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Kommentar: Bauprojekte bei der Bahn: Der Fernverkehr ist nicht alles

Kommentar

Bauprojekte bei der Bahn: Der Fernverkehr ist nicht alles

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    Wo fahren die Schnellzüge künftig entlang auf dem Weg von Ulm nach Augsburg?
    Wo fahren die Schnellzüge künftig entlang auf dem Weg von Ulm nach Augsburg? Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Über die Deutsche Bahn wird gerne geschimpft. Unpünktlich, unzuverlässig, unverschämt teuer. Und ans Ziel kommt man zu oft nur über Umwege. Wer sich aber den gestrigen Freitag vor Augen führt, sieht: Mit dem Auto ist man auch nicht unbedingt schneller. Nach einem schweren Unfall war die A8 in Höhe der Rastanlage Edenbergen über Stunden gesperrt, der Verkehr staute sich über eine lange Strecke zurück, die Umleitungsrouten waren hoffnungslos überlastet. Wer da einen Termin hatte und Richtung München musste, hatte schlicht Pech. Egal, ob man also mit dem Wagen oder dem Zug unterwegs ist, vor Problemen ist man nirgends sicher.

    Vieles, was bei der DB nicht funktioniert, ist allerdings hausgemacht – in letzter Instanz von der Politik. Denn um die ehemalige Bundesbahn auf Profit für einen Börsengang zu trimmen, wurde auf Teufel komm raus gestrichen, was die frühere Behörde über Jahrzehnte weitgehend störungssicher gemacht hatte. Das einstige Motto war beispielsweise: „Alle reden vom Wetter. Wir nicht.“ Wenn heute der Winter kommt, würde man sich wünschen, es gäbe sie noch, die Bundesbahn. Wobei man nicht verhehlen darf, dass auch zu ihren Zeiten schon damit begonnen wurde, sich selbst zu schwächen. Stichwort: Streckenstilllegungen. Aber in großem Stil wurde erst nach der Privatisierung an Mensch und Material gespart.

    In maximal 27 Minuten von Ulm nach Augsburg

    Inzwischen hat man erkannt, dass dies ein kapitaler Fehler war, der sich nicht von heute auf morgen beheben lässt und daher das System Bahn noch über eine lange Zeit hinweg schwächen wird. Aber immerhin: Es wird investiert. In neue Mitarbeiter, in neue Technik, in neue Strecken – und in den „Deutschlandtakt“. Nicht mehr als 27 Minuten soll der ICE von Ulm nach Augsburg brauchen, die großen Städte der Republik sollen so verbunden werden, dass das Flugzeug im Inland überflüssig wird. Wie das hier zu schaffen ist, ob mit einer neuen Trasse oder einem Ausbau der Bestandsroute, wird gerade untersucht. Dass die Deutsche Bahn dabei die direkt Betroffenen, die Bürger, einbinden will, ist eine gute Entscheidung. Denn die Erfahrung lehrt: Wer mitreden durfte, tut sich anschließend schwerer, über das Ergebnis zu meckern.

    Egal, wie die Entscheidung ausfällt: Wichtig ist, dass die Bahn wieder attraktiver wird – und nicht nur im Fernverkehr. Denn wer beispielsweise von Mindelaltheim nach Günzburg zur Arbeit fährt, tut das nicht im ICE. Zu sehr wird nach wie vor auf die Großprojekte wie Stuttgart 21 geschaut, viel zu wenig auf den Regionalverkehr. Auch hier muss ein Umdenken einsetzen. Denn was nützt der „Deutschlandtakt“, wenn man nur schwer zum Fernverkehrsbahnhof kommen kann?

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