Ein Jäger hat dafür gesorgt, dass die kriminellen Aktivitäten einer mehrköpfigen Einbrecherbande aufgeklärt wurden. Der Waidmann beobachtete die Täter am Sportheim des SV Kleinbeuren. Die Polizei schnappte die Verdächtigen, als sie zu fünft im Auto flüchten wollten. Drei der jungen Männer im Alter von 20, 23 und 25 stehen nun wegen gemeinschaftlichen Bandendiebstahls, Sachbeschädigung, Widerstands gegen Polizisten und Beleidigung vor dem Jugendschöffengericht in Günzburg. In unterschiedlicher Besetzung sollen die Angeklagten nicht nur das Kleinbeurer Vereinsheim, sondern wenige Tage zuvor im Dezember 2018 auch in das des SSV Peterswörth im Landkreis Dillingen eingestiegen sein.
Am Abend des Nikolaustages war Klaus Schätte eigentlich auf dem Ansitz nach Wildschweinen. Aber da sich bis 23.30 Uhr kein Schwarzkittel sehen ließ, ging er von Osten kommen auf das Sportgelände im Kammeltaler Ortsteil Kleinbeuren zu. Was er dann beobachtete, beschäftigte ihn noch Tage danach, wie er unserer Zeitung berichtete. Zunächst sah er Licht am Sportheim und hörte Geräusche, wie er vor dem Jugendschöffengericht aussagte.
Zunächst habe er vermutet, dass dort vielleicht Weihnachtsvorbereitungen liefen. Als er nur noch etwa 50 Meter entfernt war, erkannte der Jäger mindestens drei Personen, die an Rollläden und Tür des Gebäudes arbeiteten. „Dann habe ich mich zurückgezogen“, berichtete der Zeuge, denn schließlich habe er seine Jagdwaffe dabei gehabt und wollte kein Risiko eingehen. Nicht mal die Tür seines in der Nähe abgestellten Autos öffnete er: „Das Licht hätte die Täter vielleicht gewarnt.“ Über sein Handy verständigte er seine Frau, die die Polizei alarmierte.
Die Einbrecher fahren direkt auf die Polizei zu
Ein Streifenwagen der Burgauer Polizeiinspektion erreichte wenige Minuten später den Tatort – just in diesem Augenblick kam den Beamten das Auto, besetzt mit fünf Verdächtigen, auf der schmalen Zufahrtsstraße entgegen. „Im Kofferraum lag ein riesiger Flachbildfernseher, der fast rausfiel“, beschrieb ein Polizist als Zeuge die Lage, dazu eine Musikbox und eine Sporttasche, alles Beute aus dem Sportheim. Außerdem wurde Einbruchswerkzeug wie Schraubenzieher und Brecheisen entdeckt sowie Sturmmasken und insgesamt sechs Paar Handschuhe.
Die Überprüfung der fünf vorläufig Festgenommenen verlief beim ältesten Angeklagten, der jetzt in Ulm wohnt, nicht ganz unproblematisch. Der unter Alkoholeinfluss stehende 25-Jährige – der Test ergab circa 1,2 Promille – sträubte sich, als er in den Polizeitransporter gesetzt wurde, griff nach dem Funktelefon und musste mit Handschellen gefesselt werden. Den Beamten warf der Angeklagte Schimpfwörter wie „Lutscher“ und „Dreckswichser“ an den Kopf, wofür er sich in der Gerichtsverhandlung entschuldigte.
Die Verabredung zum Einbruch soll an einer Burgauer Tankstelle erfolgt sein
Zwei der beim Einbruch in Kleinbeuren überführten Täter waren bereits im Januar dieses Jahres zu Jugendstrafen und Arrest verurteilt worden, eine Berufung dagegen wurde wieder zurückgezogen. Deutlich komplizierter erwies sich die Aufarbeitung des zweiten Einbruchs in Peterswörth. Der Älteste des jetzt angeklagten Trios hatte die Tat bei der Polizei selbst eingeräumt und die Kumpels als Mittäter bezeichnet.
Der 20-Jährige – wegen seines Alters findet die Verhandlung vor dem Jugendschöffengericht statt – soll die Komplizen gefahren haben, der 23-Jährige sei dabei gewesen. Die Verabredung zum Bruch sei auf einer Burgauer Tankstelle erfolgt, wo sich die Bande zum „chillen“ traf, erzählte der 25-jährige Ulmer. Das Motiv sei chronischer Geldmangel gewesen, das Objekt in Peterswörth eher zufällig ausgesucht worden im Gegensatz zu Kleinbeuren.
Ein als Zeuge geladener Polizist ist in Corona-Quarantäne
Die Beteiligung in Peterswörth wurde von Mihael Milosevic und Markus Neumann, den Rechtsanwälten der beiden jüngeren Angeklagten, bestritten. Angeblich soll der Ältere, verteidigt von Dieter Schenk, die beiden nur hingehängt haben, weil er damit andere Komplizen decken wolle, vor denen er Respekt habe, sagte einer der Komplizen. Bei dem Bruch in Peterswörth wurden keine Fingerabdrücke oder DNA-Spuren gesichert, die eine konkrete Tatbeteiligung der jüngeren Mitangeklagten zweifelsfrei nachgewiesen hätten.
Ein als Zeuge geladener Polizeibeamter befindet sich derzeit in Corona-Quarantäne und soll beim Fortsetzungstermin am Mittwoch, 18. November, über seine Ermittlungen berichten. Dann sollen auch die beiden bereits verurteilten Komplizen aussagen.
Günzburger Gerichtsdirektor widerspricht Corona-Demonstranten
Amtsgerichtsdirektor Walter Henle, zugleich Vorsitzender des Jugendschöffengerichts, war zu Beginn der Verhandlung sozusagen in eigener Sache auf Behauptungen eingegangen, die bei einer Demonstration von Corona-Kritikern in Günzburg verbreitet wurden. Danach finde wegen der Pandemie angeblich keine Strafverfolgung mehr statt. „Die Funktionsfähigkeit der Strafjustiz ist trotz Corona gewährleistet“, sagte Henle. Ebenso falsch sei die Behauptung, das Betreuungsgericht sei nicht mehr in Günzburg ansässig.
Lesen Sie auch:
- Bewährung für Mann aus Kreis Günzburg mit Kinderpornografie auf Smartphone
- Fast zwei Millionen Euro Steuern hinterzogen: Discobetreiberin bestreitet Vorwürfe
- Verhandlung in Günzburg: Mehr als 70.000 Euro Schaden durch Sozialbetrug