten und Geschäfte offen sind, ist im Kreis Günzburg lange kein wesentlich normaleres Leben in Sicht gewesen. Zwar ist für die Bürger in erreichbarer Nähe ein kühles Getränk im Freien oder ein Einkaufsbummel möglich, indem sie etwa in den Kreis Augsburg oder Richtung Neu-Ulm/Ulm fahren - dasselbe ist das aber nicht. Gastronomen und Gewerbetreibende im eigenen Landkreis haben davon auch nichts. Die Ungeduld angesichts der gerade nicht beständig sinkenden Corona-Inzidenz, die zumindest am Feiertag und am Freitag endlich wieder unter 100 fiel, nimmt spürbar zu. Die Frage nach dem "Warum" wird immer häufiger gestellt. Also: Warum?

    Das Landratsamt ist die entscheidende Behörde für die Antwort. Doch je häufiger man auf der Suche nach Gründen insistiert, umso häufiger war zuletzt von einem "diffusen Geschehen" die Rede. Eine Aussage, die nichts aussagt. Zwar wird betont, die Kontakte der Infizierten nachverfolgen zu können und somit die Lage im Griff zu haben. Doch wo ist der Unterschied zu Großstädten wie Augsburg oder München, wo auf wesentlich engerem Raum wesentlich mehr Menschen leben und die Inzidenz doch so niedrig geworden ist, dass sich das Leben weitgehend normalisiert hat?

    Sind die Menschen im Landkreis Günzburg unvernünftiger als woanders?

    Auch darauf gibt es keine befriedigende Antwort. Der Privatbereich sei das Problem. Sind die Menschen im Kreis Günzburg also so viel unvernünftiger als woanders? Wenn man sich etwa in Augsburg umschaut, wo auf zentralen Plätzen die Vorschriften auch keine Rolle mehr zu spielen scheinen, ist das eher abwegig, und auch das Landratsamt verneint das. Nachrichten von Lesern an unsere Redaktion erwecken zwar diesen Eindruck, und als Reaktion kommt von anderen dann der Vorwurf des Denunziantentums. Doch beides greift zu kurz.

    Hans Reichhart ist der Landrat des Landkreises Günzburg.
    Hans Reichhart ist der Landrat des Landkreises Günzburg. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Wie so oft wäre es am besten, wenn man miteinander spricht. Da sind Menschen, die verständlicherweise kein Verständnis für die haben, die allen anderen durch ihr egoistisches Verhalten den Weg in die Normalität erschweren, wenn sie sich nicht an die Spielregeln halten - Kontrollen und Sanktionen etwa durch die Polizei sind nach wie vor wichtig. Aber da sind auch diejenigen, die womöglich bereits von Corona genesen oder vollständig geimpft sind und für die somit die Kontaktbeschränkungen nicht mehr gelten.

    Corona: "Diffuses Geschehen" bitte aus dem Wortschatz streichen

    Der einzige Weg aus der Sackgasse ist größtmögliche Transparenz - auch um zu verhindern, dass noch mehr Gerüchte in Umlauf kommen, die schon bald die Stimmung auf gefährliche Weise überhitzen lassen. Gut, dass zumindest durch die am Freitag verkündeten weiteren Lockerungen in Bayern und das absehbare Auslaufen der Bundesnotbremse schon jetzt der Druck etwas sinken kann.

    Nur durch Transparenz lässt sich der zunehmende, verständliche Unmut der Bürger befrieden. Nur so lässt sich vielleicht noch ein Stückchen Akzeptanz für Vorschriften aufrechterhalten. Und nur so sinkt das Vertrauen in die Behörden hoffentlich nicht noch weiter. Auch wenn es bei vielen dafür schon zu spät sein mag. Deshalb: Bitte alles von sich aus ohne ständigen Druck öffentlich machen. Und das "diffuse Geschehen" aus dem Wortschatz streichen.

    Lesen Sie dazu:

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