Es ist wahrlich keine kleine Summe: Einen Fehlbetrag von gut 1,4 Millionen Euro hat der Günzburger Kreisverband des Roten Kreuzes angehäuft – und das ist erst die vorläufige Berechnung. Kein Wunder, dass man unter Beobachtung steht und sich der Landesverband genau anschaut, was an der Günzburger Parkstraße, dem Sitz der Organisation im Landkreis, entschieden wird.
Angesichts dessen bricht sich unwillkürlich der Reflex Bahn, den Wunsch des neuen Geschäftsführers nach einem Neubau in direkter Nachbarschaft zu Kreisklinik und Bezirkskrankenhaus als völlig überzogen abzutun. Doch das wäre zu kurzsichtig – aus mehreren Gründen.
Die Pläne jetzt umzusetzen wäre der richtige Zeitpunkt
Die Pläne für dieses Projekt liegen schon seit Jahren in der Schublade. Es wäre genau das richtige Signal, sie gerade jetzt zu verwirklichen. Zwar trifft es Daniel Freuding auf den Punkt, wenn er sagt, dass die 600.000 Euro für die Sanierung und Erweiterung am bisherigen Standort „für die Tonne“ waren. Aber die Entscheidung dazu hatte nicht er getroffen, sie fällt in die Zeit des mittlerweile entlassenen Geschäftsführers Werner Tophofen. Der Vorstand hatte offenbar auch nicht richtig hingeschaut, wie sich der Kreisverband entwickelt und dass dieses Projekt alles andere als der große Wurf war.
Freuding geht auch einen anderen Weg als sein direkter Vorgänger Mathias Wenzel, der das BRK im Landkreis über ein rigoroses Sparprogramm wieder auf Kurs bringen wollte. Damit und mit seinem Umgangston hatte er für Verunsicherung, bei manchem gar für Schrecken gesorgt. Der „Neue“ hingegen will die Menschen mitnehmen, sie begeistern, und das Rote Kreuz neben einem effektiven Ausgaben-Management mit Investitionen wieder zu dem machen, was es mal war.
Es braucht eine funktionierende Rettungswache
Dazu gehören zwangsläufig Arbeitsbedingungen, die zeitgemäß sind, gerade in Zeiten eines Mangels an qualifiziertem Personal. Eine Rettungswache, in der beispielsweise die Stromversorgung für die Fahrzeuge zusammenbricht, ist das genaue Gegenteil davon. Zu viele Firmen und Institutionen machen den Fehler, sich kaputt zu sparen und dann aus dieser Spirale nicht mehr oder viel zu spät heraus zu kommen, die Deutsche Bahn mag da als gängiges Beispiel dienen.
Dass das Rote Kreuz versucht, eben mit Investitionen den Teufelskreis zu durchbrechen, erscheint als der bessere Weg – zumal ein Verkauf des Filetgrundstücks an der Parkstraße die Finanzen des Kreisverbands zumindest deutlich verbessern sollte. Auch die Variante, den Neubau nur zu mieten, ist unter den Vorzeichen wohl sinnvoll.
Es bleibt zu hoffen, dass dieses Jahr der (wirtschaftliche) Umschwung gelingt, sodass das Projekt Zustimmung findet – und das vorgesehene Grundstück überhaupt noch verfügbar ist.
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