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Kötz: Abwasserverband: Vor 50 Jahren gab es wenig Grund zur Freude

Kötz

Abwasserverband: Vor 50 Jahren gab es wenig Grund zur Freude

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    Abwassermeister Johann Kempfle (links) und der Verbandsvorsitzende Robert Strobel erläuterten geladenen Gästen die technisch aufwendige Verbandskläranlage in Kötz.
    Abwassermeister Johann Kempfle (links) und der Verbandsvorsitzende Robert Strobel erläuterten geladenen Gästen die technisch aufwendige Verbandskläranlage in Kötz. Foto: Kaiser

    Man muss es wohl zugeben: Allzu viele Gedanken machen wir uns für gewöhnlich nicht. Es scheint alles selbstverständlich zu sein. So, wie das Trinkwasser aus dem Hahn fließt, so fließt das Abwasser wieder weg, landet dank eines verzweigten Kanalnetzes in einer Kläranlage und anschließend, sorgsam gereinigt, in Flüssen und Bächen. Klingt einfach, ist aber enorm aufwendig. Davon konnten sich geladene Gäste beim Rundgang über das Gelände der

    Abwassermeister Johann Kempfle und sein Mitarbeiter Julian Beh führten die Besucher am frühen Donnerstagabend über das mehrere Hektar umfassende Gelände der Kläranlage in Kötz. Reinigungsbecken reiht sich an Reinigungsbecken, zahlreiche mechanische, biologische und chemische Prozesse sind nötig, ehe die zunächst braune Brühe wieder als klares Wasser in die Günz geleitet werden kann.

    Erläuterungen für den Biologie- und Chemieunterricht

    Optisch und geruchlich nicht jedermanns Sache ist die erste Station des Rundgangs, die Rechenanlage. In ihr werden allerlei Feststoffe aus dem ankommenden Abwasser geholt: Essensreste, Verpackungen, Damenbinden oder Ohrenstäbchen. Dinge, die nicht in die Toilette, sondern in die Mülleimer gehören, wie Kempfle und der Ichenhauser Bürgermeister Robert Strobel als Vorsitzender des Verbandes betonten. Es folgen der Sandfang, in dem Öle, Fette und Sand aus dem Abwasser geholt werden. Reihum sind weitere große Klärbecken angelegt – die Erläuterungen des Abwassermeisters eignen sich bestens für den Biologie- und den Chemieunterricht.

    Zu den Gründungsvätern des Abwasserzweckverbandes Unteres Günztal gehörte der frühere Ichenhauser Bürgermeister Walfred Kuhn (Mitte). Er durfte sich ebenso ins Goldene Buch der Stadt eintragen wie sein späterer Nachfolger Hans Klement (links). Rechts im Bild der Verbandsvorsitzende Robert Strobel.
    Zu den Gründungsvätern des Abwasserzweckverbandes Unteres Günztal gehörte der frühere Ichenhauser Bürgermeister Walfred Kuhn (Mitte). Er durfte sich ebenso ins Goldene Buch der Stadt eintragen wie sein späterer Nachfolger Hans Klement (links). Rechts im Bild der Verbandsvorsitzende Robert Strobel. Foto: Kaiser

    Wenn es nicht gerade regnet, kommen etwa 50 Liter Abwasser pro Sekunde in der Kläranlage an. Aufs Jahr gesehen sind das rund 2,3 Millionen Kubikmeter. Um die 40 Stunden dauert es, bis das Abwasser wieder klar ist und in die Günz geleitet werden kann. „Trinken würde ich es nicht, aber die Werte sind besser als die der Günz“, erklärte Johann Kempfle.

    Die Weitsicht vor 50 Jahren gewürdigt

    Als Abfallprodukt der Reinigung bleibt Klärschlamm übrig. Er muss in einer weiteren Anlage zunächst entwässert werden und landet anschließend in einem Faulturm. Dort entsteht Methangas, das für die Heizung der zahlreichen Gebäude genutzt wird. Aufgrund verschärfter Umweltauflagen ist es immer schwieriger, Klärschlamm als Dünger an die Landwirte zu liefern. Deshalb soll demnächst eine neue Trocknungsanlage beschafft werden, um den Klärschlamm in Verbrennungsanlagen thermisch verwerten zu können, kündigte Robert Strobel an.

    Das ist der Abwasserverband Unteres Günztal

    Der Abwasserzweckverband Unteres Günztal ist 1969 von der Stadt Ichenhausen, den Gemeinden Kötz und Waldstetten sowie den damals noch selbstständigen Ichenhauser Stadtteilen Autenried, Deubach, Hochwang, Oxenbronn und Rieden gegründet worden. Zehn Jahre später kamen Ellzee, Neuburg, Wiesenbach, Deisenhausen, Breitenthal und Ebershausen hinzu.

    In der Verbandskläranlage in Kötz wird das Abwasser von knapp 20 000 Einwohnern sowie zahlreichen Betrieben gereinigt. Der Verband unterhält etwa 35 Kilometer überörtlicher Abwasserkanäle von Ebershausen im Süden bis Kötz im Norden. Flächenmäßig deckt der Verband rund ein Viertel des Landkreises ab.

    In den 50 Jahren seines Bestehens hat der Verband nach Angaben von Robert Strobel, der Ichenhauser Bürgermeister und Verbandsvorsitzende, rund 102 Millionen Euro in die Abwasserentsorgung investiert, für Betrieb und Unterhalt sind etwa 53 Millionen angefallen. In den fünf Jahrzehnten sind 64 Milliarden Liter Abwasser (ohne Regenanteil) in der Kläranlage gereinigt und anschließend in die Günz geleitet worden. (kai)

    Bei der Feierstunde in der Günzhalle würdigte er die Weitsicht jener, die vor 50 Jahren gegen viele Widerstände den Zweckverband gegründet und damit einen „wichtigen Beitrag zum Natur- und Umweltschutz geleistet haben“. Walfred Kuhn erinnerte sich, dass es Ärger nicht nur gegeben habe, wenn Kanalrohre durch landwirtschaftliche Flächen gelegt werden mussten.

    "Jeder Staubsaugervertreter ist besser behandelt worden"

    Häufig sei er derart angegangen worden, dass er gelegentlich überlegt habe, den Bettel hinzuwerfen. „Jeder Staubsaugervertreter ist besser behandelt worden.“ Unterstützung habe es vor allem von Bruno Merk, Georg Simnacher und Hermann Gernert, damaliger Chef des Wasserwirtschaftsamts und Günzburger CSU-Stadtrat, gegeben.

    Zum guten Schluss durfte Kuhn noch eine besondere Ehrung erfahren. Eigens für die 50-Jahr-Feier waren kunstvoll zwei Seiten im Goldenen Buch der Stadt Ichenhausen angelegt worden. Der Alt-Bürgermeister, der im Übrigen bald seinen 90. Geburtstag feiern kann, durfte sich dort ebenso verewigen wie Hans Klement, sein späterer Nachfolger als Ichenhauser Bürgermeister und Verbandsvorsitzender.

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