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Kreis Günzburg: Kirchenasyl in Burgau: Kein Platz für Willkür

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Kirchenasyl in Burgau: Kein Platz für Willkür

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    Auf dem Gelände der Evangelischen Kirche in Burgau lebte diese Familie aus dem Irak über Monate im Kirchenasyl. Um sie kümmerten sich unter anderem Pfarrer Peter Gürth (links) und Christl Baumgärtner.
    Auf dem Gelände der Evangelischen Kirche in Burgau lebte diese Familie aus dem Irak über Monate im Kirchenasyl. Um sie kümmerten sich unter anderem Pfarrer Peter Gürth (links) und Christl Baumgärtner. Foto: Christian Kirstges

    Beim Thema Abschieben oder nicht geht es um Menschen – und ihre individuellen Schicksale. Das wird dieser Tage zu oft und in manchen Fällen sicher mit Absicht vergessen und gerne ausgeblendet. Die Geschichte der sechs Iraker, die ein halbes Jahr lang in Burgau im Kirchenasyl lebten, führt einem das besonders vor Augen. In der Heimat arbeiteten die Eltern in guten Berufen, die Töchter gingen auf eine Privatschule. Sie könnten ein gutes Leben führen, wäre die Lage dort nicht so prekär. Selbst unter Diktator Saddam Hussein seien sie sicherer gewesen als unter den Regierungen, die seit seinem Sturz und der Exekution an die Macht kamen, erzählen sie unserer Zeitung.

    Wie gut die beiden Mädchen bereits Deutsch sprechen, ist bemerkenswert. Dass sich die Eltern da noch wesentlich schwerer tun, quittieren die Kinder mit einem leichten Kopfschütteln – so wie es sonst Erwachsene tun, wenn der Nachwuchs scheinbar unnötige Fehler macht. Auch in der Pfarrei kam es gut an, wie sich die Familie trotz der schwierigen Umstände einbrachte. Dass es Christen sind, die ihnen helfen, spielt für die Muslime keine Rolle – Religion sei für sie ohnehin Privatsache. Dass sich die Eltern und Kinder deutschen Gepflogenheiten anpassen wollen, sollte selbstverständlich sein. Aber da das leider nicht alle Zuwanderer so sehen, ist es bei ihnen umso lobenswerter. Hier handelt es sich offenbar um eine Familie, die gut für unser Land wäre, dürfte sie bleiben.

    Nichtsdestotrotz ist es nicht akzeptabel, dass mit dem Kirchenasyl eine Parallelwelt besteht. Wenn Asylbewerber abgelehnt wurden, weil die Kriterien für eine Anerkennung nicht erfüllt sind – in diesem Fall war die Familie in Rumänien registriert –, sich der Abschiebung entziehen und das Verfahren auf Anfang gesetzt wird, brauchen wir keine Gesetze und Regeln mehr. Dann herrscht Willkür. Selbst die zuständige Mitarbeiterin einer übergeordneten Kirchenverwaltung kann das Prozedere des Kirchenasyls auf Anfrage unserer Zeitung nicht einfach erklären. Es sei zu komplex. Auch könne es durchaus Fälle geben, in denen die Behörden nicht involviert sind – was diese gegenüber unserer Zeitung auch so sagen. Das ist nicht minder bedenklich. Wie Asyl gehandhabt wird, muss überarbeitet werden. Für Willkür in jeglicher Hinsicht darf kein Platz mehr sein.

    Abgesehen davon, dass es all denen gegenüber ungerecht ist, die sich nicht in eine Kirche flüchten und das Land verlassen müssen: Es kann nur durch klare und für jeden geltende Regeln zumindest versucht werden, eine gewisse Akzeptanz für ein Asylverfahren zu bekommen. Wenn weder die Betroffenen selbst noch die Bevölkerung wissen, wie es abläuft, wird das nicht der Fall sein. Und das schürt Angst, Verzweiflung, Kritik und letztlich Hass – auf allen Seiten.

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