Millionen von Zuschauern haben am Mittwochabend den mysteriösen Fall von Constantin Popa in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ gesehen. Der 30-jährige Rumäne ist wie berichtet Anfang des Jahres in Kötz verschwunden. Während die Polizei zu Beginn von einem reinen Vermisstenfall ausgegangen ist, hat sich das inzwischen geändert. Dennis Kramer von der Kripo Neu-Ulm sagte während der Sendung, dass alles für ein Verbrechen spreche. Ein Tötungsdelikt gilt als sehr wahrscheinlich. Die Ermittler haben auch ein mögliches Motiv entdeckt.
Popa ist am 31. Januar dieses Jahres spurlos verschwunden. Wenige Monate zuvor kam er über eine Zeitarbeitsfirma aus seiner rumänischen Heimat nach Deutschland. Er wohnte in einer Unterkunft in Großkötz, gearbeitet hat er im Günzburger DHL Frachtzentrum südlich der A8. Den viereinhalb Kilometer langen Weg von seiner Wohnung zur Arbeitsstelle ging er jeden Tag zu Fuß. Bei seinen Kollegen und Vorgesetzten galt er als beliebt, sie beschreiben ihn als zuverlässig und zurückhaltend.
Kötz: Constanin Popa wollte sich irgendwann ein Haus in Rumänien kaufen
Wie die Ermittler in dem mehrminütigen Fernsehbeitrag mitteilen, beklagte er sich nie und packte überall dort mit an, wo Hilfe benötigt wurde. Sein Lebenstraum sei ein Haus in Rumänien gewesen. Um sich dies irgendwann einmal leisten zu können, ging er sparsam mit seinem Einkommen um.
Der junge Mann hatte kaum soziale Kontakte und führte ein sehr einsames Leben im Landkreis Günzburg. Am Freitagnachmittag des 31. Januars ist er verschwunden. Nach Angaben der Polizei hat er seine Wohnung in Großkötz gegen 13 Uhr verlassen, um wie gewohnt zur Arbeit zu gehen – dort kam er jedoch nie an.
Am 2. Februar wurde er als vermisst gemeldet, am 6. Februar fand ein Arbeitskollege den Rucksack des verschwundenen – einen auffällig transparent-gelben Rucksack mit der Aufschrift „Deutsche Post DHL Group“. Dieser hing an einem Baum an der Günz, genauer gesagt am Mühlweg zwischen Groß- und Kleinkötz. Darin befanden sich all seine wichtigen persönlichen Gegenstände – Ausweis, Bargeld und das Handy. Die Ermittler können einen Raub demnach ausschließen.
Großeinsatz der Polizei im Bereich Kötz
Anfang Februar gab es einen großen Sucheinsatz. Die Gegend um Kötz wurde von Polizei, Feuerwehren, Rettungsdiensten und der DLRG durchkämmt. Auch mit einem Polizeihubschrauber, Suchhunden und einem Polizeitaucher wurde der Bereich abgesucht – aber Popa blieb bis jetzt verschwunden. Die Ermittlungsgruppe „Rucksack“ wurde zur Klärung des Falls eingerichtet.
Diese hat nun herausgefunden, dass Geld mit dem möglichen Tötungsdelikt zu tun haben könnte. Ein Zimmergenosse Popas habe einige Wochen vor dessen Verschwinden bemerkt, wie der 30-Jährige einer unbekannten Person Geld geliehen habe. Popa vertraute sich – so ist in dem Fernsehbeitrag zu sehen – danach einem Arbeitskollegen an und fragte ihn nach Rat. Was solle er tun, wenn jemand Geld geliehen habe, dieses aber nicht mehr zurückzahlen möchte?
Der Kollege riet ihm, zur Polizei zu gehen. Ob diese Beobachtung etwas mit dem Verschwinden Popas und einem wahrscheinlichen Tötungsdelikt zu tun hat, sei möglich. Wie viel Geld der 30-Jährige dem Unbekannten geliehen hat, dazu möchte sich Dominic Geißler, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, nicht äußern.
Nach Aktenzeichen XY... ungelöst: Bisher nur wenige Hinweise
Seit der Ausstrahlung des Falls haben sich mehrere Personen telefonisch bei der Polizei gemeldet. Bis Donnerstagnachmittag sind laut Geißler nur sehr wenige Hinweise eingegangen: „Es ist nichts dabei, das weitere Ermittlungsansätze eröffnet hat. Der entscheidende Hinweis fehlt bisher noch.“ Seiner Meinung nach gehen unmittelbar nach der Sendung am meisten Anrufe ein und lasse sukzessive nach. Geißler gibt sich positiv, was die Aufklärung des Falls betrifft: „Wir haben in den vergangenen Monaten so viel Arbeit reingesteckt und jetzt hoffen wir, dass sich wichtige Zeugen melden.“ Denn in einem kleinen Ort wie Kötz sei es schwer vorstellbar, dass ein Erwachsener am helllichten Tag einfach verschwindet.
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